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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Mauern waren gut mit Kanonen bestückt. Die Spanier, die bereits bestens im Bilde waren, betrachteten Hurst Castle als bedeutendes Hindernis einer Eroberung.
    Und das war die Festung, die Albion nach Ansicht seiner Mutter den Spaniern übergeben sollte. Denn natürlich handelte es sich hier nicht nur um eine Bastion der Gottlosigkeit, nein, schon die Steine selbst waren eine Beleidigung für jeden wahren Christen.
    Als der König die klösterlichen Ländereien veräußert hatte, war Beaulieu in den Besitz der adeligen Familie Wriothesley übergegangen. Doch auch viele andere Bewohner der Umgebung scheuten sich nicht, die Gelegenheiten zu nützen, die jene Zeit ihnen bot. So auch ein angesehener Kaufmann aus Southampton, der Mill hieß und bereits als Verwalter der alten Liegenschaften von Beaulieu gedient hatte. Nun wollte er sich beim König beliebt machen, um selbst Klosterland erwerben zu können. Es war üblich, dass die Krone wichtige Aufträge wie den Bau von Schiffen oder Festungen an ortsansässige Unternehmer vergab. Und so überraschte es nicht weiter, dass der Bau der neuen Befestigungsanlage am Solent den zuverlässigen Händen von Mill übertragen wurde. Er machte seine Sache ausgezeichnet, und der König war hoch erfreut. Und als man ihn fragte, woher er die vielen Steine habe, denn schließlich gab es in dieser Gegend nicht viele, erwiderte er: »Natürlich von der Abtei Beaulieu.«
    »Dieser gotteslästerliche Mill!«, hatte Lady Albion sich entrüstet. Die heiligen Steine aus der Abtei dazu zu benutzen, die Küste gegen den Papst zu verteidigen!
    Als sie das Ende der Landzunge erreichten, sah Albion, dass die Zugbrücke heruntergelassen war und das Tor offen stand. Kaum hatte er den Männern befohlen, vom Wagen zu steigen, als schon ein ihm bekannter Herr erschien, der etwa in seinem Alter war. Er hatte ein breites, kluges Gesicht, schöne graue Augen und schütteres Haar, das seinem guten Aussehen jedoch keinen Abbruch tat. Er kam auf Albion zu.
    »Clement.«
    »Thomas.«
    »Willkommen.«
    Thomas Gorges stammte aus alteingesessener Familie und hatte Freunde bei Hofe. Ja, er genoss sogar das Vertrauen des Rats und Cecils. Aus diesem Grunde war er auserwählt worden, die Schottenkönigin Maria in ihren letzten Kerker zu geleiten. Außerdem hatte man ihn zum Ritter geschlagen. Seit einigen Jahren befehligte er Hurst Castle, und da eine Invasion drohte, verbrachte er hier den Großteil seiner Zeit.
    »Sind das deine Männer?«, fragte er. Albion nickte. »Gut. Mein oberster Kanonier wird ihnen alles zeigen.« Außer Gorges und seinem Stellvertreter beherbergte Hurst Castle eine ziemlich große Garnison unter dem Kommando des obersten Kanoniers. »Ich fand schon immer«, fuhr Gorges leise fort, »dass man die Loyalität der Männer am besten stärkt, indem man ihnen viel beibringt.«
    Als Albion sich umsah, war er wider Willen beeindruckt. Zwei Reihen von Kanonen ragten aus Luken in Türmen und Mauern in Richtung Meer. Auch der Mittelturm war mit Kanonen bestückt. Kein Schiff, das in den Solent einfuhr, war vor ihnen sicher. Geschützt wurde die Festung von dicken Mauern, die leicht nach außen gewölbt waren, sodass Kanonenkugeln von ihnen abprallen würden. Hurst Castle könnte selbst schwerem Beschuss standhalten.
    Gorges schmunzelte. »Ich hoffe, du findest alles in bester Ordnung, Clement.« Gorges war ohne Frage ein hervorragender Kommandant. Er hatte weitere Kanonen aufgestellt, den Mittelturm neu aufbauen und verstärken lassen und seine Soldaten gut ausgebildet. Der Rat schätzte ihn inzwischen so sehr, dass Gorges alles, was er wollte – Waffen, Baumaterialien oder Männer –, sofort bekam, obwohl eigentlich der Leiter der Grafschaftsmiliz für die Festung zuständig war. »Also sage mir, Waldhüter«, begann er schmunzelnd, »wann kriege ich meine Ulmen?«
    Albion fand es seltsam, dass Eichenholz an einem dem salzigen Meerwind ausgesetzten Ort wie Hurst Castle sofort verrottete, obwohl man es andererseits zum Bau von Schiffen verwendete. Deshalb hatte er Gorges geraten, für die neuen Geschützstände das haltbarere Ulmenholz zu verwenden. »Ich habe die Bäume in der letzten Woche markiert. In zehn Tagen werden sie gefällt und angeliefert.«
    »Danke. Und nun erzähl mir von den Männern, die du mitgebracht hast.«
    »Ich übertrage Pride die Leitung. Er ist zwar jung, aber zuverlässig und klug. Die Verantwortung macht ihm Spaß, und er möchte sich gern beweisen. Also wird er sich ins

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