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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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worden wärst. Bist du es?‹
    Ich bejahte es mit einem Handzeichen. ›Also bist du es doch‹, sagte er. ›Du darfst nicht hier sterben. Verdammt! Hast du vergessen, wer du bist? Du bist ein Pride aus dem New Forest.‹ Seltsamerweise gab mir dieser Gedanke Kraft, Vater, und deshalb bin ich jetzt hier.‹
    Wahrscheinlich ist es albern«, fuhr George fort. »Aber ich war so froh, dass er mir das gesagt hat.«



EPILOG
     
     
     
    April 2000
     
    Es war Sonntagmorgen. Erst am Vorabend war Dottie Pride im Hotel Albion Park angekommen, doch wie immer hatte sie bereits Lampenfieber. Sie hatte noch eine ganze Woche, um den richtigen Aufhänger für ihre Geschichte zu finden – genug Zeit also. Aber in dieser Phase der Arbeit bekam sie es stets mit der Angst zu tun.
    Sie hatte beschlossen, zuerst nach Beaulieu zu fahren. Obwohl sie erst am Samstag alles für den Dreh vorbereiten musste, wollte sie sich dort ungestört ein wenig umsehen.
    Vielleicht würde ihr dabei ja der zündende Gedanke kommen. Auch wenn zum Schutz der Hirsche und der Ponys eine Geschwindigkeitsbegrenzung von sechzig Stundenkilometern galt, würde die Fahrt nur zehn Minuten dauern.
    Dottie war beeindruckt. Die prächtigen Herrenhäuser Großbritanniens waren zur Finanzierung ihres Unterhalts auf den Tourismus angewiesen. Und der augenblickliche Lord Montagu hatte ganze Arbeit geleistet. Er hatte das Faible seines Vaters für Oldtimer geerbt und das Kraftfahrzeugmuseum in Beaulieu zu einer Einrichtung von landesweiter Bedeutung gemacht. Dottie interessierte sich zwar nicht sehr für Technik, doch selbst sie betrachtete eine halbe Stunde lang begeistert die Mercedeswagen aus der viktorianischen Zeit, die Rolls-Royce aus der Ära König Eduards und die Autos aus den Fünfziger Jahren. Als sie das Museum verließ und zur nahe gelegenen Abtei hinüberschlenderte, fühlte sie sich, als sei sie aus der technisierten Moderne direkt ins friedliche Mittelalter geraten.
    Die Anlage war wirklich ein Kunstwerk. Nachdem Dottie das Haus besichtigt hatte, besuchte sie in dem großen domus – der Unterkunft der Laienbrüder, wenn sie sich nicht auf den Gütern aufhielten – eine Ausstellung über das klösterliche Leben. Und als sie zur Ruine des Kreuzgangs hinaustrat, glaubte sie fast, die Zisterziensermönche zu sehen, die zwischen den alten grauen Steinen schweigend ihren täglichen Pflichten nachgingen. In einer der Nischen, wo sie früher gesessen hatten, entdeckte Dottie zu ihrer Missbilligung, dass ein Banause ein kleines »A« in den Stein geritzt hatte.
    Ihre Dokumentation sollte in Beaulieu beginnen, und der Zeitpunkt war gut gewählt. Lord Montagu hatte nämlich beschlossen, am Ostersonntag, dem 24. April, den neunhundertsten Jahrestag der Ermordung von König Wilhelm Rufus im New Forest feierlich zu begehen. Er plante einen großen Wettbewerb im Bogenschießen. Der Schauspieler Robert Hardy, zufällig auch ein anerkannter Spezialist auf diesem Gebiet, sollte das Turnier eröffnen. Lord Montagu würde als Schirmherr dieser Veranstaltung fungieren. Also stand ein farbenfroher Tag mit mittelalterlichen Spielen bevor, der sich ausgezeichnet für eine Fernsehsendung eignete.
    Allerdings hatte ein bekannter ortsansässiger Historiker für eine Überraschung gesorgt. Mr. Arthur Lloyd hatte zweifelsfrei bewiesen, dass Rufus in Wahrheit – und dazu gab es zeitgenössische Aufzeichnungen – in Througham, einem Küstenstreifen unweit von Beaulieu, getötet worden war. Der Rufusstein, eine von Englands berühmtesten Sehenswürdigkeiten, stand demzufolge offenbar am falschen Platz.
    Dottie überlegte, was sie nun unternehmen sollte. Den restlichen Tag fuhr sie im New Forest herum. Ihr erstes Ziel war Buckler’s Hard, an dessen mit Gras bewachsenen Ufern jetzt ein Schifffahrtsmuseum stand. Dort gab es auch ein Modell einer Werft aus der Zeit, in der eines von Nelsons Schiffen gebaut worden war. Die Swiftsure beeindruckte Dottie sehr. Sie stellte interessiert fest, dass Teile der großen Truppentransporter, die im Zweiten Weltkrieg bei den Landungen am D-Day eingesetzt worden waren, ebenfalls von der Werft am Fluss von Beaulieu stammten.
    Östlich von Beaulieu lagen die Exbury Gardens und der Lepe County Park. Am Rand des New Forest, unweit von Southampton, befanden sich ein Naturschutzgebiet und eine Versuchsfarm. Ein wenig weiter nördlich entdeckte Dottie einen Lunapark mit Fahrgeschäften. Die Botschaft war klar. Der moderne New Forest hatte sich auf

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