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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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diesem mentalen Sturm stand, begnügte sich nicht mit solchen Oberflächlichkeiten.
    Flinx blickte auf die sich schließende Tür und erhaschte einen letzten Blick auf schwarze Augen in einem engelhaften Gesicht. In diesem noch nicht ausgeformten Körper, das wußte er, lebte ein gequältes Kind. Aber selbst diese Erkenntnis löste nicht jene wilde Erregung in ihm aus, die Challis letzte beiläufige Bemerkung ausgelöst hatte. »Deine Vorfahren mütterlicherseits«, hatte der Händler gesagt.
    Flinx wußte mehr über das Universum als über seine wirklichen Eltern. Wenn Challis auch nur ein Gerücht über Flinx' Eltern kannte... dann würde der Wunsch des Händlers auf ein weiteres Zusammentreffen erfüllt werden.

2
    Die Tür zum Zentralschacht des Turmes öffnete sich, als der einzige andere, der sich noch im Raum befand, zu fliehen versuchte. Aber statt einer leeren Liftkabine fand er sich einer Gestalt von gargantuesken Proportionen gegenüber, die ihn wie ein Spielzeug hochhob und ihm den Nadler abnahm. Der Neuankömmling machte die Waffe wirkungslos, indem er sie einfach in einer Faust zerdrückte, die die Gewalt einer hydraulischen Presse hatte. Nollys Finger, die den Kolben des Nadlers umfaßt hielten, erlitten ein ähnliches Geschick, und seinen Lippen entrang sich ein kurzer Schmerzensschrei, ehe ihn gnädige Bewußtlosigkeit einhüllte.
    Small Symm duckte sich, um nicht gegen den Torbogen zu stoßen, und ließ die reglose menschliche Gestalt zur Seite fallen. Gleichzeitig ließ sich eine lange dünne Kreatur auf Flinx' Schulter nieder, und eine feuchte Zungenspitze leckte an seinem Ohr. Flinx griff nach hinten, kratzte den Minidrach am Kopf und fühlte, wie er sich entspannte. »Danke, Pip.«
    Dann stand er auf, ging um den Tischsafe herum und spielte mit den Schaltern an der anderen Seite. Gleich darauf war es ihm gelungen, den ganzen Raum zu erhellen. Wo Nanger zusammengebrochen war, lag das teure Mobiliar zerschmettert und verbogen herum. Seine Leiche, die bereits anfing zu erstarren, lag wie hingeworfen über einem verbogenen Stuhl. Die reglose Gestalt seines Begleiters zierte den Eingang. Aus seiner zermalmten Hand rann Blut. »Ich hab' mich schon gefragt, wann du hier auftauchen würdest«, meinte Flinx zu Symm gewandt.
    »Das war schwierig«, entschuldigte sich der Barbesitzer, dessen Stimme aus dem tiefsten Innern seines mächtigen Brustkastens zu dröhnen schien. »Dein Minidrach war ungeduldig und verschwand plötzlich, als ich mit ihm nicht Schritt halten konnte. Wie hat er dich denn gefunden?«
    Flinx warf einen liebevollen Blick auf den schuppigen Kopf seines Lieblings. »Er hat meine Angst gerochen. Beim Wasser des Lebens, laut genug habe ich sie ja ausgestrahlt.« Er hielt ihm die immer noch mit Handschellen gefesselten Hände hin. »Kannst du da etwas machen? Ich muß zu Challis.«
    Symm warf einen Blick auf die Handschellen, und milde Überraschung trat auf sein Gesicht. »Ich hatte nie gedacht, daß du Rachegefühle kennst, Flinx.«
    Er nahm eines der schmalen Bänder zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte vorsichtig zu. Das Metall zersprang mit einem explosiven ›Pop‹. Kurz darauf war auch Flinx' andere Hand frei.
    Als Flinx sein rechtes Handgelenk rieb, konnte er keine Spur entdecken - nichts, das einen Hinweis auf den schier unerträglichen Schmerz gab, den er empfunden hatte.
    Er überlegte, wie er auf die Anklage seines Freundes reagieren sollte. Wie sollte er diesem gutmütigen Hünen die Wichtigkeit von Challis erklären? »Ich glaube, Challis weiß etwas über meine wirklichen Eltern. Darüber kann ich nicht einfach hinweggehen.«
    Die unerwartete Bitterkeit in Symms Antwort verblüffte ihn. »Was bedeuten sie dir schon? Was haben sie für dich getan? Ihretwegen hat man dich wie einen Besitz behandelt, wie ein Stück Vieh. Wenn Mutter Mastiff nicht gewesen wäre, dann wärst du jetzt ein Sklave, würdest vielleicht jemandem wie diesem Challis gehören. Deine wirklichen Eltern - du schuldest ihnen nichts, am allerwenigsten aber die Befriedigung, ihnen zu zeigen, daß du überlebt hast!«
    »Ich weiß nicht, unter welchen Umständen sie mich verließen, Symm«, konterte Flinx. »Ich muß es erfahren und sie kennenlernen. Ich muß.«
    Der Barbesitzer, selbst Waise, zuckte die mächtigen Schultern. »Du bist eben ein Idealist, Flinx.«
    »Und du ein noch größerer«, gab der Junge zurück, »und deshalb wirst du mir helfen.«
    Symm murmelte etwas Unverständliches,

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