Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
sie zum Kommandanten des Lagers zu bringen.
Sie betraten ein großes Holzhaus, wo sie ein gewaltiger Russe begrüßte, der sich als der Kommandant erwies. Er war überaus breit als auch groß und trug eine grüne Militärjacke mit einem Ledergürtel und glänzender Kupferschnalle. Sein Name war Oberst Iwaschtschukin.
„Wie, dort gibt es wirklich keinen Aufstand?“, erkundigte er sich verwundert.
„Nein“, bestätigte der Volkskontrolleur.
„Na, dieser Funker macht vielleicht Scherze!“ Der Oberst schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn doch schon einmal verwarnt! Er hat sich damals einen Scherz erlaubt – da war ihm nämlich langweilig, und er wollte einen Soldaten zum Kartenspielen kommen lassen. Aber woher soll ich wissen, wer von den Soldaten Karten spielt und wer nicht! Ich dachte, dass es dort Unruhen gäbe, und schickte unseren wildesten asiatischen Soldaten auf dem Panzer hin. Aber da war dieser Poltoranin dann beleidigt. Er funkte mir: ‚Habt ihr etwa keine russischen Soldaten dort? Dieser Asiat kennt nicht einmal die einfachsten Kartenspiele wie Durak!‘ Nun, ich werde das mit ihm klären!“
Dann erklärte Dobrynin dem Oberst, dass er dringend mit einem Bericht nach Moskau zu Genosse Kalinin fliegen müsse, aber über das, was tatsächlich in Chulajba geschehen war, wollte er ihm noch nichts sagen.
„Ja, also“, antwortete der Oberst, „ich habe ein Bombenflugzeug, und wenn der Pilot nicht auf der Jagd ist, dann können Sie fliegen. Nur Ihr Genosse kann nicht ins Flugzeug“, fügte er plötzlich hinzu, nachdem er einen Blick auf den Urku-Jemzen geworfen hatte.
„Aber warum denn nicht?“, fragte Dobrynin verwundert.
„So ist die Vorschrift.“ Iwaschtschukin zuckte die Achseln. „Es ist verboten, Angehörige der lokalen nicht-russischen Nationalitäten in Militärflugzeugen zu transportieren.“
„Aaah“, nickte Pawel, da er begriff, dass es so vorgeschrieben worden war. Wenn es eine solche Vorschrift gab, dann war es tatsächlich nicht möglich.
„Aber Sie kommen doch anschließend wieder zurück?“, wollte der Oberst wissen. „Er kann inzwischen bei uns wohnen. Wir werden ihn verpflegen und ihm das Kartenspielen beibringen. Er wird sich nicht langweilen. In welchem Verhältnis stehen Sie denn eigentlich zu ihm?“
Dobrynin begann gründlich zu überlegen. Wenn er nämlich sagte, dass Dmitrij sein Retter war, dann musste er auch alles andere erzählen, und so beschloss der Volkskontrolleur, nicht die ganze Wahrheit zu sagen, später aber würde er versuchen das richtigzustellen.
„Er ist mein Gehilfe“, antwortete Dobrynin. „Er hilft mir beim Kontrollieren und Überprüfen.“
„Aha.“ Der Oberst war einverstanden und lächelte Dmitrij freundlich zu. „Also, wir sorgen dafür, dass ihm hier nicht langweilig wird, machen Sie sich keine Gedanken!“
Der Oberst gefiel Dobrynin. Weil es nämlich so leicht gewesen war, mit ihm bezüglich des Flugzeugs einig zu werden, und auch, weil er dem Volkskontrolleur, nachdem er dessen Vollmacht gelesen hatte, die Hand besonders kräftig geschüttelt hatte.
Nachdem sie sich in der Offizierskantine so richtig sattgegessen hatten, legten sich Pawel und Dmitrij zur Erholung auf speziell für sie bereitgestellte Liegen. Sie schliefen tief und fest und kein einziger Traum vermochte ihr Bewusstsein zu erreichen. Nach dem Aufwachen brachte sie ein diensthabender Soldat wieder in die Kantine, wo sie erneut ihren Appetit stillten und dann Tee tranken.
Pawel hatte gerade seine erste Tasse ausgetrunken, als Oberst Iwaschtschukin in die Kantine kam.
„Wie haben Sie geschlafen?“, fragte er in strengem Ton, jedoch mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
„Gut“, antwortete Dobrynin für sie beide.
„Das Flugzeug ist bereit“, teilte der Oberst mit und fügte sogleich mit sanfterer Stimme hinzu, die geschmeidig wie Samt klang: „Könnten Sie mir etwas aus Moskau mitbringen? Irgendetwas Feines zum Tee …“
„Selbstverständlich“, versprach der Kontrolleur.
„Also kommen Sie, ich begleite Sie zum Flugzeug. Und Sie“, wandte er sich an Dmitrij, „Sie können noch ein wenig sitzen bleiben und ihren Tee fertig trinken.“
Dobrynin und der Urku-Jemze umarmten einander zu einem Abschied auf kurze Zeit.
„Pawel soll unbedingt zurückkommen!“, bat Dmitrij.
„Ich komme bestimmt zurück“, versprach Dobrynin. „Ich treffe mich nur kurz mit dem Genossen Kalinin und kehre mit demselben Flugzeug zurück. Wird das Flugzeug auf mich
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