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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Bett gebaut.« Sie wies mit dem Kopf auf ihren Mann. »Ganz aus Eiche. Und es mit Schnitzereien verziert. An allen vier Pfosten. Solche Schnitzereien habe ich noch nie gesehen.« Sie lächelte. »Er hat sich ein Bett geschnitzt, um darin zu schlafen. Und wer einmal mit John Puckle in seinem Eichenbett gelegen hat, der will kein anderes Bett und keinen anderen Mann mehr.«
    Jane starrte sie entgeistert an. Sie hatte zwar die Frauen in Minstead reden hören, deren Scherze über Männer zuweilen auch recht derb ausfielen. Doch diese seltsame Frau hatte eine Offenheit an sich, die sie gleichzeitig abstieß und neugierig machte.
    »Gefällt Euch mein Mann?«
    »Ich…? Ich kenne ihn ja gar nicht.«
    »Würdet Ihr gern mit ihm ins Bett gehen?«
    Was sollte das bedeuten? Wollte die Fremde sie auf den Arm nehmen? Sie einschüchtern? Jane erhob sich. »Er ist Euer Mann, nicht meiner«, entgegnete sie hitzig und schickte sich an zu gehen. Doch als sie sich aus sicherer Entfernung umblickte, sah sie, dass die Frau noch immer ruhig dasaß und scheinbar ungerührt zur Insel hinüberschaute.
     
     
    Helena hatte einen Strandspaziergang vorgeschlagen, am Ufer des Ärmelkanals entlang. Grasnelken und Jupiterblumen waren schon verblüht, doch ihre grünen Stängel bedeckten den Strand wie ein grüner Schleier.
    Clement Albion hatte diese Frau sehr gern, auch wenn ihre Eigenarten ihn zuweilen zum Schmunzeln brachten. Helena Gorges war Schwedin, sehr hellhäutig und wunderschön. »Du bist so gut, wie du schön bist«, sagte er ihr häufig, und das entsprach auch der Wahrheit. Allerdings hätte er hinzufügen können: »Und auch ziemlich eitel.«
    Es ist ein allgemein gültiges Gesetz, dass eine Frau einen einmal erworbenen Adelstitel nie wieder aufgeben wird. So erschien es zumindest Albion. Kurz nach ihrer Ankunft am Hof von Königin Elisabeth hatte sich die junge Schwedin keinen Geringeren als den Marquis von Northampton geangelt. Leider verstarb ihr adeliger Gatte nach nur einem Jahr und ließ seine angebetete Gemahlin als einsame Marquise zurück.
    Im England der Königin Elisabeth gab es nur wenige Pairs. Viele Adelige waren in den Rosenkriegen ums Leben gekommen, und die Tudors sahen keinen Bedarf an weiteren Feudalherren. Einen Titel jedoch hatten erst sie in England eingeführt, nämlich den des Marquis, den jedoch kaum eine Hand voll Männer trug. Sie standen nur eine Stufe unter den hochmütigen Herzögen. Und dem Protokoll zufolge durfte die junge Marquise noch vor jeder Gräfin eine Tür durchschreiten.
    Als sie den adeligen Thomas Gorges kennen und lieben gelernt hatte, der damals noch nicht einmal ein bescheidener Ritter gewesen war, hatte sie weiterhin auf den Titel Marquise von Northampton gepocht.
    »Und sie tut es immer noch«, pflegte Albion mit einem Lachen zu seiner Ehefrau zu sagen. »Gott sei Dank, dass Thomas es komisch findet.«
    Helena und Thomas führten eine sehr glückliche Ehe. Sie war eine gute Ehefrau, ausgesprochen gut aussehend, mit goldenem Haar und funkelnden Augen. Oft kam sie zu Fuß die Landzunge entlang zur Festung – sie hatte einen sehr anmutigen Gang – und wickelte dort die Soldaten um den Finger. Bei Hofe ließ sie sich keine Gelegenheit entgehen, am Aufstieg ihres Mannes mitzuwirken. Albion wusste, dass sie zurzeit wieder Pläne schmiedete. Und nachdem sie über ihre Familien gesprochen hatten, fragte er freundlich: »Und was ist mit eurem Haus?«
    Eigentlich war er genau darüber im Bilde, dass sein Freund Gorges sich zum ersten Mal im Leben finanziell übernommen hatte. Vor kurzem hatte er ein prächtiges Gut, Langpfad genannt, unweit von Sarum erworben, wo er ein großes Haus bauen wollte. Doch noch war nicht einmal der Grundstein gelegt worden.
    »Ach, Clement.« Helena hatte eine charmante Art, einen beim Arm zu nehmen, bevor sie etwas Vertrauliches preisgab. »Sag Thomas nicht, dass ich es dir verraten habe, aber wir stecken« – sie verzog das Gesicht – »in Schwierigkeiten.«
    »Könnt ihr denn kein kleineres Haus bauen?«
    »Es wäre ein sehr kleines, Clement.« Sie lächelte verschwörerisch.
    »Eine Hütte?« Das war nur als Scherz gemeint, doch sie schüttelte mit ernster Miene den Kopf.
    »Eine winzige Hütte, Clement. Vielleicht reicht es nicht einmal dafür.«
    War ihre Lage denn wirklich so ernst? fragte er sich. Offenbar hatte sich Thomas verkalkuliert. »Bis jetzt hat sich für Thomas das Blatt immer zum Guten gewendet«, tröstete er sie. Er zweifelte nicht daran,

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