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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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herein.
    „Das Mittagessen steht auf dem Tisch!“, sagte sie sanft, und ihre angenehme Stimme befreite Pawel aus der Leninschen Hypnose.
    Der Tisch war in einem kleinen Speisezimmer gedeckt, das Viktor Stepanowitsch Pawel aus irgendeinem Grund nicht gezeigt hatte. Genau genommen passten dort ohnehin nur ein Tisch und vier Stühle hinein.
    Pawel setzte sich sogleich hin und zog den Teller mit Borschtsch zu sich heran. Marija Ignatjewna hingegen begann mit einem frischen Gemüsesalat und trank dazu Mineralwasser.
    Der Borschtsch war köstlich. Vielleicht sogar köstlicher als der von Manjascha. Und noch etwas an der Atmosphäre dieses Mittagessens war heimatlich und vertraut. Um zu verstehen oder herauszufinden, was es war, hielt Pawel einen Moment lang inne und hörte auf zu kauen. Und richtig – das Ticken einer Uhr erfüllte die Stille, und mit einem Blick entdeckte Pawel eine Pendeluhr an der Wand, die er liebevoll und in stiller Freude ansah.
    Auch Marija Ignatjewna blickte dorthin, während sie ihren Salat verspeiste. Sie schaute, lächelte vor sich hin und sah ihren Mann an. Dann begann sie mit dem Borschtsch. Sie aß mit Anstand, ohne die Atmosphäre zu stören oder das Ticken der Uhr zu übertönen, an der sich Pawel so erfreute.
    So sehr sie auch darum bemüht war, Pawels Freude daran nicht zu beeinträchtigen, die Türklingel war lauter als das Ticken.
    Marija Ignatjewna stürzte ins Vorzimmer, öffnete die Tür und erblickte Viktor Stepanowitsch.
    „Ist Pawel Aleksandrowitsch fertig?“, fragte dieser. „Das Auto wartet unten.“
    „Mein Mann isst gerade zu Mittag“, sagte Marija Ignatjewna würdevoll.
    Viktor Stepanowitsch, der diese schöne Frau nur in dem Maße kannte, als sich ihre dienstlichen Verpflichtungen überschnitten, beneidete Dobrynin und hatte Mitleid mit sich selbst, denn seine eigene gesetzliche Ehefrau wäre er mit Vergnügen auf Anordnung der Partei losgeworden. Aber die Partei ordnete nichts Derartiges an, und sein Leben veränderte sich daher nicht zum Besseren, sondern eher in die andere Richtung. Aber wen interessierte das schon?!
    Im Wagen beklagte sich Viktor Stepanowitsch bei Dobrynin wie bei einem alten Bekannten über die Unannehmlichkeiten, die mit dem Parteiaufbau zusammenhingen, und schimpfte dabei über Menschen, die Pawel völlig unbekannt waren. Pawel hörte zu und nickte.
    „Warum haben Sie denn Ihren Reisesack mitgenommen?“, fragte Viktor Stepanowitsch plötzlich. „Sie kommen doch heute noch in Ihre Dienstwohnung zurück.“
    „Nur so“, antwortete Pawel. „Für alle Fälle.“
    Viktor Stepanowitsch schwieg eine Weile, dann fuhr er fort, über seine Arbeitskollegen zu schimpfen.
    Das Automobil erreichte den Roten Platz, und da verschlug es Pawel den Atem: Er erblickte den Kreml.
    Nachdem er ein paar Mal geschluckt hatte, drehte er sich zu Viktor Stepanowitsch um und fragte mit gedämpfter Stimme, während er mit der Hand auf das Herz des Vaterlandes wies:
    „Ist das der Kreml?“
    „Ja“, sagte dieser. „Das ist der Kreml. Warum?“
    Für einen Menschen, von dessen Bürofenster aus sowohl der Glockenturm Iwan der Große zu sehen war als auch einige der rubinroten Sterne auf den Türmen, hatte das Wort „Kreml“ freilich eine völlig andere Bedeutung als für Pawel Dobrynin aus dem weit entfernten Dorf Kroschkino. Wie von selbst unternahmen seine Beine den Versuch, sich zu strecken, und Viktor Stepanowitsch verfolgte gespannt, wie sich sein Sitznachbar aufrichtete, bis sich dessen Kopf in das weiche Autodach bohrte. Da ließ die Anspannung vor Ehrfurcht auch schon wieder nach und Pawel sank in seinen Sitz zurück, ohne jedoch den Blick von der Straße zu wenden, die – es war schrecklich, das auszusprechen – zum Kremltor führte und dann noch weiter, über die für jeden sowjetischen Menschen heiligen Pflastersteine.
    Langsam fuhr der Wagen über diese Pflastersteine, nahezu in Schrittgeschwindigkeit, und er blieb so unmerklich stehen, dass Pawel hätte denken können, sie würden immer noch fahren, wäre da auf der einen Seite nicht die Ecke eines Gebäudes gewesen, die aufgehört hatte, sich auf sie zuzubewegen.
    Als sie aus dem Wagen stiegen, nahm Pawel seinen Reisesack mit, aber dieses Mal blieb Viktor Stepanowitsch stumm und seufzte nur leise. Auf der Schmalseite des Gebäudes wurde eine unscheinbare Tür sichtbar – wahrscheinlich der Diensteingang. Auf diese steuerten sie zu.
    Gleich hinter der Tür stand ein Milizionär. Er musterte Viktor

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