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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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Tür.
    Das Bett knarrte, woraus Dobrynin schloss, dass er gehört worden war.
    „Man verlangt Sie am Telefon!“, sagte er und kehrte rasch ins Arbeitszimmer zurück.
    Er trat an das nächstgelegene Bücherregal und begann zu überprüfen, ob die Leninbände in der richtigen Reihenfolge standen. Marija Ignatjewna erschien in einem langen fliederfarbenen Morgenmantel im Arbeitszimmer.
    „Guten Tag!“ Sie sah Pawel mit einem strahlenden Lächeln an und trat an den Tisch.
    Marija Ignatjewna war ein wenig mollig, dessen ungeachtet eine schöne Frau, das erkannte Dobrynin sofort. Ihre gesamte Figur, die sorgfältig in fliederfarbene Seide gehüllt war, verriet die ehemalige Sportlerin, und in ihrem Gesicht konnte man als Zugabe jede Menge anderer positiver Eigenschaften herauslesen, wie Güte etwa, Entschlussfreudigkeit, Mut und Verstand. Was die zuletzt genannte Eigenschaft betraf, die aus den braunen Augen seiner dienstlichen Frau zu lesen war, hatte Pawel allerdings seine Zweifel. Er zweifelte in dem Sinne, als er nicht restlos davon überzeugt war, ob Verstand zu den positiven Eigenschaften einer Frau zu zählen war. Aber sogleich widersprach er diesem Zweifel selbst, was ihn aufrichtig überraschte, da er sich bisher noch nie selbst widersprochen hatte. Er wunderte sich und begann darüber nachzudenken, woher eine solche Fähigkeit in ihm rührte. Und er kam zu dem Schluss, dass er schlicht und einfach klüger geworden war wegen der großen Zahl von Büchern in seinem Arbeitszimmer oder vielleicht auch deshalb, weil er über den aufgeschlagenen Leninband gebeugt geschlafen hatte. Diese Schlussfolgerung beruhigte ihn.
    „Ja, ja, ich bin es …“, sagte Marija Ignatjewna zu irgendjemandem.
    Mit großem Gefallen betrachtete Pawel ihr Profil. Vielleicht, weil sie es bemerkte, vielleicht aus einem anderen Grund drehte sie sich um und warf Dobrynin einen Blick zu, den er nicht verstand. Da er sich jedoch daran erinnerte, dass Viktor Stepanowitsch ihn gebeten hatte, für die Zeit des Telefongesprächs das Zimmer zu verlassen, beschloss Pawel, dass auch dieser Blick etwas Ähnliches bedeuten musste, und er ging ergeben auf den Flur hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Vom Flur aus war kein Wort des Telefongesprächs zu hören, das seine dienstliche Ehefrau mit einem Unbekannten führte. Offenbar verlief das Gespräch ruhig und angenehm.
    Und dennoch hatte die Tatsache, dass er eine dienstliche Ehefrau bekommen hatte, für Pawel etwas Unangenehmes. Mit einfacher Logik begriff er, dass das, was von oben so geregelt war, einfach so sein musste, aber seine Gefühle, die ihn stark mit Manjascha und den Kindern verbanden, empörten sich dagegen, protestierten und entwickelten Anzeichen der Verweigerung, die sich darin äußerten, dass er sich in diesem Moment nicht so selbstsicher fühlte wie sonst. Auch wenn man das darauf hätte zurückführen können, dass er auf dem Flur stand. Schließlich weiß man doch, dass das Stehen auf einem Flur, selbst für kurze Zeit, jeden beliebigen Menschen um sein Selbstbewusstsein bringen kann: ob nun einen Hausmeister oder einen Armeeführer.
    Aber da öffnete sich auch schon die Tür zum Flur und Pawel erblickte Marija Ignatjewna, die die Arme ausbreitete.
    „Ich dachte, Sie sind hinausgegangen, weil Sie etwas zu erledigen hatten. Wenn es wegen des Anrufs war, dann war das völlig unnötig! Ich kann vor Ihnen gar keine Geheimnisse haben … Das war Wladimir Anatoljewitsch, der angerufen hat … Kommen Sie doch herein!“ Pawel trat wieder ins Zimmer.
    „Möchten Sie etwas essen?“, fragte die dienstliche Ehefrau.
    „Ja“, gestand Pawel in der Annahme, dass Marija Ignatjewna sofort in die Küche gehen würde, um etwas Gutes zu kochen, und er auf diese Weise allein im Zimmer bleiben würde.
    Aber Marija Ignatjewna griff zum Telefonhörer und sagte gelassen: „Bitte zweimal Mittagessen in die Wohnung Nummer drei.“
    „Hier gibt es eine Küche im Erdgeschoß“, erklärte sie, als sie aus Pawels Blick ersah, dass er nicht ganz verstand. „Das Essen ist sehr gut! So, und jetzt werde ich mich zurechtmachen.“
    Als sie hinausgegangen war, atmete Pawel erleichtert auf. Er setzte sich an den Tisch und verspürte den starken Wunsch, den angeordneten Artikel zu lesen.
    Der Artikel hypnotisierte Dobrynin durch seinen rätselhaften Sinn. Er war inzwischen beim letzten Punkt angelangt, war aber unfähig sich zu rühren oder gar aufzustehen.
    Gerade zur rechten Zeit sah Marija Ignatjewna

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