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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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und das Astrophysiklabor ist mit vier Stockwerken das höchste.« Dann blieb er eine Weile stumm, während sie über eine Schlucht dahinfuhren.
    »Warum glauben Sie wohl«, fragte er nach einer Weile, »daß die Vereinigte Kirche vor Jahrhunderten den Entschluß faßte, ihre Zentrale auf dieser Insel einzurichten?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Flinx ehrlich. »Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Um näher an der Hauptstadt zu sein, denke ich.«
    Der alte Fahrer schüttelte den Kopf. »Die Kirche war schon lange, bevor Brisbane die Hauptstadt Terras wurde, hier. Für jemanden, der mit einem Garuda-Geist als Begleiter herumreist, scheinen Sie ziemlich unwissend, junger Freund.«
    »Garuda-Geist?« Flinx sah, wie der Fahrer auf den Kopf des schlafenden Reptils blickte, der aus dem Halsausschnitt seiner Kombination lugte. Er überlegte fieberhaft, blieb aber ruhig.
    »Aber der Garuda ist doch ein Vogel, keine Schlange.«
    »Ich meine den Geist, nicht die Form«, erklärte ihm der Fahrer.
    »Dann ist es gut«, nickte Flinx und erinnerte sich daran, daß der monströse Garudavogel ein gutes Geschöpf war, und wenn er auch noch so schrecklich aussah. »Welchen Grund hatte die Kirche dann, sich hier niederzulassen, wenn es nicht die Nähe der Hauptstadt ist?«
    »Ich glaube, das kommt daher, daß die Wertmaßstäbe der Kirche und die der Leute von Bali einander so ähnlich sind. Beide betonen Kreativität und Sanftmut. All unsere Arroganz und Animosität wird in unserer uralten Mythologie sublimiert.«
    Flinx musterte den alten Mann mit neuem Respekt und neuer Neugierde. Er wirkte jetzt ganz anders als ein gewöhnlicher alter Taxifahrer - aber dies war schon wieder eine Regung von Flinx' argwöhnischem Geist.
    »Unsere aggressivste Bewegung ist ein Achselzucken«, fuhr der alte Mann fort und starrte liebevoll auf die sie umgebende Landschaft hinaus. »Das kommt davon, wenn man an einem der schönsten Orte der ganzen Galaxis lebt.«
    Ein leichter Nieselregen hatte begonnen. Der alte Mann schloß das Dach des Wagens und schaltete die Klimaanlage ein. Flinx, der sich viel auf seine Anpassungsfähigkeit an fremde Umgebungen zugute hielt und der bis jetzt gezwungen gewesen war, die Rolle eines Eingeborenen zu spielen, hätte am liebsten erleichtert aufgeseufzt, als ihn der erste kühle Hauch umfächelte.
    Die Luftfeuchtigkeit an einem der schönsten Orte der Galaxis konnte erdrückend sein. Kein Wunder, daß die Thranx-Angehörigen der Kirche sich vor Hunderten von Jahren erboten hatten, hier ihr Hauptquartier zu errichten.
    Sie machten in Ubud halt, und Flinx bewunderte die berühmten Holzschnitzereien in den Läden, die der alte Mann ihm empfohlen hatte. Das war keineswegs eine ausschließlich balinesische Sitte. Mutter Mastiff hatte mit den Fremdenführern von Drallar auch ihre Arrangements.
    Dann setzten sie die Tour fort, und es wurde immer anstrengender, Interesse zeigen zu müssen. Flinx gähnte, als sie die Elefantenhöhle besichtigten, bestaunte die heiligen Quellen und sah Tempel, die auf den Grundmauern alter Tempel erbaut waren.
    Der passende Ort für die Heimat der Kirche, dachte Flinx, als die Wolken aufbrachen und hinter dem rauchenden Kegel des fünftausend Meter hohen Mount Agung ein doppelter Regenbogen erschien. Die aquamarinfarbenen Umhänge und Kombinationen vorüberschlendernder Kirchenangehöriger verschmolzen ebenso natürlich mit der üppigen Dschungelvegetation wie die Obstbäume, die wachtpostengleich Straßen, Felder und Reisterrassen behüteten.
    »Das ist alles sehr schön«, meinte Flinx schließlich zu dem alten Mann gewandt, »aber ich würde immer noch gerne die Zentrale der Kirche sehen.«
    »Die Zentrale der Kirche?« Der alte Mann sah ihn verständnislos an und zupfte an seinem Schnurrbart. »Aber die ganze Insel ist doch die Zentrale der Vereinigten Kirche.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Flinx, bemüht, nicht ungeduldig zu erscheinen. »Ich meine die Zentrale der Zentrale.«
    »Nun«, der alte Mann blickte auf und hörte auf, an seinem Schnurrbart zu zupfen, »dem kommt wahrscheinlich das Verwaltungsdepot am nächsten, wenn ich auch nicht begreife, warum jemand das sehen wollte.« Zu Flinx' Überraschung lächelte er und bleckte dabei unter seiner runzeligen Oberlippe weiße Zähne.
    »Sie erwarten wohl immer noch Türme aus Edelmetallen und Bögen aus Amethyst, wie, junger Freund?« Flinx blickte verlegen. »Ich sage Ihnen, mit dem Depot selbst verschwenden Sie Ihre Zeit, aber es liegt

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