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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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einem seltsamen wettergegerbten Gesicht, das aussah wie aus Eichenholz geschnitzt, beklagte sich, der Zaun eines neuen Grundstücks rage bis in den New Forest hinein. »Ron Puckle. Er verkauft in Burley Gartenmöbel aus Holz.« Dotties Begleiter schmunzelte. »Wenn man es sich genau überlegt, ist es wirklich komisch«, murmelte er. »Jahrhundertelang haben die alten Familien Land vom New Forest für sich abgezwackt, und nun machen sie es sich zur Lebensaufgabe, dafür zu sorgen, dass kein anderer es tut!« Am Ende jedes Antrags erhob sich der Oberste Forstaufseher höflich, dankte dem Betroffenen und versprach, sich mit dem Anliegen zu befassen. Einige der Anträge, die sich mit der Tätigkeit des Amts für Forstwirtschaft oder mit lokalen Gesetzen beschäftigten, waren so kompliziert, dass Dottie ihnen nicht folgen konnte. Doch der Zweck dieser Sitzung war offensichtlich: Hier ging es um die Tradition des New Forest, und Bewohner und Forstaufseher waren fest dazu entschlossen, sie zu bewahren.
    Als sie das Gebäude verließen, war es noch nicht Mittag. Dottie hatte am frühen Nachmittag einen Termin im Museum, und ihr Begleiter schien im Begriff, sich zu verabschieden. Sie überlegte, wie sie das verhindern könnte.
    »Ich muss mir Grockletons Einhegung ansehen«, sagte sie. »Können Sie mir zeigen, wo das ist?«
    »Oh. Gerne.« Er wirkte erstaunt. »Natürlich. Aber Sie müssen ein Stück zu Fuß gehen.«
    »Das macht nichts. Wie heißen Sie noch einmal?«
    »Peter. Peter Pride.«
     
     
    Noch nie im Leben war Dottie so schnell marschiert. Sie fragte sich, ob er einfach weiterlaufen würde, wenn sie stehen blieb, doch sie wollte es nicht darauf ankommen lassen. Zum Glück hielt er hin und wieder inne, um ihr eine Flechte, einen seltsamen Käfer unter einem abgefallenen Ast oder eine winzige Pflanze zu zeigen. Für einen Naturkenner war dieser Wald ein ökologisches Paradies. Auch wenn Dottie nicht alle wissenschaftlichen Begriffe verstand, mit denen er sie bombardierte, begriff sie wenigstens grob, worauf er hinauswollte. Und schon im nächsten Moment erhielt sie wieder Gelegenheit, seine kräftige, rasch ausschreitende Gestalt von hinten zu bewundern.
    Er hatte Ökologie studiert und befasste sich außerdem mit der Geschichte des New Forest. Auch von seiner Allgemeinbildung war Dottie mächtig beeindruckt. Sie fragte sich, wie alt er sein mochte. Schätzungsweise zwischen zwanzig und fünfundzwanzig, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als sie. Ob er wohl allein stehend war?
    Er machte sich Gedanken darüber, dass sie beide denselben Familiennamen hatten. »Es ist eine weit verzweigte Familie«, erklärte er. »Überall im New Forest gibt es Prides. Sind Sie sicher, dass Sie nicht aus dieser Gegend stammen?«
    Als Dottie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte ihr Vater ihr erzählt, sie erinnere ihn an seine Großmutter Dorothy, weshalb er sie auch nach ihr benannt habe. Außerdem verriet er ihr später, dass seine Großmutter nie verheiratet gewesen war.
    »Sie war kein Kind von Traurigkeit«, meinte er. »Jahrelang hat sie mit einem Kunstprofessor zusammengelebt. Danach mit einem anderen. Offenbar hatte sie eine Schwäche für Künstler. Der erste hat ihr eine Menge Bilder hinterlassen, die sich als ziemlich wertvoll entpuppten. Mein Vater kannte seinen Vater nicht. Deshalb hat er den Namen seiner Mutter angenommen: Pride.«
    »Meine Urgroßmutter war eine geborene Pride«, sagte Dottie. »Aber sie kam aus London.«
    Er nickte rasch, hakte jedoch nicht weiter nach.
    Allerdings war er neugierig, warum sie sich Grockletons Einhegung ansehen wollte. Als sie ihm den Grund erklärte, war er sehr belustigt. »Grockleton war Mitarbeiter der verhassten Waldbehörde«, erläuterte er. »Außerdem hat er eine Eisenbahnlinie gebaut, dabei erlitten einige Menschen schwere Verletzungen. Der Name ist hier nicht sehr beliebt.«
    »Oh.« Sie überlegte, wie sie das ihrem Chef beibringen sollte.
    »Wir sind da«, verkündete Peter ein paar Minuten später vergnügt. »Grockletons Einhegung.«
    Die Nadelbaumreihen schienen endlos. Unter den eng stehenden Bäumen war es dunkel, still und leblos.
    »Gehen wir«, sagte sie.
     
     
    Da sie zu früh am New Forest Museum in Lyndhurst eintrafen, hatten sie noch Zeit, sich rasch die Ausstellung anzusehen. Jeder Aspekt des Lebens im New Forest – von einer kürzlich hier gefangenen Schlange bis hin zu der detaillierten Abbildung eines Kohlenmeilers – wurde hier

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