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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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doch meist schauen die Beamten darüber hinweg. Ab 22 Uhr ist auf den Gängen sowieso kein Beamter mehr. Nur die Zentrale ist noch besetzt. Die Beamten, die in den kleinen Türmen vor den Gefängnismauern die ganze Nacht Wache halten, wären die Einzigen, die diese kleinen Lichtquellen entdecken könnten.
    Würden alle erleuchteten Zellen in der Zentrale gemeldet müsste man das Personal für den Nachtbetrieb verzehnfachen.
    Also drückt man ein Auge zu und duldet die kleinen, harmlosen Nachtverkürzer.
    Pünktlich um 22 Uhr erlischt die Zellenbeleuchtung. Die Zelle wird nur noch durch die Strahlen der Außenscheinwerfer erhellt. Die drei ziehen sich aus und begeben sich, mit einer leinenen Unterhose und einem alten Hemd bekleidet zu Bett.
    Nach nur wenigen Minuten schnarchen Darwood und William um die Wette. Nur Robert will an diesem Abend nicht einschlafen.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrt er zur Decke. Das spärliche Licht, das durch die Gitter in die Zelle fällt, wirft gespenstische Schatten.
    Die Stunden verfliegen wie Minuten. Robert denkt nach. Die Hoffnungslosigkeit seiner Situation macht ihm Angst. Sein früheres Leben läuft wie ein Film vor seinem inneren Auge ab.
    Noch einmal spürt er die ständigen Schläge und Demütigungen seines Vaters. Er sieht die Bilder des Terrors, dem er täglich ausgesetzt war. Er hört die höhnischen Kinderstimmen seiner Schulzeit.
    Dunkle Wolken stehen am Firmament seines gescheiterten Lebens. Die Vergangenheit holt ihn ein. Die ständige Not. Das immer währende Elend. Wie das Antlitz eines Dämons erscheint ihm das Gesicht seines Vaters. Schweiß steht auf seiner Stirn. Seine Hände verkrampfen sich in der Wolldecke.
    Er will dieses Bild aus seinem Gedächtnis streichen. Er will seine Erinnerungen töten, genauso wie seine Opfer. Doch es gelingt ihm nicht. Die Bilder des Schreckens lassen ihn nicht los. Sein Blick flattert… Es ist Nacht. Der Vater schleicht sich in das Kinderzimmer. Er spürt förmlich, wie der Vater seinen Körper berührt, ihn aus dem Schlaf reißt, ihm Schmerzen zufügt.
    Robert findet keine Ruhe. Er steht auf und trinkt einen Schluck Wasser. Er geht zum Tisch, holt die selbst gebastelte Kerze, zündet sie an und geht wie ein Schlafwandler zu seinem Bett. Er stellt die Kerze auf den Boden, direkt vor die beiden Schachteln. So leise wie möglich holt er die beiden großen Behälter unter seinem Bett hervor. Minutenlang betrachtet er zufrieden sein Wunderwerk, streicht mit seinen klobigen Händen die Kanten entlang.
    Dann öffnet er den Schrank. Er kramt die große Tüte mit den Haaren hervor, die er bei seinem Friseurbesuch ergattert hat. Er fasst mit einer Hand hinein, und er lächelt. Genüsslich lässt er die Haare durch seine Finger gleiten. Dann verteilt er die Haare fein säuberlich auf dem Boden der Kartons. Immer wieder streichen seine Hände über die Haare. Langsam schiebt er die Kartons wieder unter seine Pritsche, löscht die Kerze und legt sich ins Bett. Er schläft sofort ein.

Das Monster erwacht

    Es ist Wochenende, und die langen Tage stehen bevor. Wie jeden Morgen warten Darwood und William auf das Frühstück.
    Während sie den Küchenwagen auf dem Flur hören, schläft Robert noch immer.
    »Hat wohl eine unruhige Nacht gehabt«, vermutet William.
    Als sich die Luke öffnet, nimmt William auch das Frühstück für Robert entgegen und stellt es auf den Tisch.
    Die beiden sind längst mit dem Frühstück fertig, als Robert erwacht. Verschlafen fragt er: »Waren die ›Hauseln‹ schon da?« Ungewaschen setzt er sich an den Tisch. Seine dünnen Haare stehen zu Berge. Nicht einmal seine Hose hat er angezogen. Seine Zellengenossen wundern sich über sein ungewohntes Verhalten.
    »Heute keine Morgentoilette, Herr Maudsley? Wir gehen wohl noch einmal zu Bett?«, fragt Darwood.
    Doch Robert würdigt ihn keines Blickes. Hastig schlingt er das Frühstück hinunter. Nicht einmal die Marmelade streicht er sich auf das Brot. Er isst sie mit einem kleinen Löffel direkt aus dem Napf, trinkt noch einen Schluck Tee und geht wieder zu Bett.
    Kaum ist er eingeschlafen, sitzen die beiden wieder beim Kartenspiel. Doch sie sind unkonzentriert, wechseln unsichere Blicke.
    »Seit wann geht Robert denn nach dem Frühstück wieder ins Bett? Das war doch noch nie der Fall.«
    »Vielleicht hatte er ja eine schlechte Nacht und konnte nicht schlafen«, antwortet William. »Komm, lass uns weiterspielen.
    Was geht uns das an.« Schon bald sind sie wieder

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