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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Bauer hatte ihn für einen Fremden gehalten, der Verwandte in der Stadt besuchte, und Flinx hielt es nicht für sinnvoll, ihm zu widersprechen. Der junge Bauer hatte auch keinerlei Anstalten gemacht, statt Terranglo Bahasa Indonesia zu sprechen, also brauchte Flinx seinen schnell erworbenen Wortschatz gar nicht auf die Probe zu stellen.
    Die Wirtin begrüßte Flinx, bestand aber darauf, das Tier zu sehen, das er in dem Koffer trug. Flinx zeigte ihr Pip und hoffte, daß die Frau nicht geschwätzig war. Wenn die Vertreter der Kirche etwas hörten, war es durchaus möglich, daß jemand sich für etwas so Exotisches und Gefährliches wie einen Minidrach interessierte.
    Aber Flinx machte sich keine Sorgen. Schließlich saß er bereits in einem bequemen Zimmer in der Stadt, von der man ihm gesagt hatte, daß er sie nicht betreten könne. Morgen würde er sich daran machen, das System der Kirche zu durchdringen.
    Als allererstes mußte er in Erfahrung bringen, wo die genealogischen Akten aufbewahrt wurden, anschließend, was man tun mußte, um an sie heranzukommen. Vielleicht würde er am Ende doch noch eine Fälschung begehen müssen. Wahrscheinlich aber war, daß er eine Kirchenuniform stehlen und sich so Zugang verschaffen mußte.
    Flinx, der Priester - als er einschlief, lächelte er bei dem Gedanken und der Vorstellung, was Mutter Mastiff wohl sagen würde, wenn sie ihn in Kirchenkleidung sähe...
    Am nächsten Morgen begann er seine private Attacke auf das Allerheiligste der mächtigsten Organisation im Commonwealth.
    Der erste Schritt bestand darin, sich einen Wagen mit einem geschwätzigen Fahrer auszusuchen. Flinx wählte den ältesten, den er finden konnte, wobei er von der Theorie ausging, daß ältere Angehörige dieses Berufsstandes eher zu Gesprächigkeit neigten und sich sonst um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten. Flinx' Fahrer war ein weißmähniger Patriarch mit einem mächtigen herunterhängenden Schnurrbart. Er war klein und drahtig wie die meisten Bewohner Balis. Die Frauen sahen sich alle ähnlich und wirkten irgendwie puppenhaft und schienen ruckartig zu altern, von vierzehn auf achtzig, ohne erkennbare Zwischenwerte.
    Einige von ihnen hatten Flinx bereits mit mehr als beiläufigem Interesse gemustert, etwas, woran er sich langsam zu gewöhnen begann, je älter er wurde. Aber dafür war jetzt keine Zeit.
    »Was hatten Sie denn heute für eine Tour vor, Sir?«
    »Ich bin bloß zu Besuch hier und möchte meine Verwandten in Singaradja besuchen. Aber ehe ich vor Onkeln und Tanten nicht mehr ein und aus weiß, möchte ich gerne erst einmal die Insel besichtigen. Die alten Tempel... und die neuen.«
    Der alte Mann zuckte mit keiner Wimper, sondern nickte bloß und ließ den Motor an. Die Tour war ebenso gründlich wie der alte Mann gesprächig war. Er zeigte Flinx die herrlichen Strände von Kuta, wo die mächtigen Brecher von Sunda Bali hereinrollen, natürlich ohne zu wissen, daß Flinx in der vorangegangenen Nacht schon mit diesen Wellen Bekanntschaft geschlossen hatte. Er fuhr ihn zu der großen ozeanographischen Forschungsstation von Sanur und zu den weitläufigen Anlagen der Kirchenuniversität am Stadtrand von Denpasar.
    Er zeigte ihm verschiedene Zweige der Forschungsinstitutionen der Kirche, alle im alten balinesischen Stil erbaut mit Betonskulpturen an allen Wänden und Simsen. Dann fuhr er mit ihm zu den uralten Reisfeldern, die in Terrassen die spielzeugartig wirkenden Berge bedeckten - der alte Mann bestand darauf, daß dies die schönsten Reisfelder auf ganz Terra waren, selbst, wenn die Bauern mit ihren breitkrempigen Hüten längst kleine Schlepper fuhren, statt auf Wasserbüffeln zu reiten.
    Ein halber Tag verstrich, ehe Flinx meinte: »Ich hatte mir das Hauptquartier der Vereinigten Kirche ganz anders vorgestellt.«
    »Nun, was haben Sie denn erwartet?« fragte der alte Mann. »So etwas wie die CommonwealthEnklave in Brisbane? Bronzekuppeln und tausend Meter hohe Türme mit Mosaikwänden?«
    Flinx lehnte sich in dem abgewetzten Sitz neben dem Fahrer zurück und blickte dümmlich drein. »Ich war natürlich nie in der Hauptstadt, aber ich habe Bilder gesehen. Ja, wahrscheinlich habe ich so etwas Ähnliches erwartet.«
    Der alte Mann lächelte.
    »Ich bin kein Fachmann für das, was in der Kirche vorgeht, Junge, aber für meine Bauernseele scheint sie einfach eine Sammlung unkomplizierter netter Leute zu sein. Die Universität ist das größte Gebäude der Kirche auf der ganzen Insel,

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