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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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treiben. Nicht Robert John Maudsley.
    Wie in Trance betrachtet er das Schlachthaus des Unvorstellbaren. Er lacht stumm, als er den Löffel vom Boden aufnimmt.
    »Einmal werde ich dich noch versuchen und deinen Geschmack genießen, bevor man dich mir wegnimmt, du Kinderschänder«, sagt Maudsley laut vor sich hin.
    Ein letztes Mal beugt er sich über den toten Salney Darwood, seinen ehemaligen Französischlehrer, und er tut, was kein Mensch außer ihm verstehen kann.
    Plötzlich wird er wütend, wirft den Löffel an die Zellenwand. Krachend fällt der Löffel zu Boden.
    Mit einem verächtlichen Blick hebt er die Leiche Salney Darwoods mit beiden Händen in die Höhe. Mit Mühe gelingt es ihm, den Leichnam in den vorbereiteten Sarg zu heben. Ein Bein hängt über den Rand des Kartons. Mit einem Fußtritt bringt Maudsley ihn in die richtige Position. Sein zweites Opfer, William Roberts, hebt er in den anderen Karton. Dann schiebt er die beiden Särge unter das Bett.
    Behäbig watet er durch die unzähligen Blutpfützen. Seine Schuhe sind rot, und das fast getrocknete Blut klebt an seinen Sohlen. Seelenruhig setzt er sich an den Tisch und isst das kalte, stehen gebliebene Mittagessen, Schweinebraten mit Beilagen. Er gießt sich Tee ein. Er wirkt zufrieden.

Maudsleys Taten werden entdeckt

    Das Rasseln von schweren Schlüsselbunden ist zu hören. Die Wachbeamten offen die Zellentüren und rufen durch die endlos langen Gänge: »Hofgang«. Wie Ameisen eilen die Gefangenen auf die Flure – der einzigen Freiheit entgegen, die ihnen noch bleibt. Sie werden den Himmel sehen, ohne die störenden Gitter an ihren Fenstern. Das bedeutet eine Stunde Freiheit.
    Denn die hohen Mauern, die den Platz umgeben, nehmen sie längst nicht mehr wahr.
    So als wäre nichts geschehen, genießt auch Maudsley die einzige Stunde am Tag, in der die Gefangenen sich innerhalb der Mauern frei bewegen können. Er sieht den Fußball spielenden Gefangenen zu, die sich freuen wie die Kinder, wenn ein Tor fällt. Er beobachtet die in Gruppen zusammen-stehenden Gefangenen, die ihre Geschäfte tätigen, betrachtet die alten Männer, die beschwerlich ihre alten Knochen bewegen. Dann fällt sein Blick auf die Gruppe der Homosexuellen und Kinderschänder, die sich stets abseits der anderen Häftlinge aufhalten. Sein Minenspiel verrät Genugtuung.
    Dann gilt sein Blick den Wachbeamten, die am Ausgang stehen. Sie spüren nicht den stolzen Ausdruck seines Gesichtes, der von Befriedigung nur so strotzt. Maudsley fühlt sich als der große Rächer aller Gedemütigten. Er ist der Vollstrecker der Gerechtigkeit, so denkt er. Er sieht auf seine Hände, an denen noch immer ein wenig Blut der Getöteten klebt.
    Noch nie hatte man Robert John Maudsley so stolz über den Platz schreiten sehen. Geradewegs geht er auf die Wachbeamten zu, als wäre der Hofgang schon beendet. Erstaunt verfolgen sie den Häftling mit ihren Blicken. Maudsley kommt immer näher.
    »Na, was gibt’s, Maudsley? Der Hofgang ist doch noch gar nicht zu Ende. Fühlen Sie sich nicht wohl?«, spricht ihn einer der Beamten an.
    »Mir geht es sehr gut. Es ging mir wahrscheinlich noch nie so gut in meinem ganzen Leben«, antwortet Maudsley.
    »Also, was wollen Sie dann bei uns? Gehen Sie wieder zurück zu Ihrem Platz, und genießen Sie noch die restlichen Minuten«, ist der Rat des Beamten.
    »Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen«, beginnt Robert das Gespräch.
    »Ich will aber keine hören von Ihnen«, antwortet der Beamte.
    »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagt Maudsley. »Ich glaube, Sie werden sehr erschrocken sein über das, was ich Ihnen zu sagen habe. Sehen Sie einen meiner zwei Zellengenossen hier beim Hofgang?«
    »Was soll das, Maudsley, natürlich sind sie hier, wie bei jedem Hofgang. Oder sie sind krank. Oder haben Besuch bekommen.«
    »Nein, sie werden nie mehr Besuch bekommen, und sie werden auch nie mehr krank sein, das verspreche ich Ihnen. Sie werden nie mehr Arbeit haben mit diesen Schweinen, denn ich habe sie des Lebens verwiesen. Verstehen Sie das? Ich habe sie gekillt, so wie sie manche Seele getötet haben.«
    »Was haben Sie?«, fragt der Wachmann erschrocken nach.
    »Ich habe meine zwei Zellengenossen getötet. Ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Ich bereue es auch nicht. Es wurde schon längst Zeit, dass sie von dieser Welt verschwinden. Da ihr nicht dazu fähig seid, habe ich es eben getan.«
    Nervös suchen die Beamten auf dem ganzen Hof nach den Zellengenossen

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