Der Wald der Könige
zuerst an der Reihe. Nach den üblichen Komplimenten, die wohl aufgenommen wurden, merkte Martell an, er habe Fannys Gesellschaft bereits im Frühjahr in Oxford genießen dürfen. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dies dem alten Mann gar nicht recht war. Dann meinte Martell, er sei vor kurzem aus Dorset eingetroffen und plane, von hier aus nach Kent weiterzureisen, eine Feststellung, auf die für gewöhnlich eine Höflichkeitsfloskel folgte.
»Dorset?«, fragte Mr. Albion mit nachdenklicher Miene. »Ich fürchte, dort hat es mir noch nie sehr gefallen«, fügte er bedauernd hinzu.
»Zu viele Berge?«, fragte Martell, um das Gespräch in Gang zu halten.
»Inzwischen verlasse ich das Haus nicht mehr.«
»Soweit ich weiß, waren Sie sogar schon in Amerika.«
Die blauen Augen des Greises musterten ihn aufmerksam. »Ja, das ist richtig.« Offenbar überlegte Mr. Albion, und Martell nahm an, dass er noch etwas ergänzen würde. Doch nach einer Weile schien der alte Mann das Interesse zu verlieren, denn sein Blick schweifte zu Louisa hinüber, und er wies mit dem Spazierstock auf sie. »Sie ist sehr hübsch, finden Sie nicht?«
»In der Tat, Sir.«
Offenbar hatte Mr. Albion keine Lust, weiter mit Martell zu plaudern; er deutete wieder auf Louisa. »Du siehst heute wirklich sehr hübsch aus.«
Sie machte einen Knicks, lächelte und nahm seine Bemerkung als Stichwort, zu ihm hinüberzugehen und sich anmutig neben ihn zu knien.
»Hast du es auch bequem da unten?«, fragte der alte Mann.
»Ich habe es immer bequem, wenn ich bei Ihnen bin«, erwiderte sie.
Da der Greis ihm anscheinend nichts mehr zu sagen hatte, zog sich Martell zurück, während Fanny sich vergewisserte, dass es ihrem Vater an nichts fehlte.
»Miss Albion tut mir Leid«, flüsterte Martell jetzt Eduard zu. »Wohin wollten wir morgen fahren?«
»Nach Beaulieu, falls das Wetter mitmacht«, antwortete Edward.
»Könnten wir deine Cousine nicht einladen, uns zu begleiten?«, schlug Martell vor. »Es muss schrecklich für sie sein, den ganzen Tag mit ihrem Vater im Haus zu sitzen.«
Edward fand den Einfall sehr gut und stimmte zu. »Ich werde mein Bestes tun«, versprach er.
Kurz darauf gesellte Fanny sich zu ihnen, sodass Martell Gelegenheit hatte, ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Inzwischen schien sie ein wenig fröhlicher, und sie plauderten so vertraut miteinander wie damals in Oxford. Martell stellte fest, dass sie hier in diesem Haus älter, trauriger und sogar ein wenig tragisch wirkte. Sie muss fort von hier, dachte er, jemand muss sie aus dieser Lage befreien. Allerdings war ihm klar, dass dies kein einfaches Unterfangen würde. Aber vielleicht würde der Ausflug nach Beaulieu sie ein wenig aufheitern. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Edward zu dem alten Mann hinüberging. Der Charme des jungen Totton würde seine Wirkung gewiss nicht verfehlen.
»Ich glaube, Sir«, sprach Edward den alten Hausherrn mit einem freundlichen Lächeln an, »Louisa und ich müssen Sie um die Erlaubnis bitten, unsere Cousine Fanny für ein oder zwei Stunden zu entführen, sofern das Wetter morgen schön ist.«
»Oh?«, sagte Mr. Albion argwöhnisch. »Warum?«
»Wir wollten einen Ausflug nach Beaulieu unternehmen.«
Für einen Augenblick, fast unmerklich, verdüsterte sich Louisas Miene. »O ja!«, rief sie dann aus. »Gestatten Sie Fanny, uns zu begleiten. Ganz bestimmt«, fügte sie hinzu, »bleiben wir nicht länger als einen halben Tag fort.« Sie bedachte Mr. Albion mit einem Lächeln, das ihn sicher erweicht hätte, hätte er den Blick nicht abgewandt.
»Beaulieu?« Es klang, als hätten sie eine Reise nach Schottland vorgeschlagen. »Das ist aber weit weg.«
Niemand wagte, ihn darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Entfernung von sechs Kilometern handelte. Man musste Edward zugute halten, dass er noch ein freundliches Lachen zu Stande brachte. »Nicht viel weiter als der Weg, den wir heute gefahren sind, um Sie zu besuchen. Sie werden kaum bemerken, dass wir überhaupt weg gewesen sind.«
Mr. Albions Miene drückte noch immer Zweifel aus. »Die Abwesenheit meiner Schwester und mein Gesundheitszustand…« Kopfschüttelnd runzelte er die Stirn. »Es ist niemand da, der sich um mich kümmert.«
»Sie haben doch Mrs. Pride, Sir«, widersprach Edward.
Allerdings stieß er mit dieser Einmischung in Haushaltsangelegenheiten bei dem alten Herrn auf Unverständnis. »Mrs. Pride hat damit nichts zu tun«, schimpfte er.
»Ich denke,
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