Der Wald der Könige
Edward«, wandte Fanny ein, die ihren Vater vor weiterer Aufregung bewahren wollte, »dass ich wohl besser hier bleibe.«
»Seht ihr«, meinte Mr. Albion brummig, jedoch mit einem triumphierenden Glitzern in den Augen. »Sie will gar nicht mit.«
Diese Behauptung war so empörend, dass Martell, der Widerspruch ohnehin nicht gewohnt war, nicht mehr an sich halten konnte. »Darf ich mir die Bemerkung erlauben, Sir«, sagte er ruhig, doch mit Nachdruck, »dass dieser kurze Ausflug Miss Albion gewiss gut tun würde.«
Mr. Albion ließ das Kinn auf den Kragen sinken und saß eine Weile schweigend da. Plötzlich fuhr der Kopf des alten Mannes hoch, sodass er mit seinem mageren Hals einem aufgebrachten Truthahn ähnelte. Auch wenn seine Haut faltig sein mochte, die blauen Augen funkelten lebhaft und zornig. »Dann werden Sie mir wohl die Bemerkung erlauben, Sir!«, rief er, »dass die Gesundheit meiner Tochter Sie nichts angeht. Soweit ich weiß, ist die Führung dieses Haushalts nicht Ihre Angelegenheit, Sir.« Er hob den Spazierstock mit dem Silberknauf und stieß ihn bei jedem Wort aus Leibeskräften auf den Boden. »Der – Herr – dieses – Hauses – bin – immer – noch – ich!«
»Daran habe ich keine Minute gezweifelt, Sir«, erwiderte Martell errötend. »Und ich wollte Sie nicht beleidigen, Sir, sondern nur…«
Aber Mr. Albion hatte keine Lust, ihn anzuhören. Er war bleich vor Wut. »Sie beleidigen mich. Und ich würde es vorziehen, Sir« – erbost stieß er diese Worte hervor –, »wenn Sie Ihre Meinungen in Zukunft anderswo zum Besten geben. Sie würden mir einen Gefallen tun, Sir« – mühsam machte er Anstalten, sich zu erheben –, »wenn Sie dieses Haus auf der Stelle verließen!« Bei den letzten Worten überschlug sich seine Stimme. Nach Luft ringend sank er auf seinen Stuhl zurück.
Fanny erbleichte. Da sie befürchtete, ihr Vater könne einen Schlaganfall erleiden, sah sie Martell flehend an. Zögernd – denn er glaubte, Fanny würde Hilfe brauchen, wenn Mr. Albion tatsächlich einen Anfall bekam – trat dieser, gefolgt von Edward und Louisa, den Rückzug an. Mrs. Pride, die auf wundersame Weise plötzlich aufgetaucht war, unterzog ihren Arbeitgeber einer raschen Untersuchung und bedeutete den Gästen, dass sie unbesorgt gehen konnten.
Draußen vor der Tür schüttelte Edward belustigt den Kopf. »Unser Besuch war offenbar kein großer Erfolg.«
»Nein.« Martell fehlten vor Überraschung zunächst die Worte. »Das war das erste Mal«, meinte er spöttisch, »dass ich aus einem Haus geworfen wurde. Ich habe nur Mitleid mit der bedauernswerten Miss Albion.«
»Die arme, liebe Fanny«, sagte Louisa. »Ich werde heute Nachmittag mit Mutter wiederkommen.«
»Eine gute Idee, Louisa«, lobte ihr Bruder.
»Es heißt, in der Familie Albion gebe es schlechtes Blut«, fuhr Louisa traurig fort. »Wahrscheinlich liegt es daran. Fanny kann einem wirklich Leid tun.«
Eine Stunde später, nachdem Mrs. Pride den Hausherrn in sein Zimmer gebracht und die weinende Fanny getröstet hatte, schlich sie sich aus dem Haus, um Mr. Gilpin aufzusuchen.
Als Edward und Louisa sich am nächsten Morgen wieder mit Mr. Martell auf den Weg machten, schien die Sonne. Leider war Mrs. Totton am Vortag beschäftigt gewesen, sodass Louisa ihrer Cousine keinen Besuch mehr hatte abstatten können. Doch sie hatte Fanny einen liebevollen Brief geschrieben und ihn noch am Nachmittag durch einen Burschen überbringen lassen.
Sie war vergnügter Stimmung, als die Kutsche die Straße entlang nach Lyndhurst holperte, wo sie vor der Überquerung der Heide kurz Station machen wollten. Mr. Martell war gesprächig. Und natürlich gefiel es Louisa sehr, dass er sie so eingehend befragte. Mr. Martell blieb zwar stets höflich, aber sie bemerkte, dass er nicht mehr locker ließ, wenn er sich erst einmal für ein Thema erwärmt hatte. So eine Beharrlichkeit war ihr zwar noch nie untergekommen, doch bei einem Mann hielt sie sie nicht für unpassend.
»Ich stelle fest, Mr. Martell«, meinte sie, »dass Sie sehr wissbegierig sind.«
Er lachte auf. »Entschuldigen Sie, meine liebe Miss Totton, das liegt mir nun einmal im Blut. Bin ich Ihnen zu nahe getreten?«
Noch nie hatte er sie mit »liebe Miss Totton« angesprochen oder sich nach ihrer Meinung über ihn erkundigt.
»Ganz und gar nicht, Mr. Martell«, erwiderte sie mit einem Lächeln, das ein klein wenig ernsthaft wirkte. »Offen gestanden hat man in Gesprächen von mir
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