Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
sein,
werde ich bei dir sein, Iljitsch …“
Wieder schmerzte Marks rechte Schulter. Aber er war guter Dinge.
Kusma spulte das Programm fehlerlos und ohne Pausen ab.
Noch eines und das war’s …
Dann würde er wieder zurück müssen, dort hinter die Tannen. Da stand Oberleutnant Woltschanow und wartete.
Mark sah zu den Tannen hinüber und begegnete Woltschanows Blick – zwischen zwei Tannenzweigen waren Augen, Nase und dessen halbe Stirn zu sehen.
„… Der Falbe schielt
und scharrt mit den Hufen.
Dass er im Gefängnis sitzt,
macht Uljanow nicht zu schaffen …“
„Das letzte!“, flüsterte Mark Iwanow sich voll Freude zu.
Der Alte schüttelte verwundert den Kopf und wischte sich mit den Fingern die Tränen unter seinen schmalen Augen weg. Offenbar war er zufrieden.
Der Papagei schwieg, ohne die letzte Strophe zu Ende gebracht zu haben.
Mark begriff, dass es keine Fortsetzung geben würde, aber er war Kusma nicht böse. Er blickte in Woltschanows Richtung und nahm durch den Tannenwald hindurch die auffordernde Geste wahr, die von dessen Hand ausging.
Der Alte schwieg. Es lohnte sich nicht, auf seinen Beifall zu warten. Aber man konnte sehen, dass er sehr ergriffen war.
„Alles Gute zum Geburtstag!“, flüsterte Mark, während er sich verbeugte.
Der Papagei verbeugte sich ebenfalls wie trainiert.
Ein gutmütiges Lächeln erschien auf dem Gesicht des Alten. Er begann, die vielen Taschen seiner braunen Weste zu durchwühlen. Offenbar suchte er etwas, vielleicht wollte er Mark etwas schenken.
Aber Woltschanows Hand rief ihn gebieterisch zu sich, und nachdem er einen Augenblick lang gezögert hatte, verneigte sich Mark ein weiteres Mal und ging auf den Tannenwald zu.
Er ging, ohne sich umzusehen.
Er wollte den Oberleutnant fragen, ob das wirklich er war.
„Wer ist das?“, sprach Mark die ihn quälende Frage flüsternd aus, als er endlich hinter den Tannen angekommen war.
Woltschanow antwortete nicht.
Sie waren bereits auf dem Rückweg.
Mark begriff überhaupt nichts mehr. Abgesehen von dem, was offensichtlich irritierend war, verwirrte ihn noch etwas anderes, aber erst als sie an der Brücke angekommen waren, begriff Mark, was es war. Auf seiner rechten Schulter saß immer noch der Papagei und in der linken Hand trug Mark den leeren Käfig.
Er blieb stehen. Er ergriff den Vogel nicht gerade sanft an den Füßen und steckte ihn mit dem Kopf voran durch die geöffnete Käfigtür.
Das Gehen fiel ihm nun leichter, aber die unbeantwortete Frage quälte den Künstler nach wie vor.
Er versuchte, Woltschanow einzuholen und sah ihn gutmütig und bittend an.
Als der Oberleutnant Marks Seitenblick auffing, drehte er sich, ohne langsamer zu werden, zu ihm um und sagte ziemlich grob und sogar mit drohendem Unterton:
„Vergessen Sie alles, sonst wird es Ihnen schlecht ergehen! Sie haben eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben, vergessen Sie das nicht!“
Nach diesen Worten blieb Mark etwas zurück und ging nun hinter Woltschanow her. Dabei versuchte er, die quälende Neugier zu vertreiben.
Kusma murmelte etwas.
Mark hob den Käfig und horchte dem Vogel zu.
Wie sich herausstellte, war diesem nun die letzte Strophe eingefallen, die er im letzten Gedicht des Programms ausgelassen hatte.
Kapitel 22
Immer noch jagte der Schlitten an Wäldchen und Hainen vorbei, die aus Nadelbäumen bestanden und deren Grün der Volkskontrolleur besonders genoss. Nach einer kurzen Rast, auf der Waplach die Hunde mit getrocknetem Fisch gefüttert und die Menschen Stroganina gekaut hatten, fühlte sich Dobrynin ziemlich munter und legte sich nicht mehr hin. Abunajka indessen hatte mit seinen schwarzen Zähnen das gesalzene, trockene Fleisch kaum zu Ende gekaut, als er sich wieder hinlegte und zu schnarchen begann.
„Der Russe ist weise“, sagte der Urku-Jemze zu Dobrynin, der seit ihrer Rast neben ihm vorne auf dem Schlitten saß. „Er soll mir einen neuen guten Namen geben. Die russischen Namen sind schön, besser als die urku-jemzischen!“
Pawel dachte nach und beobachtete dabei, wie die Hunde unermüdlich dahinliefen. Diese Bitte bewies ihm, dass Waplach ihn sehr achtete, und das rührte und freute ihn, auch wenn er Letzteres in seinem Gesicht nicht zeigte.
„Natürlich ist das möglich“, sprach Dobrynin bedächtig und mit großer Deutlichkeit. „Aber bei uns Russen hat ein Mensch nicht nur einen Namen, sondern einen Vor- und einen Nachnamen.“
„Nun, dann soll mir Pawel einen Vor- und
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