Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Strafen bereits gesühnt. Und was den sogenannten rechtsradikalen Hintergrund meiner Mitarbeiter angeht, so zeigen wir in dieser Hinsicht null Toleranz. Wenn wir so etwas entdecken, wird der Mitarbeiter sofort entlassen. Mein eigener Großvater hat …«
» Gegen die Nazis gekämpft, wir kennen die Geschichte«, unterbrach ihn Katrine. » Warum haben Sie dann weder Bjarne Kristoffersen noch Benjamin Andreasen gefeuert? Die trieben sich beide im Hooliganmilieu herum und standen einer rechtsextremen Bewegung nahe.«
Løvengren ließ eine blaue Rauchwolke aufsteigen. » Das ist mir völlig neu«, sagte er.
Storm schüttelte den Kopf. » Sehen Sie, und das wirkt eben völlig unglaubwürdig für uns. Hier sitzen Sie im Kreise«, er zeigte in die Runde, » ehemaliger Kriegskameraden. Leute, die zusammen gekämpft und sich aufeinander verlassen haben, und dann wollen Sie mir weismachen, dass niemand etwas gewusst haben will? Dass Sie weder etwas von Bjarnes Nazisympathien noch von dem Hakenkreuztattoo auf seiner Brust gewusst haben?«
Løvengren drehte sich zu L. T. um. » Hast du etwas davon gewusst?«
L. T. schüttelte den Kopf. » Nein, das ist mir völlig neu.«
» Vor seinem Tod hat Bjarne Aussagen gemacht, die ihn in Verbindung mit dem Terroranschlag am Kongens Nytorv bringen.«
Løvengren führte gerade die Zigarre zum Mund, hielt aber in der Bewegung inne. Er sah Storm an wie ein Pokerspieler, der versucht, seinem Gegenüber den Bluff an den Augen abzulesen. » Wirklich? Was für Aussagen?«
» Informationen, über die nur der Täter oder jemand verfügen kann, der in das Verbrechen involviert ist.«
Løvengren legte die Zigarre in dem großen Aschenbecher ab, dessen Rand ein Adler aus Messing zierte.
» Wir sind uns ziemlich sicher, dass Bjarne nicht allein gehandelt hat. Und wir sind uns ebenso sicher, dass es nicht seine Nazifreunde waren, die ihm geholfen haben. Fragt sich also, wer es war. Mit welchen Leuten er sich sonst noch umgeben hat.« Er schaute in die Runde, die Sicherheitsleute wandten den Kopf ab.
» Bjarne war ein guter Freund von uns allen«, sagte Løvengren. » Außerdem sollte er gerade an einer wichtigen Nothilfeaktion teilnehmen.«
» Ja, im Sudan«, entgegnete Katrine. » Wann ist das beschlossen worden?«
» So etwas geschieht laufend. Es handelt sich um eine sehr große Operation.«
» Warum hat Bjarne sein Sicherheitszertifikat und sein Visum erst wenige Tage vor seiner geplanten Abreise erhalten?«
Løvengren zuckte die Schultern.
» Er sollte für einen kranken Kollegen einspringen«, erklärte L. T.
Storm schaute zu ihm hinüber. Es war offenkundig, dass der Mann log. » Und Benjamin Andreasen?«
» Was ist mit ihm?«, fragte Løvengren.
» Der ist seit zwei Wochen verschwunden. Seit dem Tag, an dem Bjarne getötet wurde. Man verschwindet doch nicht einfach.«
» Darüber sind wir ebenso besorgt wie Sie.«
Katrine kniff die Augen zusammen. » Ich erinnere mich da an eine andere Person, einen Hauptmann, der spurlos verschwunden ist. Damals in Bosnien. Zuletzt wurde er mit Ihnen sowie drei, vier anderen Personen gesehen, die sich jetzt in diesem Raum befinden. Ist Benjamin auf dieselbe Art und Weise verschwunden?«
Løvengrens Hände krampften sich um die Tischplatte. » Ich denke, Sie sollten mit haltlosen Beschuldigungen ein wenig vorsichtiger sein, sonst ist meine Kooperationsbereitschaft gleich erschöpft.«
Sie blickte zu Storm hinüber.
Storm verzog keine Miene, während er in seine Innentasche griff und ein Foto hervorholte. Er gab es Løvengren. Es war das Foto von Herrn Sugimoto, das Jonas hinter dem Steuer des Bombenautos zeigte. Løvengren starrte das Foto sprachlos an, während er sich mit dem Handrücken über die Lippen fuhr.
» Als wir das letzte Mal hier waren, haben Sie uns nachdrücklich versichert, dass Jonas Vestergaard nichts mit der Bombe zu tun gehabt haben könne«, sagte Katrine. » Dass er die ganze Zeit unter Beobachtung stehe. Dass es unmöglich sei, hier etwas zu verbergen.«
» Was soll ich sagen … Da habe ich mich offenbar geirrt.«
» Ja, offensichtlich«, entgegnete Storm. » Wir haben den Verdacht, dass Jonas, Bjarne und Benjamin mit weiteren Mitarbeitern von Valhal Securities zusammengearbeitet haben.«
» Das kann ich mir trotz allem nicht vorstellen. Aber ich biete Ihnen wie gesagt eine vollständige Liste meiner Mitarbeiter an, damit Sie sich ein Bild machen können.«
» Danke, aber das reicht uns nicht. Wir wollen Ihr
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