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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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anstarrte. In Gedanken versuchte er, sie mit dem einfachen Äußeren dieses Gebäudes in Einklang zu bringen, und verglich sie mit seinen phantasievollen Vorstellungen, wie es hätte aussehen sollen.
    Alles, was er bis jetzt auf dieser Insel gesehen hatte, begonnen bei dem einfachen Äußeren dieses Depots bis zur Sprache seines Fahrers, war eine Mischung von Einfachem und Erlesenem. Eine gefährlich unsichere Mischung. Einen Augenblick lang spielte er ernsthaft mit dem Gedanken, das Ganze aufzugeben, auch das, was ihn dazu veranlaßt hatte, durch das halbe Commonwealth zu reisen, und einfach kehrtzumachen und wieder durch die Glastür hinauszugehen. Er hatte den größten Teil seines hektischen jungen Lebens damit verbracht, der Aufmerksamkeit anderer zu entgehen, aber was auch immer er jetzt diesem Mädchen sagte, würde dazu führen, daß man ihm unangenehme Fragen stellte.
    Aber statt zu gehen, sagte er: »Ich wurde von einer Pflegemutter aufgezogen, die keine Ahnung hatte, wer meine Eltern waren. Ich weiß es immer noch nicht. Ich weiß nicht genau, wer ich bin oder woher ich komme. Vielleicht interessiert das sonst niemanden, aber für mich ist es wichtig.«
    »Mir wäre es auch wichtig«, erwiderte das Mädchen ernsthaft. »Aber was bringt Sie auf den Gedanken, daß wir Ihnen helfen könnten, das zu erfahren?«
    »Ein Bekannter deutete an, er hätte Informationen über meine Eltern in Erfahrung gebracht, irgendwelche Hinweise, daß meine Beschreibung der eines Kindes entspricht, das hier auf Terra geboren wurde, in einer Stadt namens Allahabad. Ich kenne meinen wirklichen Namen so, wie er in den... Akten des Sklavenhändlers stand, aber ich weiß nicht, ob es mein Familienname ist oder ein Name, den man mir nach meiner Geburt gegeben hat. Der Name lautet Philip Lynx.« Er sprach ihn sorgfältig und deutlich aus, aber es war immer noch nicht sein Name. Er gehörte einem Fremden, es war der Name eines Unbekannten. Er selbst war nur Flinx.
    »Man hat mir gesagt, dies sei ein Aufbewahrungsort für die Akten der Kirche, obwohl...« - er wies auf die Wände, die ihn umgaben - »diese Gebäude kaum groß genug wirken, um auch nur einen Teil dieser Akten zu enthalten.«
    »Wir gehen sehr sparsam mit Raum um«, sagte sie, als würde es das erklären. »Die Akten für Allahabad werden hier aufbewahrt, ebenso wie die Akten für jedes Geschöpf, das in der Kirche registriert ist.« Ihr Blick wanderte, aber nicht, um Pip anzusehen.
    Flinx drehte sich um, weil er dachte, sie erblicke etwas hinter ihm. Als er nichts sah und sich wieder umdrehte, stellte er fest, daß sie lächelte.
    »Ihr Haar«, sagte sie gelassen. »Die Farbe geht ab.« Seine Hand griff instinktiv an seinen Kopf, spürte dort etwas Feuchtes. Als er sie ansah, war sie schwarz.
    »Sie waren zu lange in der Stadt. Man hat Sie mit der Farbe betrogen. Warum färben Sie es eigentlich - das Rot sieht doch ganz gut aus.«
    »Ein Freund von mir war da anderer Meinung.« Er konnte ihren Gedanken nicht entnehmen, ob sie ihm glaubte, aber für sie war die Sache offenbar schon abgetan, denn sie wandte sich ihrem Schreibtisch zu und betätigte einen Schalter.
    »Allahabad haben Sie gesagt?« Er nickte. Sie beugte sich über den Tisch und sprach in ein verborgenes Mikrofon. »Die Akten über Philip Lynx«, sagte sie. »Geboren in Allahabad.« Sie blickte zu ihm auf. »Buchstabieren Sie bitte.«
    Flinx spreizte die Hände. »L-y-n-x, P-h-i-l-i-p, so stand es in den Akten des Sklavenhändlers, aber das muß nicht stimmen.«
    »Ja«, meinte sie und wandte sich etwas zur Seite. »Prüfe auch Variationen in der Schreibweise. Und alle Nachfragen nach diesen Akten in den letzten... fünf Jahren.« Dann schaltete sie ab.
    »Warum das?« wollte er wissen. Sie sah ihn ausdruckslos an.
    »Ihr Bekannter hätte keinen Zugang zu Ihren Akten haben dürfen. Die gehen nur Sie und die Kirche etwas an, und doch scheint es, als ob jemand sich die Erlaubnis erwirkt hätte, in sie Einsicht zu nehmen. Wenn Sie dieser Philip Lynx sind, wird man Ihnen später ein paar unangenehme Fragen stellen.«
    »Und wenn ich es nicht bin?«
    »Wird man Ihnen trotzdem Fragen stellen - nur, daß Sie keine Akten zu sehen bekommen.« Sie lächelte freundlich. »Es ist nicht Ihre Schuld, scheint mir... aber jemand wird seine Robe verlieren. Die unteren Ränge sind immer der Gefahr von Bestechung ausgesetzt, besonders, wenn es um scheinbar harmlose Informationen geht.«
    »Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen

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