Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
Vom Netzwerk:
…“
    „Ja, das war meines“, antwortete Grigorij Markelowitsch zwar nicht flüsternd, aber doch leise.
    Der Oberkellner, der seitlich vom Kandidaten stand, fuhr sich über die Lippen, als ob er über die nächste Frage nachdenken würde. Aber da erschien ein etwas klein geratener Mann in Lackschuhen und schwarzem Smoking auf der Bühne.
    „Ich bitte Sie um eine Minute Aufmerksamkeit!“, sagte er laut und mit ein wenig dünner Stimme, reckte dabei das Kinn höher als üblich empor und überblickte den Saal.
    Es wurde still. Der Mann, der die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, klatschte in die Hände und eine mädchenhafte Frau in einem Zirkuskostüm, offenbar seine Assistentin, brachte einen Käfig mit einem großen blaugrünen Papagei auf die Bühne.
    „Bitte sehr!“, rief der Mann laut aus und öffnete die Käfigtür.
    Der Papagei kletterte heraus, hielt sich mit seinen Krallen am Arm des Mannes fest und drehte den Schnabel nach allen Seiten.
    „Bitte sehr!“, wiederholte der Mann. „Sie werden staunen über diesen hochgebildeten Vogel, den ich hier für Sie habe … Also, Kusma, trag vor, was du für uns gelernt hast!“
    Die Restaurantgäste begannen gutmütig zu lachen und zu klatschen. Der Mann im Smoking verneigte sich und ließ auch seinen Papagei sich verbeugen, dann verließ er die Bühne und verschwand in dem schmalen Gang, aus dem unentwegt adrette Kellner mit Tabletts voller Speisen herausschwärmten.
    Siljin wandte sich um, da er sich an den Oberkellner hinter seinem Rücken erinnerte, aber dieser war nicht mehr da.
    Wieder schenkte Beketow Wodka nach, aber aus irgendeinem Grund kam es ihm nicht in den Sinn, sich um die Damen zu kümmern. Grigorij Markelowitsch beschloss, diesen Fehler wieder gutzumachen.
    „Olala, Edja“, drohte er seinem Genossen scherzhaft mit dem Finger, „du denkst wohl nur an uns und vergisst das schöne Geschlecht!“
    Edja, der schon etwas angeheitert war, wollte die linke Hand nach dem Madeira ausstrecken, aber Siljin ergriff mit einer gewandten Bewegung die Flasche am Tisch und machte sich selbst daran, gute Sitten unter Beweis zu stellen.
    Poliwanow, der seinen Muksun-Fisch aufgegessen hatte, langte mit der Gabel nach den Oliven.
    „Robert Anatoljewitsch“, flüsterte Sonja ihm zu, „trinken Sie nichts mehr, Sie dürfen doch nicht!“
    Poliwanow nickte, zerkaute die Olive und beförderte den Kern mit den Lippen auf den bereits leeren Teller.
    Bald kam der nächste Gang.
    Auf der Bühne spielte das Orchester etwas Leichtes.
    „Na, was waren deine letzten Rekorde?“, fragte Beketow Siljin, das Wodkaglas in der Hand.
    „Neunhundertachtundvierzig Tonnen am Tag“, antwortete Grigorij Markelowitsch.
    „Dann lass uns auf die Rekorde trinken!“, schlug der Direktor des „Roten Holzes“ vor.
    Polja stimmte dem Toast zu ebenso wie auch Poliwanow, obgleich Sonja diesen am Ärmel zupfte, weswegen er beinahe seinen Wodka verschüttet hätte.
    „Auf die Rekorde!“, wiederholte der Parteisekretär, atmete angestrengt aus und trank.
    „Kannst du auch anderthalb Tausend Tonnen am Tag schaffen?“ Beketow fixierte Siljin mit herausforderndem Blick. „Na, ist das was?“
    Im Nu war Siljin geradezu wieder nüchtern. Sein Gesicht wurde ernst.
    „Ich denke, dass es möglich ist“, sagte er überzeugt.
    „Nei-ein …“, lallte Poliwanow. „So viel kriegst du nicht aus unseren Öfen heraus.“
    Siljin sah den Parteisekretär erstaunt an, runzelte die Stirn und dachte weiter nach.
    „Und ich denke, dass es möglich ist“, sagte er schneidend.
    „Wollen wir wetten?!“ Der Direktor der Möbelfabrik hielt seine Hand hin.
    „Gut“, stimmte Grigorij Markelowitsch zu. „Worum wetten wir?“
    „Um einen guten Schrank, ein Fass Kaviar und eine Kiste georgischen Kognak.“
    „In Ordnung.“ Der Kandidat war einverstanden und drückte Beketows Hand so fest er konnte, dann bat er Poliwanow, durchzuschlagen.
    Poliwanow schlug durch, schüttelte aber den Kopf und sagte, indem er seine Worte undeutlich artikulierte:
    „Allein mit Stoßarbeit ist das nicht zu schaffen …“
    „Ach, Robert Anatoljewitsch“, Siljin sah ihn an. „Kannst du mal deinen Direktor unterstützen? Ich sage doch nichts, ohne vorher nachzudenken. Ich hab da schon lange eine Idee: Wenn man bei unseren Öfen die Schieber gegen die kalte Luft isoliert und Abdeckungen anbringt – dann wird sich die Leistung sogleich verbessern, und weißt du, was das heißt?!“
    Poliwanow nickte wie

Weitere Kostenlose Bücher