Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
stehendes blaues Stundenglas, das Terra repräsentierte und von einem waagerechten grünen Stundenglas gekreuzt wurde, das für Hivehom stand. Wo die beiden sich überlappten, verliefen die Farben ineinander und wurden aquamarin - die Symbolfarbe der Vereinigten Kirche.
    Drei Korridore mündeten in den Raum. Einer davon dehnte sich vor ihm in die Ferne, die anderen lagen zu seiner Rechten und seiner Linken. Die Wände dazwischen waren mit Zeichnungen eindrucksvoller Gestalten aus der Geschichte der Kirche bedeckt - Thranx wie Menschen. Am beeindruckendsten davon war eine Szene, welche die Unterzeichnung der Verschmelzungsakte darstellte, die formell Thranx und Menschheit geeint hatte. Die Viertletzte Zuflucht, David Malkezinski, legte auf dem Bild seine Stirn gegen die Antennen des Trieint Arlenduva, während die Echthand des Insekts von der rechten Hand des Menschen umschlossen wurde.
    Rechts von dem Relief waren einige der grundlegenden Maximen der Kirche eingetragen; der Mensch ist ein Säugetier; der Thranx ist ein Insekt - beide gehören der Spezies Bruder an... Wenn Gott gewollt hätte, daß Menschen und Thranx sich Ihm ergeben, hätte Er die Welten nicht so kompliziert gemacht... Selbstgerechtigkeit ist der Schlüssel zur Vernichtung - und so ging die Liste weiter. Die gegenüberliegende Wand trug eine Liste jüngster philosophischer Erklärungen, die Flinx mit Interesse las. Er hatte gerade den Satz gelesen, wonach der Hedonismus das Erste Edikt verletzte, und begann eben mit dem, der riet, allem zu mißtrauen, was an absolutes Recht erinnert, als eine Stimme seine Aufmerksamkeit verlangte.
    »Kann ich etwas für Sie tun, Sir?«
    »Was?«
    Flinx drehte sich verblüfft um und erblickte eine junge Frau in aquamarinfarbener Robe, die ihn rätselhaft ansah. Sie saß in der Nähe des Korridors zur Linken hinter einem schlichten Schreibtisch. Sie war ihm bis jetzt nicht aufgefallen, erst als sie zu sprechen begonnen hatte.
    »Ich habe gefragt, ob ich etwas für Sie tun kann.« Sie ging gemessenen Schrittes auf ihn zu und starrte ihm in die Augen. Allein das schon war ungewöhnlich. Die meisten Leute, die ihn das erste Mal sahen, blickten unwillkürlich auf das schuppige Gebilde, das sich um Flinx' Schulter schlang oder in diesem Falle vorn aus seiner Kombination lugte.
    Aber dieses schlanke Mädchen ignorierte die fliegende Schlange. Das bedeutete, daß sie entweder schlecht sah oder großes Selbstvertrauen hatte, dachte Flinx. Ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Schlange war das erste, was ihn auf dieser Insel beeindruckte.
    »Entschuldigen Sie«, log er, »ich wollte gerade zu Ihnen gehen und Sie ansprechen. Habe ich Sie warten lassen?«
    »Oh, nein... ich dachte nur, Sie könnten vielleicht müde werden. Sie studieren die Landkarten und Inschriften jetzt seit über einer Stunde.«
    Sein Blick wanderte zu den Glastüren, und er sah, daß sie die Wahrheit gesprochen hatte. Draußen war die Tropennacht hereingebrochen, schwarz wie das Gewissen eines Spielers.
    Er war unruhig. Er hätte geglaubt, höchstens ein paar Minuten hier gewesen zu sein. Sein Blick wanderte wieder über die dreidimensionale Karte zu den eingelegten Bilddarstellungen und den Gravuren. Enthielten die Farben, Worte und Reliefs irgendein verborgenes mnemonisches Gerät, das den Beobachter bannte?
    Die weiche Stimme des Mädchens riß ihn aus den Gedanken. »Bitte, kommen Sie zu meinem Schreibtisch. Dort kann ich Ihnen besser behilflich sein.«
    Immer noch verwirrt folgte Flinx ihr ohne Widerspruch. Einige Papiere und ein paar kleine Bildschirme waren auf dem Tisch angeordnet, und an einer Schmalseite befand sich eine Reihe von Schaltern.
    »Ich habe studiert«, meinte sie entschuldigend, »sonst wäre ich schon früher zu Ihnen gekommen. Außerdem schienen Sie sich wohl zu fühlen. Dennoch dachte ich, es wäre besser, Sie zu fragen, ob Sie noch etwas brauchen. Meine Schicht ist nämlich bald zu Ende, und meine Ablösung würde Sie sicher wieder ignorieren.«
    Wenn das eine Lüge war, dachte Flinx, dann eine sehr geschickte. »Was studieren Sie denn?«
    »Spirituelle Bestimmung und philosophische Gleichungen in bezug auf demographische Fluktuationen höherer Ordnung.«
    »Wie bitte?«
    »Diplomatisches Corps. Und jetzt«, fuhr sie mit strahlendem Lächeln fort, »wie kann ich Ihnen helfen?«
    Flinx ertappte sich dabei, wie er die unverschlossenen Glastüren, die Tridi-Karte über sich und die Worte und Bilder an den ihn umgebenden Wänden

Weitere Kostenlose Bücher