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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zu gewährleisten, wäre
bergauf,
wenn Sie mir sagen würden, die Knochen gehörten einem alten Landstreicher, der im Wald Unterschlupf gesucht hat und eines natürlichen Todes gestorben ist.
Bergab
ginge es für mich, wenn Sie zu dem Schluß kämen, daß hier ein Verbrechen stattgefunden hat, das untersucht werden müßte. Und am allerschlimmsten wäre es, wenn Sie den Verdacht hätten, daß da draußen noch mehr Leichen sein könnten und vorhätten, ein Ausgrabungsprogramm mit allem Drum und Dran zu starten.«
    Patten stellte eine Tasse Kaffee vor Pascoe und bot ihm Milch und Zucker an. Der schüttelte den Kopf und schlürfte das bittere Getränk schwarz.
    »Mit anderen Worten, je weniger die Sache an die Öffentlichkeit dringt, desto besser?«
    »Sie haben es genau erfaßt.«
    »Warum macht Ihnen das Sorgen? Ich hätte gedacht, daß Sie nur mit den Tierschützern im Clinch liegen, und was die anlangt, so ist es doch seit dem Anschlag im Sommer aus und vorbei mit ALBAS kleinem Geheimnis.«
    »Stimmt«, sagte Sanderson. »Aber wie Sie als Polizist wahrscheinlich aus Erfahrung wissen, besteht ein Unterschied zwischen einem Angriffsziel und einem Symbol. Nehmen wir die Vorfälle in Aldermaston, Porton Down und Greenham Common – keiner war in seiner Art einzigartig, und doch ist jeder dieser Orte zu einem Symbol für das Ganze geworden und Gegenstand ständiger Aufmerksamkeit der Protestler. Wir werden damit fertig, wenn wir ab und an mal Ärger haben, aber zum Lieblingsziel aller Tierschutzgruppen zu werden, dazu haben wir wahrlich keine Lust.«
    »Ich freue mich, mitzuerleben, wie man sich so um seinen Arbeitgeber sorgen kann«, sagte Pascoe. »Eine etwas zynischere Einstellung hätte Sie dazu verleiten können, sich die Hände zu reiben und zu sagen, je mehr Ärger ALBA hat, um so mehr muß für die Sicherheit ausgegeben werden. Immerhin gibt es noch Teile des Geländes, die unberührt geblieben sind. Jede Menge Platz für einen Wassergraben, sagen wir. Oder eine dreißig Meter hohe Mauer.«
    »Oje. Höre ich Mißbilligung über das, was wir dem Wald angetan haben?« fragte Sanderson lächelnd.
    »Ich mag Bäume«, gab Pascoe zu.
    »Und auch Tiere, wage ich zu behaupten. Wie stehen Sie dazu, daß sie in der medizinischen Forschung Verwendung finden, Inspector? Ich frage nur deshalb, weil ich als ehemaliger Angehöriger der Armee weiß, wie schwierig es manchmal wird, wenn es zwischen persönlichem Empfinden und offiziellen Befehlen zu Spannungen kommt.«
    Der Ton war voll Mitgefühl und Aufrichtigkeit, dennoch wußte Pascoe, daß man ihn verspottete.
    Er trank seinen Kaffee und sagte vorsichtig: »Im vergangenen Sommer wäre Ihre Frage vielleicht noch angebracht gewesen, als ich hier war und den Anschlag auf die Labore untersuchte, die zur Einstellung Ihrer Firma geführt haben. Doch da sich meine gegenwärtigen Ermittlungen nur mit den menschlichen Überbleibseln befassen, die im Wald aufgefunden wurden, und der Chef von ALBA mir persönlich versichert hat, daß er gegen die Tierschützerinnen, die in die Auffindung der Knochen verwickelt sind, keine Anzeige erstatten will, erübrigt sich die Frage wenigstens in einer Hinsicht.«
    »Und schon hab ich einen Klaps auf die Finger gekriegt«, sagte Sanderson ungerührt. »Aber wir dürfen Sie nicht von Ihren Pflichten abhalten, Chief Inspector. Halten Sie Ausschau nach Dr. Batty? Er scheint im Augenblick etwas beschäftigt zu sein.«
    Er warf einen Blick auf die Monitorreihe. Auf einem der Bildschirme war Batty zu sehen, der mit mehreren weißgekleideten Gestalten in einem Labor arbeitete.
    »Keine Eile«, sagte Pascoe. »Mr. Patten, Sie haben etwas von einem Keller gesagt …?«
    Sanderson warf Patten einen fragenden Blick zu.
    »Die alten Aktenschränke«, erklärte der ehemalige Feldwebel. »Mr. Pascoe interessiert sich für die Zeit, als das Haus noch ein Krankenhaus war.«
    »Ach ja. Wegen der Knochen. Guter Gedanke, aber ich fürchte, die Arbeit ist staubig. Vielleicht möchten Sie eine unserer Uniformen?«
    »Nein, danke«, sagte Pascoe. »Ich kann in Zivil besser denken.«
    Zehn Minuten später reute ihn seine vorlaute Antwort. Es reute ihn sogar, daß Patten das Archiv je erwähnt hatte. Zwar hatte er sich schon auf das Schlimmste gefaßt gemacht, als der Wachmann ihn über immer schäbiger werdende Korridore aus den renovierten Hi-Tech-Regionen in eine ziemlich unberührte viktorianische Küche im hinteren Teil des Hauses führte, von wo aus man auf

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