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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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Gefängnissen auf der ganzen Welt. Die Kuriere erhalten das Geld von Angehörigen und bringen es mit den Lieferfahr-zeugen ins Gefängnis, natürlich für ein ansehnliches Honorar.
    Zuweilen wird das Geld auch direkt von den Angehörigen bei ihren Besuchen eingeschmuggelt.
    Eine weitere undichte Stelle sind die Freigänger. Meistens handelt es sich dabei um Gefangene mit einer nur noch geringen Haftzeit. Sie dürfen in Betrieben außerhalb der Anstalt arbeiten. Auch sie werden täglich gefilzt, aber sie finden immer wieder einen neuen Weg, die Kontrollen zu überwinden. Neuerdings setzt man in den Anstalten einen Alkomat ein, wie er auch im Straßenverkehr Verwendung findet. Sollte einer der Freigänger Alkohol getrunken haben, ist seine Vorzugsstellung beendet. Für viele ein schweres Los. Sie haben zum Teil seit Jahren keinen Alkohol getrunken.
    Dementsprechend groß ist ihr Verlangen. Viele erliegen der Versuchung, und die Ernüchterung ist hart.
    Das sind die gängigen Wege, an unerlaubte Dinge heranzukommen. Doch viele der Gefangenen sind erfinderisch. Schon so mancher Gefängnisdirektor hat sich über die erstaunliche Kreativität seiner Schutzbefohlenen gewundert.

Die Nacht bricht an

    Längst haben sich unsere drei Gefangenen an diesem Juliabend des Jahres 1978 wieder in ihrer Zelle eingefunden. Robert staunt nicht schlecht, als er sieht, wie viele Kartons Darwood für ihn organisieren konnte.
    »Das werde ich dir nie vergessen«, lobt ihn Robert.
    »Schon gut, mit drei ›Koffern‹ ist die Sache geregelt«, antwortet Darwood.
    »Die bekommst du gerne.« Robert geht zu seinem Schrank und überreicht Darwood den gewünschten Lohn.
    »So, jetzt kann ich mir wieder Kaffee kaufen«, stellt Darwood freudig fest und verstaut den Tabak mit einem Lächeln. Dabei sieht ihn Robert verächtlich von der Seite an.
    »Hab’ ich zu viel verlangt?«, fragt Darwood nun verängstigt.
    Um keinen Preis will er sich Ärger mit Robert einhandeln.
    »Nein, nein, lass nur, das ist schon in Ordnung. Ich habe an etwas ganz anderes gedacht«, antwortet Robert Ihr Gespräch wird durch das Öffnen der Luke in der Zellentür unterbrochen. »Abendessen«, tönt es durch den Gang.
    »Ich dachte schon, Marilyn Monroe kommt zu Besuch«, ruft William dem Essen ausgebenden »Hausel« zu.
    »Die lebt doch gar nicht mehr, aber wie wär’s mit Anita Ekberg, die wäre doch was?«, scherzt der »Hausel« zurück.
    Dabei reicht er den dreien das Abendessen: eine Kanne Tee und je zwei Scheiben Brot und Käse.
    »Komm, gib mir noch zwei Scheiben Brot, davon werde ich doch nie satt.«
    Der Beamte nickt, und Robert erhält eine Sonderration.

    Die Teekanne wird so auf den Tisch geknallt, dass der Tee überschwappt. Jeder holt seinen Blechnapf und gießt sich ein.
    »Möchte nur wissen, wie dieses Spülwasser zu dem Namen Tee kommt«, stellt Darwood wie fast jeden Tag fest.
    Robert hat es an diesem Abend besonders eilig mit dem Abendessen. Kaum hat er es hinuntergeschlungen, geht er zu seinem Bett und holt die von Darwood mitgebrachten Kartons hervor. Mühsam trennt er die Vorder- und Rückseiten der rechteckigen Kartons. Er will die Seiten verlängern. Er schneidet und leimt, bis er zwei etwa 1,80 m lange und 60 cm breite Behältnisse geschaffen hat. Dann verstaut er sie unter seinem Bett.
    »Ja, um Gottes willen, die Kartons sind doch viel zu groß, Robert. So viel Gerümpel hast du doch gar nicht? Da wird der ›Wachtel‹ aber morgen blöd schauen«, stellt Darwood verwundert fest.
    »Lass nur, die sind schon in Ordnung so«, ist Roberts kurze Antwort. Dabei kramt er einige Gegenstände aus dem Schrank und geht zum Tisch. Als er sie vor seinem Platz ausbreitet, müssen seine Zellengenossen lachen.
    »Wird wohl wieder Bibel gelesen heute Nacht. Du wirst noch ein Heiliger werden, wenn du so weitermachst«, spottet William.
    Natürlich wissen sie sofort, was Robert mit diesen Gegenständen vorhat. Sie haben sie selbst schon öfter gebraucht, um in der Nacht Karten spielen zu können. Da ab 22 Uhr das Licht gelöscht wird, muss man sich anderweitig behelfen, um Licht in die Zelle zu bringen.
    Robert streicht Margarine in einen kleinen Blechbehälter, nimmt einen schmalen Streifen Stoff und wickelt ihn zu einer Schnur. Die Schnur wird wieder mit Margarine bestrichen und in die Mitte des Behälters in das Fett gesteckt Und die nächtliche Beleuchtung ist sichergestellt. So bastelt man sich im Gefängnis eine Kerze. Das ist eigentlich verboten,

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