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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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fremden Sprache. Maudsley tut sich schwer mit dem Erlernen der Fremdsprache. Doch die beiden haben Zeit, sehr viel Zeit.
    Mit unendlicher Geduld versucht Darwood, Maudsley zu unterrichten, obwohl er nicht nachvollziehen kann, wofür dieser seine Kenntnisse verwenden will.
    »Ich will, was ich Zeit meines Lebens nicht konnte. Ich will klug werden, um nicht als Dummkopf zu enden«, klärt Maudsley seinen Knastkollegen auf.
    »Aber für wen willst du diese Fremdsprache lernen, die kannst du doch hier als Knacki nicht gebrauchen?«, fragt ihn sein Lehrer.
    »Überlass das mal mir. Ich zahle dich gut, und das genügt doch, oder?«
    »Natürlich, aber man wird doch noch fragen dürfen«, entgegnet Salney.
    »Komischer Kauz«, denkt sich Salney und beginnt mit William, dem anderen Zellengenossen, ein neues Kartenspiel.
    Verstohlen deutet er mit dem Zeigefinger zur Stirn.

Schlaflose Nächte

    Das Licht ist längst erloschen, und Stille kehrt ein. Nur ein Häftling findet keine Ruhe in dieser Nacht: Robert John Maudsley. Mit den Händen auf dem Rücken schreitet er stundenlang die wenigen Meter auf und ab. Misstrauisch beobachten seine Zellengenossen das nächtliche Treiben, bis sie der Schlaf übermannt. Sie erleben nicht, wie sich der sanfte Riese dem Killer Maudsley ergibt, wie sich sein Gesichtsausdruck zu einer Fratze verändert und er seine klobigen Hände aneinander reibt. Seine Blicke streichen ruhelos über die Betten seiner Kollegen, die in der Dunkelheit nur noch schemenhaft zu erkennen sind.
    In rhythmischem Wechsel erhellen die kreisenden Scheinwerfer auf den Gefängnismauern die Zelle für wenige Sekunden. Maudsley setzt sich an den Tisch, auf dem noch immer die Blechnäpfe vom Nachmittagstee stehen und die Spielkarten liegen. Eine aufgeschlagene Zeitung mit dem Bild eines halb bekleideten Mädchens erkennt er nur schemenhaft.
    Wutentbrannt streicht er mit den Armen das Blatt vom Tisch.
    Krachend gehen dabei auch die beiden Blechtassen zu Boden.
    In der Stille der Nacht dröhnen sie wie ein Gewitter. Doch niemand hört es, nicht einmal die beiden Knastbrüder, die tief und fest schlafen.
    Maudsley ist wie in einem Rausch. Das laute Schnarchen der beiden, das ihn immer störte, nimmt er nicht wahr. Er sieht nur auf ihre mit der schäbigen Wolldecke bedeckten Leiber. Er erkennt die Hilflosigkeit dieser Menschen. Er genießt förmlich, dass sie ihm, Robert John Maudsley, in diesem Moment ausgeliefert sind. Er denkt darüber nach, was er ihnen jetzt alles antun könnte. »Alles Schwule und Kinderschänder«, denkt er, und sein Hass steigert sich immer mehr.
    Er nimmt eine Gabel von seinem Essgeschirr und rammt sie in die Tischplatte. Die Gabel zerbricht. Er zieht die Zacken heraus, die sich ins Holz gebohrt haben, und betrachtet sie.
    Dann gilt sein Blick wieder den beiden Zellengenossen, die ruhig in ihren Betten schlafen. Er legt das Metall zur Seite, steht auf und geht langsam zu seinem Bett. Nach nur wenigen Minuten schläft er tief und fest. Als die beiden am nächsten Morgen erwachen, vermuten sie, dass Maudsley die ganze Nacht nicht geschlafen hat. Denn er sitzt schon am Tisch, den Kopf zwischen den Händen. Sie denken, er sei am Tisch eingeschlafen, und beginnen mit ihrer Morgentoilette. In einem viereckigen Blech, das als Spiegel dient, beobachten sie ihn aus dem Augenwinkel. Er wirkt verändert. Sie ahnen nichts Gutes, doch sie wollen sich nichts anmerken lassen.
    Erst als das Frühstück durch die Luke in die Zelle gereicht wird, steht Maudsley wortlos auf und holt sich als Erster seinen Kaffee und das gereichte Brot. Er setzt sich an seinen Platz und schlürft seinen Kaffee so laut, dass es niemandem in der Zelle verborgen bleibt. Er bestreicht sein Brot mit Margarine und Marmelade und isst es. Maudsley würdigt seine Zellengenossen keines Blickes. Seine Augen sind blutunterlaufen.
    Die Übermüdung ist ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Hast sicher heute keine Lust, Französisch zu pauken?«, fragt Darwood Maudsley, der den Kopf schüttelt.
    »Das wäre mir heute wichtig«, ist sein einziger Kommentar.
    Seine morgendliche Toilette lässt er ausfallen. Ungewaschen und ungekämmt sitzt er über Stunden am Tisch und redet kein Wort.
    Stunden ungewöhnlicher Stille vergehen, bis sich auf dem Zellengang die mittägliche Essenausgabe durch das laute Schlagen von Blechgeschirr ankündigt. Still nimmt Robert das Essen entgegen. Das dazu ausgegebene Brot lässt er versehentlich fallen. Ärgerlich hebt er es auf

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