Der Waisenstern.
hübsche alte Stadt, sehr malerisch. Sie könnten sogar einen Tagesflug nach Komodo machen, dort ist die DinosaurierRückzuchtanstalt. Aber Bali selbst...« - der Mann schüttelte bedauernd den Kopf -, »nein, ebensogut könnten Sie versuchen, auf der Heimatwelt des Imperiums zu landen. Oh, wenn Sie sich in ein Shuttle einschleichen, gelingt es Ihnen vielleicht, sich Zutritt zur Stadt zu verschaffen. Aber verlassen könnten Sie die Insel erst nach einigen höchst peinlichen Fragen.«
»Ich verstehe«, erwiderte Flinx und lächelte dankbar. »Das wußte ich nicht. Sie sind sehr nett.«
»Schon gut, Sir. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Aufenthalt auf Terra.«
Flinx verließ den Schalter in nachdenklicher Stimmung. Es bestand also eine Chance, irgendwie auf die Insel zu kommen. Aber wollte er diese unangenehmen Fragen bei der Ausreise beantworten? Nein, das wollte er nicht.
Damit stand er aber vor dem Problem, sich Zugang zu einem Ort zu verschaffen, den man nicht betreten durfte. Nein, erinnerte er sich und flüsterte das dem Koffer mit seinem lebenden Inhalt zu, das stimmte nicht ganz. Drei Klassen von Leuten durften ja die Insel betreten.
Er glaubte nicht, daß es leicht sein würde, seinen Regierungsausweis zu fälschen, und er war zu jung, um besonders glaubwürdig zu wirken. Aber es gab die Möglichkeit, sich als Meßdiener der Kirche auszugeben, aber wie wäre es denn, wenn... ? Hatte der alte Mann nicht gesagt, daß er, abgesehen von seinem roten Haar, als Balinese gelten könnte?
Flinx musterte sich in einem Schaufenster. Etwas Haarfarbe, ein Schnellkurs in dem Dialekt, der auf Bali gesprochen wurde, ein kleines Boot - aber nein, so leicht konnte das einfach nicht sein.
Andererseits bestand die Möglichkeit, daß sein Plan so einfach war und daß man nur auf komplizierte Versuche unerlaubter Einreise achtete und ihn gar nicht bemerkte. Und Flinx hatte schon oft erlebt, daß man nur frech genug sein mußte, um die Bürokraten zu überlisten, das half mehr als sämtliche Ausweispapiere im ganzen Spiralarm.
Er machte kehrt und ging zu dem Ticketautomaten zurück. Dort drückte er ein paar Knöpfe und schob sein Kredimeter in den dafür vorgesehenen Schlitz und besaß kurz darauf ein Shuttleticket nach Surabaja...
Die alte Marktstadt hatte sich viel von dem Flair des siebzehnten Jahrhunderts bewahrt. Flinx fühlte sich sofort zu Hause und lernte etwas, was er schon lange geargwöhnt hatte: Ein überfüllter Markt ist wie der andere, ganz gleich, wohin man reist.
Alles sprach Terranglo und Symbosprache und den alten Dialekt, der unter der Bezeichnung ›Bahasa Indonesia‹ bekannt war. Flinx bereitete es keine Mühe, sich schwarze Farbe zu beschaffen, und kaum hatte er sein Haar gefärbt, als er auch schon wie ein Eingeborener wirkte. Nach ein paar Wochen verfügte er bei seinem Sprachtalent über genügend Kenntnisse, um sich fließend in der Inselsprache unterhalten zu können.
Es war auch nicht schwer, sich ein kleines Boot zu verschaffen. Wenn sein Versuch scheiterte, konnte er immer noch behaupten, ein einfacher Fischer zu sein, dessen Autopilot ausgefallen und der deshalb vom Kurs abgekommen war. Außerdem lag das eigentliche Problem für jeden außerplanetarischen Spion darin, die Einreisekontrolle auf dem Raumhafen zu passieren, und das hatte Flinx ja bereits geschafft.
So kam es, daß er sich nach einigen Tagen gemächlichen Segelns in Sichtweite der hochragenden Bergspitzen von Mount Agung und Batur befand, den beiden Vulkanen, die die Insel beherrschen.
Im Schutze der mondlosen Nacht landete er an der Nordspitze des herrlichen Strandes von Kuta, an der Westseite der Insel. Als er sein kleines Boot den Strand hinaufzog, war weit und breit keine Streife zu sehen. Nirgends schoben sich versteckte Automatikstrahler aus verborgenen Kammern, um ihn zu verbrennen.
Bis jetzt war alles gut gelaufen. Aber das beruhigte ihn keineswegs. Es war eine Sache, an einem leeren Strand zu stehen, und eine völlig andere, in die Kirche selbst einzudringen.
Sein einziges Gepäckstück - den Koffer mit den Luftlöchern - in der Hand schwingend, brauchte er nicht lange, bis er eine kleine ungepflasterte Straße durch den Dschungel fand, der bis zum Strand reichte. Nach einigen Stunden konnte er einen Wagen anhalten. Der Bauer, der den Wagen steuerte, nahm ihn nach Bena mit, und von dort war es kein Problem, einen automatischen Bekak nach Denpasar zu mieten.
Alles lief so gut, wie er das gehofft hatte. Der
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