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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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einem älteren Milizionär gebracht, der ihn seinem Besitzer direkt in die Hand gab und verschwand.
    „Also, dann rücken Sie mal Ihren Zwieback heraus!“, kommandierte der Gastgeber fröhlich.
    Dobrynin kramte das ersehnte Säckchen heraus, knüpfte es auf und schüttete einige Zwiebackscheiben direkt auf das Tablett. Dabei bemerkte er, dass eine Scheibe angebissen war.
    Auch Genosse Kalinin bemerkte das und schüttelte bekümmert den Kopf.
    „Was soll man machen“, sagte er. „Mit der Disziplin ist es bei uns leider nicht weit her … Aber was soll’s!“
    Und er nahm ein ganzes Stück Zwieback, tauchte es in den Tee ein und biss geräuschvoll ab.
    Beim Tee sprachen sie über das Leben am Land, über die Vergangenheit und über die Zukunft, aber das Gespräch verlief irgendwie oberflächlich. Am Ende des Gesprächs blickte Genosse Kalinin Viktor Stepanowitsch plötzlich prüfend an und sagte halb im Scherz, halb im Ernst:
    „Und du, Stepanytsch, hast diese Krawatte bei Petrenko unnötig gegen Heringe getauscht! Mir scheint, die Krawatte ist gestohlen …“
    Pawel sah, wie sein Gefährte erblasste und die Finger auf den Tisch presste, damit sie nicht zitterten. Dann bat Genosse Kalinin ihn auch noch hinauszugehen, damit er sich mit dem Volkskontrolleur unter vier Augen unterhalten könne.
    Pawel bekam Mitleid mit Viktor Stepanowitsch, so langsam erhob sich dieser vom Tisch, als ob er zu seiner Hinrichtung müsste. Aber da war nichts zu machen – er ging wie angeordnet hinaus und ließ Dobrynin mit dem Genossen Kalinin allein.
    „Also dann, Pawel … Ich darf dich doch einfach so nennen?“
    Pawel nickte.
    „Dann lass uns zur Sache kommen. Hast du den Artikel über die Arbeiter- und Bauerninspektion gelesen?“
    „Ja“, antwortete Pawel.
    „Und auch verstanden?“
    „Nein“, gestand der Kontrolleur.
    „Das macht nichts“, beruhigte ihn Kalinin. „Das Wichtigste ist nicht, zu verstehen, sondern zu handeln. Verstanden?“
    Pawel nickte wieder.
    „Deine Aufgabe ist nicht gerade leicht“, fuhr Genosse Kalinin fort. „Unser Vaterland ist groß, wie du weißt. Überall muss man seine Augen haben und mit der Ordnung ist es nicht weit her. Deshalb hat man im Politbüro beschlossen, eine Reihe aufrechter Werktätiger aus den Rechtschaffensten des Volkes vorzuschlagen, ihnen alle Methoden der Volkskontrolle beizubringen und sie in verschiedene Regionen und Bezirke zu schicken, damit sie dort einen erbarmungslosen Kampf führen für wahre Ordnung, für die Qualität der Produktion und dafür, dass alle vorhandenen Aufgaben erfüllt werden. Aber die Lage in der Industrie ist schwierig geworden und wir müssen euch ohne ausreichende Schulung fortschicken. Unser Volk ist jedoch verständig. Ich denke, da wirst du schon selbst dahinterkommen. Ich werde dir alles kurz erklären. Ich unterhalte mich schließlich mit jedem der Kontrolleure persönlich und sage ganz offen: Wir haben nur wenige Kontrolleure, aber jeder ist Gold wert. Und es ist nicht schwierig, das Leben und seine Fertigungsprozesse zu kontrollieren. Du fährst in eine Stadt, erfährst, welche Werke und Fabriken es gibt und was sie produzieren. Dann gehst du direkt dorthin und sagst: ‚Ich bin ein Volkskontrolleur‘, und forderst, dass man die Erzeugnisse zur Überprüfung der Qualität vorlegt. Das ist im Grunde auch schon alles. Und dort, wo die Qualität schwierig zu überprüfen ist, dann eben nach Augenmaß, und wenn du Zweifel hast, dann nimm, was dir fragwürdig erscheint, und bring es hierher …“
    „Wie denn?“, Pawel verstand nicht.
    „Ich erkläre es dir etwas später!“, beruhigte ihn Genosse Kalinin. „Erst einmal muss ich dir sagen, dass dir ein nicht gerade leichtes Einsatzgebiet zugefallen ist. Der Norden … Die Bedingungen sind dort natürlich ähnlich wie im Krieg. Aber vielleicht willst du das gar nicht? Dann sag es! Vielleicht bist du nicht bereit dazu?“
    „Aber nein, ich bin bereit!“, versicherte Pawel.
    „Hast du denn Fragen?“, wollte Genosse Kalinin wissen.
    „Ja“, gestand Dobrynin. „Wegen der dienstlichen Ehefrau … Das ist mir irgendwie … unangenehm …“
    „Nun, Bruder, das muss so sein“, nickte Genosse Kalinin verständnisvoll. „Für mich selbst ist das auch schwer, ich habe schließlich auch meine eigene, wir haben noch vor 1917 geheiratet, und dann noch eine dienstliche … Was willst du machen, das ist so vorgeschrieben. Ich selbst komme aus Twer, meine Frau ist mit den Kindern

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