Der Waisenstern.
Gesichtszüge eingegraben war.
»Vielleichtso spielt seine eigenen Spiele. Für Vielleichtso ist alles ein Spiel, und er versteht sich auf Spiele. Besser als sonst jemand in der Familie. In mancher Hinsicht ist er wie ein zu groß geratenes Junges.«
»Ein Junges«, pflichtete Moum ihm bei, »aber ein großes Licht.«
»Sehr großes Licht«, bestätigte Blauhell und hob den Kopf und leckte sich mit der langen Zunge Wasser von der Schnauze.
»Es macht Spaß, jemanden zu haben, der Antwort geben kann«, stellte Fluff verspielt fest. Dann hatte Flinx den Eindruck eines verletzten Stirnrunzelns. »Andere sind gekommen, aber nicht gelandet. Vielleichtso hat sie gesehen. Er sagt, sie hätten seltsame Dinge mit Konstruktionen - mit Instrumenten wie denen in den Metallhöhlen getan. Sie wurden sehr aufgeregt, und dann gingen sie weg.«
»Die Forschungsgruppe der Kirche«, stellte Flinx unnötigerweise fest.
»Wir haben nicht verstanden, warum sie weggingen«, sagte Fluff verstört. »Wir hätten es lieber gehabt, wenn sie gelandet wären und mit uns geredet hätten. Wir waren traurig und wollten ihnen helfen, weil sie vor irgend etwas Angst hatten.«
Wieder das geistige Achselzucken. »Obwohl wir uns natürlich auch geirrt haben können.«
»Ich glaube nicht, daß ihr euch geirrt habt, Fluff. Etwas hat ihnen schon Angst gemacht.«
Sylzenzuzex achtete nicht auf ihn. Sie starrte Fluff an, die Kiefer hingen ihr herunter. Flinx wandte sich ihr zu und fragte: »Verstehen Sie jetzt, weshalb man diese Welt Unter Edikt gestellt hat?«
»Unter Edikt«, wiederholte Fluff und ließ die gesprochenen Worte förmlich zergehen. »Eine generelle Ermahnung, welche philosophische Rationalisierungen verkörpert, die wiederum -«
»Du lernst aber schnell, Fluff«, stöhnte Flinx.
»Oh, sicher«, erklärte der Riese in fast kindischer Begeisterung. »Es macht Spaß. Spielen wir ein Spiel. Du mußt dir einen Begriff oder ein neues Wort ausdenken, und wir versuchen es zu lernen, okay?«
»Für die Forschungsgruppe, die hier Messungen anstellte, war es kein Spiel«, verkündete Sylzenzuzex plötzlich. Sie sah zu Flinx hinüber. »Ich verstehe, was Sie mir zu sagen versuchten.« Und zu dem Riesen gewandt: »Sie sind nicht gelandet, weil... weil sie vor dir Angst hatten, Fluff.«
»Angst? Warum vor mir Angst?« Er schlug sich mit seiner Pranke, mit der man einen Menschen hätte zermalmen können, auf den mächtigen Brustkasten. »Wir leben doch nur und essen und schlafen und machen Liebe und bauen Höhlen und spielen Spiele...
und machen Witze, natürlich. Wovor Angst?«
»Vor deinem Potential, Fluff«, erklärte Flinx sorgsam. »Und dem deinen, Moum und Blauhell, und deinem, Vielleichtso, wo immer du sein magst.«
»Irgendwo anders«, meinte Moum vergnügt.
»Sie sahen euer Potential und rannten davon, als wäre der Teufel hinter ihnen her, statt zu landen und euch zu helfen. Sie haben euch Unter Edikt gestellt, damit auch sonst niemand kommen und euch helfen konnte. Sie hofften, euch alle der Unwissenheit auszuliefern. Ihr habt ein unberechenbares Potential, Fluff, aber euch treibt nichts an. Indem sie euch das versagte, meinte die Kirche... «
»Nein!« schrie Sylzenzuzex fast schmerzerfüllt. »Das kann ich nicht glauben. Die Kirche würde niemals... «
»Warum nicht?« knurrte Flinx. »Jeder kann Angst haben.«
»Es ist falsch, sich zu fürchten«, stellte Fluff betrübt fest. »Und traurig auch.«
»Richtig, beide Male«, pflichtete Flinx ihm bei. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß sein Magen sein Recht verlangte. Er holte einen großen Würfel aus Fleisch und Käse aus dem Plastikbehälter und nahm auf einem Felsbrocken Platz. Nachdem er die Folie abgezogen hatte, biß er kräftig ab und durchsuchte den Behälter dann nach etwas, das er Pip anbieten konnte.
Sylzenzuzex schloß sich ihm an, aber als sie den Behälter durchsuchte, war sie nicht ganz bei der Sache. Ihr Geist war ein Wirbel einander widersprechender verwirrender, zerstörerischer Gedanken. Das Wissen um das, was die Kirche ganz sicher getan hatte, zerstörte einen Glauben, den sie seit ihrer Puppenzeit hochgehalten hatte. Und jedesmal, wenn wieder ein Ideal in ihr zerbrach, durchzuckte sie ein Schmerz.
Flinx war zu einer Entscheidung gelangt. »Du wolltest reden, ein Spiel mit Konzepten und Worten spielen?«
»Ja, laßt uns spielen«, rief Moum begeistert.
»Laßt uns reden«, pflichtete Blauhell ihm bei.
Flinx blickte grimmig, überlegte, was er tun
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