Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
engsten Mitarbeiter Bescheid gewusst. Sie war sicher, dass Storm der Einzige war, der einen vollständigen Überblick hatte. Diese Tölpel in ihrer Wohnung kannten nur ihren eigenen kleinen Auftrag, mehr nicht.
Das warme Wasser war eine Wohltat.
Wenn sie das nächste Mal mit Storm sprach, würde sie von ihm eine konkrete Aussage fordern, wie lange die Sache noch dauern würde. Je länger seine Leute hierblieben, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, irgendwann entdeckt zu werden, und sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, was das für Konsequenzen hätte.
Für so etwas gab in diesem Viertel kein Pardon.
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DIE BESONDERE SCHULUNG
Bis kein Risiko mehr darin besteht, unsere rechtgläubigen Brüder wichtige Positionen des Staates einnehmen zu lassen, werden wir diese Personen überlassen, deren Ruf und Vergangenheit dergestalt sind, dass sie im Falle des Ungehorsams jederzeit in Misskredit gebracht werden oder vollkommen verschwinden können. Somit stellen wir sicher, dass sie sich bis zu ihrem letzten Atemzug unseren Interessen gegenüber loyal verhalten werden.
K apitel VIII : P rovisorische M acht
Es war gegen neun Uhr abends, als Faris den Akaciestien entlangging. Er trug einen kleinen Rucksack. Den ganzen Tag hatte er mit den Jungs aus der Moschee am Eingang des Einkaufszentrums gestanden und Flugblätter verteilt. Nun hatte er ihnen die letzten Flugblätter in die Hand gedrückt und war auf dem Weg zu seinem Auto, das im Parkhaus stand. Er überquerte den Platz und ging die Rampe hinauf.
Von diesem Gebäude aus hatte er eine gute Sicht über den Bregnehøjpark. Er konnte sogar sein eigenes Haus sehen und hatte hier in den letzten Monaten ziemlich viel Zeit verbracht, um die Gegend zu observieren. Doch bisher war ihm nichts Verdächtiges aufgefallen. Die Einzigen, die sich ständig zeigten, waren die Loser, die bei den verschiedenen Haschclubs ein und aus gingen. Trotz seiner Ermahnungen hatte er auch beobachtet, wie Hamza und Jamaal Hasch gekauft hatten. Auf die beiden konnte man sich einfach nicht verlassen. Er hoffte, dass sie ihn nicht irgendwann im Stich ließen – schon gar nicht jetzt, da es ihm gelungen war, die Pistolen zu besorgen. Er hatte ihnen nichts davon erzählt. Das sollte eine Überraschung sein, dachte er und ging der Etage entgegen, auf der sich sein Wagen befand.
Faris schaute sich um. Hier oben war niemand außer ihm. Dann wandte er sich von seinem Honda ab und spazierte die Reihe der parkenden Fahrzeuge entlang. Vor einem älteren Ford Transit blieb er stehen.
» Allahu akhbar«, hörte er eine Stimme hinter sich. Faris fuhr herum.
Mustafa tauchte hinter einem Betonpfeiler auf, wo er sich offenbar versteckt gehalten hatte.
» Hast du mich erschreckt!«
» Das wollte ich nicht.« Mustafa ging zu ihm. Er trug einen Rucksack über der Schulter.
» Wo sind die anderen?«
» Sind auf dem Weg.«
» Waren die bei mir zu Hause?«
Mustafa nickte.
Faris blickte sich um, ehe er die Hintertür öffnete und einstieg. Auf der Ladefläche standen zwei riesige Plastikbehälter und vier 30-Liter-Gasflaschen. Mustafa reichte ihm den Rucksack. Faris öffnete ihn und betrachtete das Kunstdüngergranulat.
» Ist das genug?«
» Mehr als genug«, antwortete Faris, leerte zunächst Mustafas Rucksack in eine der Tonnen und danach seinen eigenen. » Fast fünfhundert Kilo.«
Vom anderen Ende des Parkdecks drangen Stimmen zu ihnen herüber. Faris blickte auf. Er konnte hören, wie Hamza und Jamaal in einiger Entfernung miteinander diskutierten. Faris stieg aus.
Die beiden trugen je eine Plastiktüte in der Hand.
» Könnt ihr nicht ein bisschen leiser sein!«
Hamza öffnete die Jacke und zog umständlich eine weitere Tüte hervor.
» Ist verdammt anstrengend, die durch die Gegend zu schleppen, Faris«, beschwerte sich Hamza.
» Ja, können wir die letzte nicht mit dem Auto holen?«, fragte Jamaal.
Faris starrte ihn an. » Großartiger Plan, dem ganzen Viertel zu zeigen, was wir vorhaben«, entgegnete er sarkastisch. Er nahm die Tüten voller Kunstdünger und schleppte sie zum Auto.
» Wir sind schon tausendmal hin und her gegangen«, sagte Hamza. » Ich kann nicht mehr. Das muss reichen.«
Im Lauf der letzten Wochen hatten sie den Kunstdünger geholt, den Faris bei sich zu Hause aufbewahrte, und hatten ihn Tüte für Tüte zum Lieferwagen getragen. Sie hatten das zu jeder erdenklichen Tageszeit getan, um keinen Verdacht zu erregen.
Mustafa sah ihn lächelnd an. » Inschallah.
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