Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
ein, dass seine Dienstpistole immer noch unter dem Vordersitz seines Wagens lag, und er ärgerte sich darüber, sie nicht ins Haus mitgenommen zu haben. Er war es einfach nicht gewohnt, bewaffnet zu sein.
Storm überquerte die Straße. Løvengren öffnete die Fahrertür und stieg aus.
» Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
» Worum geht’s?«, fragte Storm ohne Umschweife.
» Ich habe das Gefühl, dass unser letztes Gespräch ein wenig schiefgelaufen ist, und das ist meine Schuld. Ich bin leider nicht immer so diplomatisch, wie ich sein sollte.« Er breitete entschuldigend die Arme aus. » Meine Zeit beim Militär lässt sich eben nicht verleugnen.«
Storm zuckte die Schultern. » Sind Sie hier, um mir das zu sagen?«
» Kommen Sie«, sagte Løvengren und schlenderte zur Heckklappe des Wagens. » Den Ruf meiner Firma verteidige ich mit Klauen und Zähnen. Sie ist ja sozusagen mein Kind. Vielleicht hat diese Einstellung zu ein paar Missverständnissen geführt«, sagte er und öffnete die Heckklappe. Das Licht über der Ladefläche ging an, darin lag eine schwarze Sporttasche. » Doch seien Sie gewiss, dass wir auf derselben Seite stehen«, fügte er hinzu. » Ich habe nicht das Geringste zu verbergen und überhaupt keinen Anlass, Kriminelle zu schützen, die es auf das Wohl unseres Landes abgesehen haben.«
Er zog den Reißverschluss der Tasche auf und holte einen durchsichtigen Plastikbeutel heraus.
Storm betrachtete den Inhalt. Es war ein Baseballschläger, an dem geronnenes Blut klebte.
Løvengren drehte sich zu ihm um. » Wir haben erst einmal selbst versucht, dieser Sache auf den Grund zu gehen«, sagte er und hielt den Beutel in die Höhe. » Bevor wir die Polizei informieren. Im Nachhinein betrachtet war das ein Fehler.«
» Was ist das?«, fragte Storm.
» Der Baseballschläger, mit dem der arme Mann im Bregnehøjpark erschlagen wurde.«
» Wo haben Sie den her?«
» Wir haben ihn bei Bjarne gefunden, nach seinem Tod. Benjamin hat mich angerufen. Er hat mir erzählt, was Bjarne getan hat. Benjamin war auf dem Weg außer Landes. Ich habe natürlich versucht, ihn aufzuhalten, aber …«
Storm nahm den Beutel mit dem Schläger. » Wir werden eine Untersuchung einleiten. Im Grunde geht es ja hier um die Unterschlagung von Beweismaterial …«
» Das käme doch niemandem zugute. Sie sollten das lieber als Beweis meiner Kooperationsbereitschaft ansehen.«
Storm nickte. » Gut. Aber das erklärt ja immer noch nicht, wer hinter dem Bombenanschlag am Kongens Nytorv steckt.«
» Da sollten Sie Ihre Ermittlungen auf die Nazifreunde von Bjarne richten. Es steht ja außer Frage, dass sie Jonas manipuliert haben, diese Tat auszuführen. Eine andere Erklärung gibt es nicht.«
» Wir wollen immer noch die Hausdurchsuchung bei Ihnen durchführen. Am besten in beiderseitigem Einvernehmen.«
Løvengren warf die Heckklappe zu. » Damit Sie Ihre Abhörgeräte installieren können? Ich bin doch nicht blöd, Storm. Ich kenne das Spiel. Merken Sie denn nicht, dass ich Ihnen helfen will?«
» Wir sehen uns morgen«, entgegnete Storm. Dann drehte er sich um und ging zum Haus zurück.
» Haben Sie kürzlich mit Ihrem Vater gesprochen?«
Die Frage traf ihn wie einen Schuss in den Rücken. Storm drehte sich um und sah Løvengren an. » Was haben Sie gesagt?«
» Ihr Vater. Ob Sie mit ihm gesprochen haben?«
Storm ging zu ihm. » Wollen Sie etwa meiner Familie drohen?«
Løvengren hob beschwichtigend die Hände. » Aber ganz und gar nicht. Im Gegenteil.«
» Warum bringen Sie dann meinen Vater ins Spiel?«
Løvengren schaute ihn eindringlich an. » Sie sind anscheinend völlig unwissend.« Es hörte sich wie ein Vorwurf an.
» Was meinen Sie damit?«
Løvengren öffnete die Tür und setzte sich ins Auto. » Fragen Sie ihn nach dem Protokoll.«
» Welches Protokoll?«
» Das, nach dem wir uns alle richten.« Er warf die Tür zu und ließ den Motor an. Dann fuhr er davon.
55
MACHT DURCH DARLEHEN
Wir werden die Börsen durch staatseigene Kreditinstitute ersetzen. Sie allein werden den Wert eines Unternehmens nach unseren Gesichtspunkten festlegen. Auf diese Weise wird die Industrie der Ungläubigen von unserem Wohlwollen abhängig sein und unsere Machtposition sichern.
K apitel XX : D arlehen
Als Katrine Storm auf dem Gang bemerkte, stand sie auf und lief ihm rasch hinterher.
» Nikolaj?«, rief sie.
Storm fuhr herum und hätte fast die Mappe fallen lassen, die er unter dem Arm trug.
»
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