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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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in einer Umgebung, um die Buddha selbst es beneiden würde.«
    Jetzt schien der Fahrer zu einem Entschluß gelangt zu sein. »Dann kommen Sie, ich fahre Sie hin, wenn Ihr Herz daran hängt.«
    Sie verließen Ubud in nördlicher Richtung, vorbei an immer steiler werdenden Terrassen, während sie eine alte Paßstraße hinauffuhren. Nirgends war der dichte Verkehr zu sehen, den Flinx auf der Zufahrtsroute zur Zentrale der Kirche erwartet hatte. Vielleicht hatte der alte Mann recht. Vielleicht gab es das, was er suchte, überhaupt nicht.
    Vielleicht vergeudete er wirklich seine Zeit.
    Er lehnte sich zum Fenster hinaus und sah, daß er den Straßenzustand richtig eingeschätzt hatte. Das Gras, welches den Weg bedeckte, war einige Zentimeter hoch. Die dicken, gesunden Halme zeigten keinerlei Druckstellen, wie sie unvermeidlich gewesen wären, gäbe es hier einen regelmäßigen Verkehr von Schwebefahrzeugen.
    Schließlich kam der Wagen mit einem seufzenden Geräusch zum Stillstand. Der alte Mann bedeutete Flinx, auszusteigen, was dieser tat, worauf der Fahrer ihn an den Rand eines steilen Abgrundes führte.
    Flinx spähte vorsichtig über den Rand. Auf dem Grund eines Tales, einige hundert Meter unter ihnen, lag ein breiter, sichtlich seichter See. Bewässerte Felder und ein paar verstreute Bauernhäuser waren in das Grün eingebettet.
    Am anderen Ende des Sees, in der Nähe des Fußes von Mount Agung, lag eine Gruppe bescheidener, schachtelähnlicher zweistöckiger Gebäude, die in leuchtendem Aquamarin gehalten waren. Es schien sich um reine Zweckbauten zu handeln, wenn sie auch nicht gerade häßlich waren. Nirgends war ein Bogen oder ein Turm zu sehen.
    An einem Ende der Anlage ragten ein paar Antennen empor, deren Spitzen mit Blumen aus abstraktem Metallgeflecht verziert waren, und eine nahe liegende Lichtung war gerade groß genug, um ein kleines Atmosphärenshuttle aufzunehmen.
    War das alles?
    Flinx starrte ungläubig in die Tiefe. »Und Sie sind ganz sicher, daß es das ist?«
    »Das ist das Depot der Verwaltung, ja. Ich bin selbst nie dort gewesen, aber es heißt, daß es in erster Linie dazu dient, alte Akten aufzubewahren.«
    »Aber das Amt des Kirchenkanzlers...?« wandte Flinx ein.
    »Ah, Sie meinen, wo die Ratsherren sich treffen? Das ist das flache muschelartige Gebäude, das ich Ihnen in Denpasar selbst zeigte, neben der Sonnenforschungsstation. Erinnern Sie sich?«
    Flinx durchforschte sein Gedächtnis und stellte fest, daß er sich erinnerte. Es war nur wenig eindrucksvoller gewesen als die enttäuschende Gruppe niedriger Bauten dort unten.
    »Der Rat der Kirche trifft sich einmal im Jahr dort, dort treffen sie ihre Entscheidungen. Wenn Sie wollen, kann ich Sie hinbringen?«
    Flinx schüttelte den Kopf, er vermochte seine Enttäuschung nicht ganz zu verbergen. Wenn dies eine Aufbewahrungsstätte für alte Akten war, dann war das, was er suchte, vielleicht hier zu finden. Wenn nicht - nun, dann würde er daran gehen müssen, das Problem zu lösen, wie man diese Insel verließ, ohne unerwünschte Fragen gestellt zu bekommen. Vielleicht in der Provinz Indien, in Allahabad...
    »Sie sagten, Sie seien noch nie drinnen gewesen«, meinte er zu dem alten Mann gewandt. »Verbietet die Kirche den Zutritt?«
    Sein Fahrer schien amüsiert.
    »Nicht, daß ich wüßte. Es gibt keinen Grund, dorthin zu gehen. Aber wenn Sie wünschen... «
    Flinx ging zum Wagen zurück. »Fahren wir. Sie können mich dort lassen.«
    »Sind Sie da auch ganz sicher, junger Freund?« fragte der alte Mann besorgt und blickte zu dem wolkenverhangenen Himmel auf, in dem die Sonne schon ziemlich tief im Westen hing. »Es wird bald dunkel. Wer weiß, ob jemand Sie in die Stadt mitnimmt.«
    »Aber ich dachte...«, begann Flinx.
    Der alte Mann schüttelte langsam den Kopf und meinte geduldig: »Sie haben mir nicht zugehört. Sagte ich nicht, daß es nur ein Lagerplatz sei? Dort unten im Tal gibt es keinen Verkehr. Alles läuft dort unten ganz langsam, langweilig. Weit von jeder Stadt entfernt. Wenn ich ein Kirchenmann wäre, dann würde ich mich lieber in Benoa oder Denpasar stationieren lassen. Hier ist es einsam. Aber...«, meinte er schließlich mit einem Achselzucken, »es ist ja Ihr Geld. Zumindest gibt es eine warme Nacht.«
    Sie stiegen wieder in den Wagen, und er fuhr einen schmalen, gewundenen Weg hinunter, der Flinx gar nicht aufgefallen war. »Wenn Sie nachher niemanden finden, der Sie mitnimmt, könnten Sie versuchen, auf dem Boden zu

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