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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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und verschüttet dabei die Soße. Dies ist ihm auch früher schon öfters passiert.
    Normalerweise holt er in einer solchen Situation einen Lappen und säubert das angerichtete Missgeschick. Nicht an diesem Tag. Maudsley nimmt den Blechteller und wirft ihn an die Wand. Soße und Gemüse tropfen an der Wand herunter, und das amüsiert seine Zellengenossen. So haben sie Robert noch nie erlebt.
    »Schmeckt wohl nicht?« Doch sie bekommen keine Antwort. »Diesen Scheißfraß kann man ja auch nur an die Wand werfen«, versucht Salney die Situation herunterzuspielen.
    Doch Maudsley reagiert noch immer nicht Er wirkt vollkommen apathisch. Wortlos geht er zu seinem Bett und legt sich wieder hin. Mit weit aufgerissenen Augen und leerem Blick starrt er zur Decke. Die Zellengenossen sind sich sicher, nun holt Robert seinen versäumten Nachtschlaf nach.
    Längst knallen die Trümpfe ihres Spieles erneut auf den Tisch. Noch immer, nach all der langen Zeit, freuen sie sich über jedes gewonnene Spiel.
    Doch bei aller Freude über einen Sieg lassen sie Robert nicht aus den Augen. Kein Schnarchen ist zu hören. Das lässt ihnen keine Ruhe.
    »Hoffentlich dreht der nicht völlig durch«, sagt Salney.
    Doch William schüttelt nur den Kopf. Ihm ist das gute Blatt, das er in Händen hält, wichtiger.

Ein rätselhafter Friseurbesuch

    Nach circa einer Stunde steht Maudsley von seinem Bett auf und geht geradewegs zur Zellentür. Er wirkt ruhig, völlig entspannt. Er drückt den Klingelknopf, der sich neben der Zellentür befindet und eigentlich für Notfälle gedacht ist.
    Besorgt fragen seine Zellengenossen: »Hey, Robert, bist du krank, können wir dir helfen?«
    »Nein, ich fühle mich gut. Ich will nur zum Friseur.«
    »Ach so, zum Friseur«, stellen sie lapidar fest und konzentrieren sich wieder auf ihr Spiel.

    Schon von weitem hört man die Schritte des Beamten. Nach einiger Zeit öffnet sich die Luke der schweren Zellentür und der Wärter ruft: »Was gibt es denn so Eiliges?« Maudsley tritt ein wenig von der Tür zurück und trägt sein Ersuchen vor.
    »So so, zum Friseur wollen Sie. Da haben Sie Glück, der ist gerade frei.«
    Der Wärter öffnet die Zellentür und geht mit Maudsley den langen Zellengang entlang. In der letzten Zelle des Ganges ist der Friseur der Anstalt untergebracht. Der »Salon« ist karg eingerichtet, aber doch mit allen notwendigen Geräten ausgestattet. Die Zellentür ist den ganzen Tag geöffnet.
    Friseur einer so großen Anstalt zu sein ist ein Privileg.
    Besondere Haarschnittwünsche kosten einen »Koffer« (ein Paket Tabak). Meist arbeiten die Friseure über Jahre hier.
    Sollte einmal kein gelernter Friseur einsitzen, wird ein langjähriger, meist Lebenslänglicher für diese Arbeit ausgebildet.
    Bill, der schon seit über drei Jahren den Laden führt, ist nicht sehr begeistert von seinem Kunden. Er kennt die Geschichten, die man sich von ihm im Gefängnis erzählt.
    »Na, wie geht’s denn so, Robert«, will der 42-jährige homosexuelle Friseur wissen.
    »Na, wie wird es mir schon gehen, wenn ich mir von einem wie dir an den Kopf fassen lassen muss.«
    Doch Bill überspielt mit einem Lächeln die Situation: »Na, du willst doch auch einen tollen Haarschnitt von mir, da ist man doch nicht so garstig. Oder soll ich dir eine Glatze rasieren?«
    »Ich gebe dir einen guten Rat schneide mir die Haare ordentlich, sonst schneide ich dir etwas anderes ab. Hast du mich verstanden?«, entgegnet Robert.
    »Du machst aber wieder Späße heute«, ist der knappe Kommentar des Friseurs. Und er beginnt mit seiner Arbeit.
    Maudsley lässt es fast apathisch über sich ergehen. Und Bill versucht, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.

    Im Spiegel sieht Robert einen großen Berg abgeschnittener Haare in der Ecke der Zelle liegen. Nur einmal am Tag kann der Friseur seinen Abfall entsorgen, und bei 20 bis 30 Kunden am Tag kommt da schon einiges zusammen.
    »Ich will die abgeschnittenen Haare dort in der Ecke mitnehmen«, sagt Robert bestimmt.
    »Na, was willst du denn mit denen?«
    »Das geht dich gar nichts an, ich will sie und Ende.«
    »Wenn du meinst… dann brauche ich sie nicht zum Container zu bringen. Das ist mir nur recht«
    Bill lässt sich auf kein weiteres Gespräch mit Robert ein. Er kann zwar nicht verstehen, was ein Gefangener mit der verlorenen Haarpracht seiner Kollegen anfangen will – aber was schert es ihn.
    »So, mein Herr, der Haarschnitt ist mir aber heute besonders gut gelungen. Das kostet

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