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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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und Lord Henry ihre nächste Schlacht im Parlament vorbereiteten, machten die Bewohner des Waldes ihren Gefühlen Luft.
    Sie zündeten die Einhegungen an und stahlen die Zäune.
    »Bei dir waren wir noch nicht, was, George?«, meinte ein Mann in Lyndhurst eines Tages vergnügt zu Pride. Er war ziemlich groß und kräftig, sodass es ratsam war, sich nicht mit ihm anzulegen.
    »Nein. Und bitte lasst es«, sagte George.
    »An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen machen, George«, erwiderte der Mann. »Du hast doch nachts einen festen Schlaf.«
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn sie kommen«, gestand George seiner Frau. »Aber ich werde nicht mit ansehen, wie sie meine Einhegungen zerstören.«
    Abgesehen von diesen Schwierigkeiten waren es glückliche Jahre. Seine Familie wuchs. Gilbert, sein ältester Sohn, war inzwischen zehn Jahre alt. Wenn er sah, wie der Junge fröhlich von der Kaninchenjagd zurückkehrte oder unten am Bach umhertollte, erinnerte ihn das an seine eigene Kindheit und machte ihn sehr froh.
    Von seinen vier Kindern nahm er häufig die beiden ältesten, Gilbert und Dorothy, auf seine Streifzüge mit. Sie schlenderten die bernsteinfarbenen Bäche entlang und spazierten über die Wiesen, auf denen friedlich die Ponys grasten. Sie beobachteten einen Eisvogel auf der Jagd oder die kleinen Forellen, die nur im Forest vorkamen. Und George erklärte seinen Kindern alles, was sie im Wald wissen mussten.
    Gilbert war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, doch wem Dorothy ähnelte, war schwieriger festzustellen. Sie hatte das dunkle Haar ihrer Mutter, war aber groß und schlank wie die Prides. Ihre Augen waren so tiefblau, dass sie fast violett schimmerten. Wenn er zusah, wie sie ihrer Mutter im Haushalt half, Kuchen und Brot buk oder im Herbst Apfelgelee einkochte, dachte er lächelnd, dass sie eines Tages gewiss eine gute Ehefrau abgeben würde. Außerdem war sie flink wie ein Hirsch und lief so schnell, dass auch Gilbert sie nicht einholen konnte.
     
     
    Eines Tages im Sommer, als sie neun Jahre alt war, kam George eine Erkenntnis, die ihm ein schlechtes Gewissen einflößte.
    Niemand wusste, wie es dem Hirsch gelungen war, in eine der Einhegungen einzudringen. George hatte ihn erschossen, denn er war dazu berechtigt. Nachdem er und seine Frau das Tier gehäutet und zerlegt hatten, brachte er die Schlegel nach Fritham. Der Wirt des Royal Oak, des einzigen Gasthauses in einem Umkreis von vielen Kilometern, erklärte sich bereit, das Fleisch für ihn zu räuchern. Danach würde seine Frau das Wildbret, in Musselin einschlagen, in den großen Kamin der Hütte hängen, wo es vor Fliegen sicher war.
    An einem sonnigen Augusttag war George mit seinem Pony nach Fritham gegangen, um die Hirschschlegel wieder abzuholen. Er hatte seine Tochter mitgenommen. In Fritham hatte er sich ein paar Gläser Apfelwein genehmigt und ein wenig mit dem Wirt des Royal Oak geplaudert. Dann belud er das Pony und machte sich zufrieden auf den Heimweg. Dorothy hüpfte im Sonnenschein herum. Die Hirschschlegel schlugen gegen die Flanken des Ponys. Sie kamen an einem Felsvorsprung vorbei, auf dem ein Ginsterbusch wuchs. Dorothy tollte ausgelassen umher, was ihn zum Lachen brachte.
    Als er sie schreien hörte, glaubte er zunächst, sie sei in einen Ginsterbusch gefallen. Er rief sie zu sich und ging mit dem Pony weiter. Doch als sie wieder schrie, blieb er stehen.
    »Eine Schlange!«, kreischte sie.
    Es war eine Otter. Im New Forest gab es fast nur harmlose Grasschlangen, doch Ottern kamen hin und wieder vor. Er rannte zurück.
    »War sie groß?«
    Sie nickte und wies auf ein wenige Meter entferntes Loch im Boden. Die Schlange war verschwunden.
    Dann zeigte Dorothy auf ihr Bein, das bereits anschwoll. George erkannte die Zahnspuren der Schlange. Der Biss einer großen Otter konnte für ein Kind gefährlich werden. Er griff nach dem Messer, das er immer bei sich trug.
    »Setz dich«, befahl er. »Siehst du das Pony?«
    Sie bejahte.
    »Schau es an«, sagte er. »Nicht den Kopf wegdrehen.«
    Sie gehorchte. George schnitt die Bisswunde auf. Sie zuckte zusammen, schrie aber nicht. Er schnitt weiter. Dann saugte er, spuckte aus und saugte noch einmal. Das Gift schmeckte widerwärtig und scharf.
    Es dauerte eine volle Viertelstunde. Dorothy zitterte wie Espenlaub, sprach jedoch kein Wort. Dann setzte er sie auf das Pony und brachte sie nach Hause.
    Und unterwegs wurde ihm klar, dass er sie mehr liebte als seine anderen Kinder. Bis

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