Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
schlauer Fuchs. Erzähl es mir noch einmal.« Also wiederholte William die ganze Geschichte.
    Der Magistrat hatte ihm zwar befohlen, mit niemandem zu sprechen, aber William fand, dass das nicht für seinen Bruder galt. Also hatte er am Sonntag, sobald es möglich war, den Bauernhof verlassen und war durch den New Forest nach Oakley gelaufen, um ihm die gute Nachricht zu überbringen. George Furzey war darüber so erfreut, dass es William richtig warm ums Herz wurde.
    Da George nicht mit einer großen Vorstellungsgabe gesegnet war, dachte er nicht weiter darüber nach, welche Folgen die Angelegenheit für Alice Lisle haben würde. Er wusste nur, dass die Frau, die seine Familie betrogen und gedemütigt hatte, nun einen Denkzettel erhalten würde. Und dieser Gedanke war so beglückend, dass alles andere daneben verblasste wie die Sterne im Angesicht der aufgehenden Sonne.
    »Bestimmt wird sie verhaftet«, sagte William.
    Dass Dame Alice vor den Magistrat geschleppt und vor sämtlichen Bewohnern des New Forest erniedrigt werden würde, erschien William wie ein Geschenk Gottes. Nun würde seinem Vater endlich Gerechtigkeit widerfahren. Und während er weiter in seinen Glücksgefühlen schwelgte, kam ihm plötzlich noch eine Erleuchtung. »Weißt du was?«, sagte er. »Wir könnten Jim Pride auch etwas am Zeug flicken. Wenn man ihn in Moyles Court antrifft, wird man einige Erklärungen von ihm verlangen.« Er kicherte. »Das könnte klappen, William. Wir schaffen es bestimmt.«
    »Wie willst du das anstellen, George?«, fragte sein Bruder.
    »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber.« George schwebte im siebten Himmel. Nun konnte er den Lisles und den Prides mit einem Streich eines auswischen. »Das ist ganz einfach. Keine Sorge.«
     
     
    Moyles Court war größer als Haus Albion. Es verfügte über eine Reihe hoher Backsteinkamine und einen großen Hof. Das Haus stand, von Bäumen umgeben, auf einer Lichtung. Am Abhang gegenüber befanden sich zwei kleine Koppeln. Die Felder des Gutes lagen ganz in der Nähe des Avontals.
    Betty stand auf dem Hof, als am Montag der Brief von Peter Albion eintraf. Der Bote war bereits in Haus Albion gewesen und von den Dienstboten dort hierher geschickt worden.
    Das Schreiben war nicht lang. Da seine Arbeit in Kent doch nicht so viel Zeit in Anspruch genommen habe, sei er schon am Tag nach ihrer Abreise wieder nach London zurückgekehrt. Zu seinem Schrecken habe er Betty nicht mehr angetroffen, denn er habe etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen. Deshalb werde er ihr folgen und am Dienstagnachmittag in Haus Albion eintreffen.
    Beim Lesen klopfte Betty das Herz bis zum Halse. Sie zweifelte keinen Moment daran, was das zu bedeuten hatte. Deshalb stellte sie sich eigentlich nur eine Frage: Sollte sie ihrer Mutter Bescheid geben, bevor sie nach Haus Albion ritt? Während sie noch über diese schwere Entscheidung nachdachte, fiel ihr ein, dass die Dienstboten in Haus Albion Peter ohnehin nach Moyles Court schicken würden. Also würde er am Dienstagabend da sein. Und Dame Alice konnte ihm, ungeachtet ihrer Meinung von ihm, nicht einfach die Tür weisen. Außerdem erwartete sie an diesem Abend Gäste.
    George Furzey wartete bis Dienstagmorgen und ging dann zu Jim Pride. Der Forstgehilfe verließ gerade sein Haus.
    Jim war nicht gerade erfreut, Furzey zu sehen, hörte aber höflich zu, wie George sein Sprüchlein aufsagte: »Dame Alice will dich in Moyles Court sehen.«
    »Moyles Court?« Pride runzelte die Stirn. »Dazu habe ich erst am Abend Zeit. Ich bin sehr beschäftigt.«
    »Sie möchte dich sowieso erst am Abend sprechen. Davor ist sie selbst nicht zu Hause. Du sollst nach Einbruch der Dunkelheit kommen. Sie sagt, es täte ihr Leid, dich so spät zu belästigen, aber es sei dringend.«
    »Was will sie denn von mir?«, fragte der Forstgehilfe verblüfft.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Und warum hat sie ausgerechnet dich beauftragt, mir diese Nachricht zu überbringen?«, erkundigte Pride sich leicht gereizt.
    »Warum mich? Weil ich zufällig beim Haus Albion war. Der Bursche sagte, er müsse noch einen Botengang machen, aber er sei schon zu spät dran. Also habe ich ihm angeboten, es für ihn zu übernehmen. Das ist der Grund. Ich wollte ihm nur behilflich sein. Oder hast du daran auch etwas auszusetzen?«
    Nein, nein, räumte Pride ein, das sei schon in Ordnung.
    »Aber vergiss es nicht. Ich will nicht, dass man mir die Schuld gibt, wenn du nicht auftauchst.«
    »Ich werde kommen«,

Weitere Kostenlose Bücher