Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
dem geplanten Attentat, an denen sie beteiligt gewesen seien. Sie taten dies nicht so wortreich wie Faris, stützten seine Aussage aber in den wesentlichen Punkten. Mustafa, der apathisch und depressiv wirkte, musste Storm allerdings fast jedes Wort aus der Nase ziehen. Schließlich bat Storm einen Arzt, ihn zu untersuchen. Zum jetzigen Zeitpunkt legte er nicht den geringsten Wert darauf, sich auch noch mit einem Selbstmordversuch auseinandersetzen zu müssen.
Er rief Kampmann an und unterrichtete ihn von der neuesten Entwicklung.
» Das ist ja outstanding, wie sie auf der anderen Seite des großen Teichs sagen!«, rief Kampmann. » Outstanding!«
*
Als Storm in die Zentrale nach Søborg zurückkehrte, hatte Kampmann die frohe Botschaft schon überall herumposaunt. Staatsanwalt Palsby war umgehend bei ihnen eingetroffen, um die Pressemitteilungen zu koordinieren.
Im Büro des PET -Chefs wurde mit einem Glas Sherry angestoßen. Es war erst das dritte Mal während seiner gesamten Zeit am Klausdalsbrovej, dass Storm sich in Møllers Büro befand.
» Das macht ja zweifellos alles ein wenig einfacher«, sagte Palsby, der sich bereits darauf zu freuen schien, den Medien die guten Neuigkeiten zu verkünden.
» Gute Arbeit, Nikolaj«, sagte Karsten Møller mit ernster Miene.
Storm nickte beklommen. » Danke, wir haben ja auch alle verfügbaren Ressourcen aktiviert.«
» Haben Sie eine Ahnung, was die Männer zu ihrem plötzlichen Sinneswandel bewogen hat?«
Storm wiegte unsicher den Kopf. » Wir haben sie ja von Anfang an unter Druck gesetzt. Vielleicht haben sie irgendwann eingesehen, dass ihnen keine andere Wahl blieb.«
» Fanatiker!«, rief Kampmann dazwischen. » Solche Typen sind immer unberechenbar.«
» Nichtsdestotrotz haben wir jetzt drei schriftliche Geständnisse vorliegen. Ich werde dafür sorgen, dass sie für alle Zeit hinter Schloss und Riegel verschwinden«, sagte Palsby.
Kampmann zwinkerte Palsby zu und schlug ihm auf die Schulter.
» Outstanding!«
» Wie sieht der nächste Schritt aus?«, fragte Møller.
» Die Vernehmungen dauern an. Es gibt ja noch einige Details, die geklärt und überprüft werden müssen«, antwortete Storm.
» Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Storm nickte und leerte das Sherryglas. Eigentlich hätte er große Erleichterung, im Namen der Abteilung vielleicht sogar ein wenig Stolz empfinden sollen. Doch wenn er ehrlich war, fühlte er nichts als Erschöpfung.
Eine halbe Stunde später kehrte Storm in sein Büro zurück und begann damit, seine E-Mails abzuarbeiten, die sich angehäuft hatten. Darunter befanden sich Laborberichte, Einschätzungen von Sprengstoffexperten und Stellungnahmen aller möglichen Leute, die in den Fall involviert waren. Einiges davon musste bis zum nächsten Tag warten. Die letzte Mail, die er bekommen hatte, war von Niels. Er schrieb, dass die Telefongesellschaft TDC endlich ihre Serverprobleme behoben und die Telefonlisten geschickt habe. Die Listen enthielten alle Verbindungen, die seit dem Tag des Bombenanschlags auf den Handys der Inhaftierten registriert worden waren. Sein Blick wanderte über die Aufstellung der empfangenen Anrufe. Niels hatte eine Karte von Kopenhagen beigefügt und die entsprechenden Sendemasten angekreuzt. Auf diese Weise ergab sich eine elektronische Spur über die Wege, die die Inhaftierten genommen hatten.
Storm lehnte sich mit einem tiefen Seufzer zurück. Er hätte sich gewünscht, mit der Durchsicht der E-Mails bis morgen gewartet zu haben oder zumindest so lange, bis der Geschmack von Møllers Sherry sich wieder verflüchtigt hatte. Auf dem Monitor betrachtete er erneut die Karte von Kopenhagen.
Zu der Zeit des Bombenanschlags hatte sich kein einziges Handy der Inhaftierten in der Nähe der Sendemasten rund um den Kongens Nytorv befunden.
27
Der Motorenlärm übertönte den Ausbilder auf dem Rücksitz. Die Umdrehungszahlen befanden sich im roten Bereich, und Benjamin suchte verzweifelt nach dem dritten Gang, was mit verbundenen Augen ein schwieriges Unterfangen war.
» Nach rechts. Rechts!« Das war das Letzte, was er hörte, ehe es einen schweren Aufprall gab und das Auto stillstand. Das passierte bereits zum dritten Mal an diesem Tag, sein Nacken schmerzte von den vielen Kollisionen. Benjamin riss sich die Binde herunter und rieb sich erschöpft die Augen. Ein weiteres Mal hatte er den alten Golf direkt gegen die Barriere aus alten Autoreifen gelenkt. Er legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus
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