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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Ypernbogen als Kanonenfutter zu dienen, ist nicht ganz dasselbe«, sagte Pascoe ruhig.
    »Zuständig sind dieselben Leute, und denen ist es scheißegal, wer und wie viele ihre Haut zu Markte tragen müssen«, erwiderte Patten. »Hätte man das beim Iron Duke versucht, hätte er die Wache nach Whitehall geschickt, und zwar mit aufgepflanzten Bajonetten. Nichts besser als kalter Stahl, wenn es an Rückgrat mangelt. Könnte sogar heute noch funktionieren, wenn wir nur jemand hätten, der den Mumm hätte, es auszuprobieren.«
    Pascoe prägte sich das Gespräch gut ein, damit er es später Ellie als ein weiteres Beispiel dafür wiedergeben konnte, wie eine scheinbar gemeinsame Empörung zu grundverschiedenen Schlußfolgerungen führen konnte. Pattens Widerwillen gegen das überflüssige Abschlachten bei Passchendaele hatte ihn dazu gebracht, eine Militärdiktatur zu fordern! Wohingegen sein eigener Abscheu ihn dazu gebracht hatte … wozu hatte er ihn gebracht? Zum Pazifismus? Nein. Er ging davon aus, daß er für eine gerechte Sache kämpfen würde. Antimilitarismus also? Mit Sicherheit, aber nicht die undifferenzierte Variante. Das Land brauchte Streitkräfte, solange sie natürlich unter der Kontrolle eines demokratisch gewählten Parlaments standen. Mit anderen Worten, Politikern. Mit anderen Worten, unter der Art »Kontrolle«, die in Pattens Augen direkt zu dem Gemetzel von Passchendaele geführt hatte …
    »Da wären wir, Sir«, sagte Patten.
    Sie waren vor dem Haus angekommen. Pascoe wurde bewußt, daß er das Auto automatisch geparkt hatte und nun dasaß und mit leerem Blick aus dem Fenster starrend seinen Gedanken nachhing, während der Wachmann wartend in der offenen Tür stand.
    »Ja. Natürlich, Entschuldigung.« Er stieg aus dem Auto und sah die düstere, bedrohliche Fassade hinauf. »Kein sehr einladender Ort. Ich kann nachvollziehen, warum es sich als Privatkrankenhaus nicht halten konnte. Vielleicht stammen die Knochen ja aus jener Zeit. Von einem Patienten, der das Weite gesucht hat.«
    »Neue Ergebnisse, Sir?«
    »Die Ermittlungen laufen«, sagte Pascoe unbestimmt.
    »Ach ja?« Patten lächelte zynisch. »Das bekamen wir in der Armee auch immer zu hören. Hieß in der Regel, daß niemand mehr wußte, wo es langging.«
    »Ich würde nicht sagen, daß wir uns verlaufen haben«, sagte Pascoe, »aber mit Sicherheit ist die Suche noch nicht abgeschlossen.«
    »Sollten Sie es ernst gemeint haben, daß die Knochen etwas mit dem Krankenhaus zu tun haben könnten, dann sind Sie hier genau richtig«, sagte Patten und führte ihn seitlich am Haus vorbei.
    »Das bezweifle ich, es sei denn, Sie haben das Krankenhausarchiv noch im Keller.«
    »Das wollte ich mehr oder weniger sagen«, erwiderte Patten zu Pascoes Überraschung. »Ich kann nicht beschwören, daß es das Archiv ist, aber ich weiß genau, daß wir im vergangenen Sommer, als ich mir hier alles angesehen habe, um es sicher zu machen, einen Keller voll rostiger alter Aktenschränke gefunden haben, die voll Gerümpel waren.«
    »Tatsächlich?« sagte Pascoe. »Auf die würde ich gern einen Blick werfen. Wenn das möglich wäre?«
    »Kein Problem. Aber trinken wir erst einen Kaffee.«
    Patten schob Pascoe durch eine Seitentür in das Büro von TecSec. Dort saß jemand hinter einem Schreibtisch, in dem Pascoe Sanderson vermutete. Der auf recht altmodische Weise gepflegt wirkende Herr stand lächelnd auf und hielt Pascoe die Hand hin.
    »Peter Pascoe, vermute ich. Habe von Ihnen gehört. Hatte gestern das Vergnügen, Ihren Boss kennenzulernen. Als er gemacht wurde, zerbrach die Form, würde ich meinen.«
    Er hob fragend eine Augenbraue, und Pascoe dachte, daß er diesen Trick vermutlich vor dem Spiegel eingeübt hatte.
    »Mr. Dalziel, meinen Sie? Er ist mit Sicherheit einzigartig.«
    »Und Sie sind mit Sicherheit diplomatisch«, lachte Sanderson. »Des, warum organisieren Sie uns nicht einen Kaffee?«
    Sie mochten zwar Teilhaber sein, aber den Kaffee kochte doch der Feldwebel, fiel Pascoe auf.
    »Setzen Sie sich, Mr. Pascoe. Sagen Sie mir, hat ein Besuch vom Boss am einen Tag und von seinem Stellvertreter am nächsten zu bedeuten, daß es bergauf oder daß es bergab geht?«
    »Hängt davon ab, was Sie im Auge haben« , sagte Pascoe.
    »Knochen im Wald«, sagte Sanderson.
    »Ich verstehe. Dann kommt es darauf an, was Sie unter bergauf und bergab verstehen.«
    »Nun, vom Standpunkt dessen aus, der hier auf Wanwood vertraglich verpflichtet ist, die Sicherheit

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