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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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wie Sie etwa?«, sagte Albion, dessen Unwillen wuchs.
    »Genau«, entgegnete Minimus vergnügt. »Was Sie brauchen, ist eine Petition und Künstler, die die Zeitungen mit Briefen überhäufen. Die neuen Anpflanzungen zerstören die Landschaft. Und dann sind da auch noch die Naturforscher, die bestätigen werden, dass der New Forest ein einzigartiger Lebensraum ist. Hier gibt es unzählige Tierarten, die man sonst nirgendwo findet. Wir könnten in der Presse und an den Universitäten für einen Aufschrei sorgen. Davor fürchten sich Politiker am meisten. Wie dem auch sei«, schloss er, »wenn Sie den New Forest retten wollen, sollten Sie auf mich hören. Ich könnte Ihnen helfen. Ich stehe auf Ihrer Seite«, fügte er aufmunternd hinzu.
    Allerdings schien die Vorstellung, Minimus an seiner Seite zu haben, den Oberst nur mäßig zu begeistern. »Danke für Ihren Rat«, entgegnete er spöttisch. Dann erinnerte er sich an das Flehen seiner Frau, holte tief Luft und wandte sich in möglichst freundlichem Ton an seinen Schwiegersohn. »Es gibt da noch etwas, über das wir reden sollten, Minimus.« Er musste sich zwingen, den Namen auszusprechen. »Und zwar über Geld.«
    »Wirklich? Wie Sie sicher wissen, habe ich keins«, erwiderte Minimus.
    »Das ist mir klar«, antwortete der Oberst.
    »Wir kommen zurecht. Letztes Jahr habe ich ein paar Bilder verkauft. Und ich schreibe an einem Buch, das vielleicht etwas einbringt.«
    »Ein Buch? Zu welchem Thema?«
    »Käfer.«
    Der Oberst schnappte nach Luft. »Haben Sie Beatrice für den Fall Ihres Todes abgesichert?«, erkundigte er sich dann voller Hoffnung. »Wissen Sie, was dann aus ihr werden soll?«
    »Sie erbt meine Bilder und meine Sammlungen. Vermutlich wird sie zu Ihnen zurückkehren müssen. Sie hätten doch nichts dagegen, oder?«
    »Haben Sie sich schon einmal überlegt, was geschehen soll, wenn Sie Kinder bekommen?«
    »Kinder? Beatrice möchte welche.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wahrscheinlich würden wir sie einfach draußen herumlaufen lassen.«
    »Man muss sie aber auch ernähren. Sie kosten Geld.«
    »Vielleicht«, meinte Minimus zweifelnd, »könnte ich meinen Vater um Hilfe bitten. Allerdings denke ich nicht, dass er einverstanden sein wird. Er findet, ich sollte mir eine Stellung suchen.«
    Obwohl Oberst Albion den Rechtsanwalt Mr. Furzey nie kennen gelernt hatte, hatte er Mitleid mit ihm. Wie konnte dieser verantwortungslose junge Mann es wagen, ihm Vorträge über den New Forest zu halten?
    »Wo sollen sie zur Schule gehen?«
    »Ach, darüber haben wir schon gesprochen. Beatrice und ich wollen sie zu Hause unterrichten.«
    »Söhne?« Bei Töchtern war das selbstverständlich möglich, doch mit Söhnen war es eine andere Sache. Einige adelige Familien beschäftigten zwar noch Hauslehrer, aber in diesem Fall kam das wohl schwerlich in Frage.
    »Nun, aber wir würden sie niemals in eines dieser neuen Internate stecken«, sagte Minimus.
    Seit dem Mittelalter gab es in England schon Internate. Doch erst in jüngster Zeit war es bei der Oberschicht in Mode gekommen, ihre Söhne in derartige Einrichtungen zu schicken, die inzwischen wie Pilze aus dem Boden schossen.
    »Sie sind Orte des Schreckens«, fuhr Minimus fort. »Der Intellekt wird abgestumpft und das Feingefühl vernichtet. Wussten Sie, dass man die Jungen dort prügelt und sie zwingt, Sport zu treiben? Waren Sie auch an so einer Schule?«
    Oberst Albion sah ihn entgeistert an. »Ich war in Eton«, entgegnete er kühl.
    »Sehen Sie«, erwiderte Minimus.
    »Jedenfalls wünsche ich nicht, dass meine Tochter ein derartiges Leben führt, Sir«, verkündete Albion, dessen Wut sich allmählich steigerte.
    Aufrichtig erstaunt starrte Minimus ihn an. »Das kann ich mir denken«, sagte er. »Doch da sie mich nun einmal geheiratet hat« – er ließ den Blick durchs Zimmer schweifen und betrachtete die Adelsregister und den Jagdrock des Oberst –, »wollte sie sich vermutlich von all dem hier lösen. Glauben Sie nicht auch?«
    Dass diese Einschätzung wahrscheinlich zutraf, trug nicht im Geringsten dazu bei, Albions Laune zu bessern. »Als Sie meine Tochter zu einer Ehe verleitet haben« – er verlieh dem Wort einen beleidigenden Unterton –, »haben Sie offenbar keinen Gedanken an ihre materielle Sicherheit verschwendet.«
    Selbst Minimus bemerkte, dass Albion ihn kränken wollte. »Genau genommen war sie es, die auf eine Ehe gedrängt hat«, entgegnete er. »Außerdem ist sie, wie Sie wissen,

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