Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
einen Nachnamen geben“, nickte der Urku-Jemze.
„Also gut, das mache ich“, sagte Dobrynin und in seinem Kopf begannen die Gedanken zu kreisen, und bereits nach einer Minute wusste er, wie er seinen Retter nennen musste.
„Also“, sagte der Volkskontrolleur. „Gefällt dir der Name Dmitrij?“
„Sehr schön“, lächelte der Urku-Jemze und wiederholte: „Dmitrij!“
„Nun, wenn er dir gefällt, dann nenne ich dich Dmitrij, und dein Nachname wird … Waplachow, ja? Das klingt gut, und russisch.“
Der Urku-Jemze überlegte kurz und nickte dann.
„Ja“, sagte er. „Jetzt hat das Volk der Urku-Jemzen einen russischen Namen …“
Da erinnerte sich Dobrynin wieder an das auf mysteriöse Weise verschwundene Volk und wieder wollte er den früheren Waplach, jetzt Dmitrij Waplachow, danach fragen, aber er fürchtete, dass sein Retter dadurch traurig werden könnte, und Dobrynin selbst hatte die Traurigkeit doch satt – er wollte an Helles und Fröhliches denken. Also fragte er nicht nach dem Volk.
Der Schlitten fuhr immer weiter. Plötzlich hielt Dmitrij Waplachow die Hunde jäh an, völlig unerwartet, sodass Dobrynin fast in den Schnee gefallen wäre.
„Was ist los?“, fragte er und wandte sich zum Urku-Jemzen um. Der frisch getaufte Dmitrij zeigte mit der Hand nach vorn, aber noch ehe Pawel etwas sehen konnte, vernahm er ein mechanisches Dröhnen, und da erblickte er schon einen großen grünen Panzer, der ihnen entgegenkam.
„Wahrscheinlich fährt er auf Besuch nach Chulajba“, vermutete der Urku-Jemze.
Als der Panzer herangefahren war, hielt er an. Ein junger Soldat mit Helm blickte aus der Luke und winkte ihnen zu.
„Wohin fahren Sie?“, fragte er und sah dabei Dobrynin an.
„Dorthin, zum Militär!“, antwortete Pawel. „Und Sie?“
„Nach Chulajba, dort gibt es einen konterrevolutionären Aufstand, ich habe den Befehl, ihn niederzuschlagen“, entgegnete der Soldat mit fröhlicher Stimme, in der so viel jugendlicher Übermut mitschwang, dass sich der Volkskontrolleur augenblicklich wie ein uralter Greis fühlte.
„Was für ein Aufstand?“, wunderte sich Dobrynin. „Dort gibt es keinen Aufstand. Dort ist alles in Ordnung!“
„Wirklich?“, rief der Soldat aus. „Schade … Man hat mir zwanzig Tage Urlaub versprochen, wenn ich ihn niederschlage. Ich wollte nach Kursk fahren, zu meiner Mama … Aber dann muss ich wohl zurück …“
Da kam Dobrynin ein nützlicher Gedanke. Was wäre, dachte er, wenn ich in den Panzer umsteigen und darin zum Militär fahren würde? Dmitrij und den Alten könnte ich mit den Hunden nach Hause nach Chulajba schicken.
Und so bat er den Soldaten:
„Hör mal, bring mich mit dem Panzer zu deinem Kommandanten!“
„Steigen Sie ein!“, antwortete der Panzersoldat bereitwillig. „Der Panzer ist groß, hier drinnen ist viel Platz.“
„Ich fahre mit ihm weiter“, drehte sich Pawel zum Urku-Jemzen um. „Und ihr könnt zurückfahren.“
Das Gesicht des Urku-Jemzen verfinsterte sich.
„Warum möchte Pawel denn Dmitrij nicht mitnehmen?“, fragte er. „Dmitrij fährt nicht nach Chulajba!“
„Und die Hunde? Sie können wohl kaum in den Panzer klettern!“ Der Volkskontrolleur suchte nach einer Erklärung.
„Abunajka fährt mit den Hunden in die Stadt zurück, und ich möchte weiter mit dem Russen Pawel fahren …“
„Was soll ich nur mit dir machen?“ Dobrynin kratzte sich hinter dem Ohr. „Na gut!“
Sie weckten den Alten, erklärten ihm, worum es ging, und es stellte sich heraus, dass er sich sehr darüber freute. Er nickte den beiden zum Abschied zu, wendete den Schlitten und jagte ihn zurück nach Chulajba. Pawel und Dmitrij hingegen kletterten in den Panzer und machten es sich auf den grünen Kisten dort bequem. Der Soldat setzte sich nach vorn und machte sich an den Hebeln zu schaffen, woraufhin der mächtige Armeemotor mit neuer Kraft aufheulte. Der Panzer machte einen Ruck, setzte zu einer Kehrtwendung an und fuhr zurück zum Militärlager.
Sie waren nicht lange unterwegs. Als sie angekommen und aus dem Panzer gestiegen waren, sahen sie sich von einem dichten Nadelwald umgeben. Zwischen den Bäumen erspähten sie eine ganze Stadt mit gewöhnlichen Holzhäusern und den üblichen schrägen Dächern. Auf einer sehr hohen und dünnen Stange flatterte die heimatliche rote Fahne, und darunter, direkt daneben, stand ein sympathischer Soldat mit einem Gewehr in Habtachtstellung.
Gleich als Erstes bat Dobrynin den Panzersoldaten,
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