Der Wald des Vergessens
schloß sie gerade die Schublade des Schreibtischs auf.
»Sie ist hier aufgekreuzt und hat gesagt, sie will ihre Sachen abholen. Sie wollte sich die Peinlichkeit ersparen, sie holen zu müssen, wenn die anderen alle da sind. Also habe ich ihr eine Begleitung mitgegeben und sie durchgelassen.«
Er drehte sich wieder um und verpaßte die Frau, wie sie das Büro verließ, nachdem sie einen Umschlag aus der Schublade entfernt und in ihre Tasche gesteckt hatte.
»Glauben Sie, daß sie damit gerechnet hat, Batty würde auf Dauer bei ihr bleiben, falls es zu einer Trennung zwischen ihm und seiner Frau käme?«
»Kann sein. He, Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß sie es Battys Frau gesteckt hat?« Die Vorstellung schien Patten zu entzücken. »Wenn das stimmt, muß ihr aber richtig schlecht geworden sein, als sie statt des Mannes die Kündigung bekommen hat!«
Ambler war nun in einem der Räume, in denen die Versuchstiere untergebracht waren. Sie ließ die Tür weit offen stehen, stieß alle Fenster auf und machte sich daran, die Käfige aufzuschließen.
»Und wie haben Sie von der Trennung erfahren?« fragte Wield, der zwar erkannte, was seine Pflicht gewesen wäre, sich aber an die Warnung in einem kürzlichen Rundschreiben erinnerte, nicht übereifrig zu sein.
Denken Sie nach, bevor Sie handeln!
hatte der Rat gelautet. Nun dachte er also nach.
»Ich habe Captain Sanderson angerufen, um ihn auf dem laufenden zu halten. Er war es, der die Katze aus dem Sack gelassen hat. Er hat selbst Dreck am Stecken, und mir war der flüchtige Gedanke gekommen, daß er vielleicht was mit Mrs. Batty hatte und ausgeplaudert hat, daß der Doktor ebenfalls auswärts spielt.«
»Und was hätte er davon gehabt? Ich meine, alles hier hängt doch vom Wohlwollen Dr. Battys ab, oder etwa nicht?«
»Alles Geschäftliche ist vertraglich niet- und nagelfest gesichert«, grinste Patten. »Und alles Wohlwollen fliegt aus dem Fenster, wenn ein guter Fick zur Tür reinspaziert kommt, was, Sergeant?«
Jane Ambler war durch eine weitere Tür gekommen und wiederholte ihre Befreiungsaktion.
Widerwillig widerstand Wield der Versuchung, über Pattens interessante Behauptung zu diskutieren. Die Bedenkzeit war vorbei, und er mußte seinen Mund aufmachen, bevor Patten Lunte roch.
Er sagte: »Die Leute vom Tierschutzverein würden sich freuen, wenn sie miterlebten, wie gut hier für ausreichende Bewegung der Tiere gesorgt wird.«
»Was?« Patten wirbelte auf seinem Stuhl herum. »Jesus Maria! Warum zum Teufel haben Sie nicht schon früher was gesagt?«
Er hämmerte auf einen Knopf ein, der einen schrillen Alarm auslöste.
»Ich habe es für Amblers Aufgabe gehalten«, sagte Wield und gab sich keine Mühe, überzeugend zu klingen.
»So ein Schwachsinn! Und wo zum Teufel ist der Idiot, der auf sie aufpassen soll? Kommen Sie! Wir sehen am besten mal nach dem Rechten.«
»Ich soll mitkommen? Ja, glauben Sie denn, daß ein Verbrechen begangen wurde?«
Aber Patten spielte nicht mehr mit. Er rannte an Wield vorbei aus dem Büro.
Einen kurzen Augenblick stand Wield da und betrachtete die Monitore, die ihm verschiedene Arten kleiner Tiere zeigten, die ängstlich aus ihren Käfigen gekrochen kamen und mit allen Anzeichen der Skepsis die Luft der Freiheit schnüffelten.
»Ich weiß ganz genau, wie ihr euch fühlt«, sagte Wield. Dann folgte er Patten.
Zwei
D anke schön«, sagte Andy Dalziel ins Telefon. »Ich danke Ihnen vielmals.«
Er knallte den Hörer hin und richtete seinen wohlwollenden Blick auf Shirley Novello, die, ihren eigenen Augen nicht trauend, unsicher fragte: »Gute Nachrichten, Sir?«
»Ich glaube«, sagte er. Aber bevor er sie ihr mitteilen konnte, wenn das denn seine Absicht gewesen sein sollte, ging die Tür auf und Pascoe kam hereingeplatzt.
»Ich glaube, ich hab was, Sir«, sagte er.
»Wenn es ansteckend ist, zieh Leine«, sagte der Dicke.
»Es dreht sich um Mrs. Howard«, sagte Pascoe, der den Kalauer ohne mit der Wimper zu zucken überging. Interessiert merkte es sich Shirley Novello. »Sie ist felsenfest davon überzeugt, daß bei TecSec etwas faul ist. Sie sagt, ihr Jimmy und Rosso seien Saufkumpane gewesen, das ist der ehemalige Soldat Rosthwaite, der alte Putzer von Sanderson …«
»Ja, ja, ich weiß, wer er ist. War«, sagte Dalziel ungeduldig. »Kommen wir jetzt langsam zur Sache, oder habe ich sie schon verpaßt?«
Wieder fiel Shirley Novello auf, daß auf die Provokation keine Reaktion folgte. Bestand darin
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