Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
auf den Monitor, der Faris’ Badezimmer zeigte. » Kannst du sehen, was er da macht?«
Auf dem Bildschirm sah man, wie sich Hamza über die Toilette beugte und sich am Deckel des Spülkastens zu schaffen machte. Es sah fast so aus, als führe er einen merkwürdigen Tanz auf. Schließlich hatte er den Deckel gelöst und legte ihn auf den Boden. Dann steckte er beide Hände in den offenen Kasten und zog vorsichtig einen großen Glasbehälter heraus. Man konnte nicht sehen, was sich darin befand.
» Kann das TATP sein?«, fragte Storm.
» Um Gottes willen.« Niels fuhr sich durch die Haare. Alle scharten sich um den Monitor.
» Das würde erklären, warum es im Spülkasten versteckt war«, sagte Niels. » Gleichmäßig kühle Temperatur und keine Erschütterungen. Außerdem genug Abstand zu den restlichen Räumen, falls etwas schiefgeht.«
» Wenn das TATP ist, würde das überhaupt keinen Unterschied machen«, widersprach Claus. » Dann stürzt das ganze Gebäude zusammen.«
» Was soll es denn sonst sein, das sie dort verstecken?«
» Dope?«, schlug Katrine vor.
» Ja, vielleicht«, sagte Niels. » Die kiffen ja ziemlich viel.«
Hamza trug den Glasbehälter vorsichtig aus dem Badezimmer.
» Das ist kein Rauschgift«, sagte Storm und schüttelte den Kopf. » Der macht sich doch vor Angst, das Ding fallen zu lassen, fast in die Hose.«
Auf dem nächsten Monitor sah man, wie Hamza ins Wohnzimmer kam und den Behälter behutsam auf dem Esstisch abstellte. Faris und die anderen kamen zu ihm.
Storm wandte sich an Claus. » Ruf die Zentrale an. Die sollen sofort ein SEK schicken, dann setz dich mit Kopenhagen und dem Chef der Bereitschaft in Verbindung.«
Claus folgte umgehend Storms Anweisung.
Auf dem Monitor sahen sie, wie Faris einen Werkzeugkasten holte. Er setzte sich an den Tisch, Mustafa gab ihm ein Handy. Faris begann, es auseinanderzuzschrauben.
» Der Scheißkerl baut einen Detonator«, sagte Niels.
Storm griff zu seinem Handy und rief Kampmann an.
Katrine warf ihm einen besorgten Blick zu. » Wie lange dauert es, bis das SEK einsatzbereit ist?«
» Zwanzig bis dreißig Minuten.«
» Sind Sie bewaffnet?«
Er schaute sie verwundert an. » Warum?«
» Wir sind fünf, die sind vier. Das sollte reichen.«
Er schüttelte den Kopf. » Wir werden hier nicht die Cowboys spielen, wenn das Haus voller Sprengstoff ist.«
Er wurde mit Kampmann verbunden und setzte ihm die Situation auseinander. Alle verfügbaren Einheiten sollten mobilisiert werden. Die Bereitschaftspolizei sollte den gesamten Bregnehøjpark abriegeln, während das SEK sich um das fragliche Objekt kümmerte und die Festnahmen durchführte. Das betreffe sowohl die Leute in Farouks Haus als auch ihre Familien. Die nachfolgenden Hausdurchsuchungen sollten von Sprengstoffexperten und Technikern durchgeführt werden.
Katrine lauschte dem Gespräch. Sie schienen eine große Operation in die Wege zu leiten. Viel zu groß, dachte sie. Es war gut möglich, dass die Späher vor den Haschclubs das SEK entdeckten, ehe es zu Faris’ Haus vordringen konnte.
» Wir müssen eine schnelle Operation vor Ort durchführen«, sagte sie.
Storm legte eine Hand über das Mikrofon des Telefons. » Ich teile Ihre Besorgnis, aber wir haben die Sache im Griff, Katrine. Wir tun hier, was wir immer tun.«
Sie hob entschuldigend die Hände. Storm setzte sein Gespräch fort.
Katrine warf einen Blick auf den Monitor. Das körnige Bild aus Faris’ Wohnung hatte plötzlich etwas Bedrohliches. Wie aus einem Horrorfilm, den man nicht anhalten konnte.
Aus dem Lautsprecher drang Mustafas sanfte Stimme. Faris und die anderen summten das Lied mit, das er angestimmt hatte.
Niels schluckte. » Ich kenne dieses Lied. Das ist die Hymne der Märtyrer. Es gibt einen berühmten Clip im Internet, wo zwei Terroristen sich ihre Bombengürtel anlegen, während sie dieses Lied singen. Das ist so etwas wie ein Hit unter den Islamisten.«
Auf dem Bildschirm sah man, wie Faris mit flinken Fingern das Handy wieder zusammensetzte.
Der Detonator war bereit.
22
Über dem Bregnehøjpark war ein Unwetter aufgezogen. Der Regen peitschte auf die grauen Gebäude nieder, die im Dunkeln lagen. Ein Blitz tauchte die Mitglieder des SEK in ihren Kampfanzügen für eine Sekunde in gleißendes Licht, während sie sich auf die Reihenhäuser am Akaciestien zubewegten. Drei entsprechende sechsköpfige Einheiten rückten zur selben Zeit auf die Häuser vor, in denen Mustafa, Hamza und Jamaal mit
Weitere Kostenlose Bücher