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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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diskutieren wir hier? Soziale Schichten oder gute Zwecke?«
    »Besteht da wirklich ein Unterschied für manche Leute? Aber was ich sagen wollte, war, friedlicher Flügel der Aktivistenszene.«
    Dalziel lachte auf und sagte: »Das, was Sie da angestellt haben, nennen Sie friedlichen Protest? Ich möchte nicht miterleben, wenn Sie jemandem den Krieg erklären.«
    »Ich werde mich bemühen, Sie nicht einzuladen. Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet.«
    Sie war sehr hartnäckig, dachte er. Der kleine Schlagabtausch zwischen ihr und Wendy Walker, den er belauscht hatte, mußte sie aus irgendeinem Grund richtig in Fahrt gebracht haben.
    »Was mich überrascht hat, war nicht so sehr, daß Walker beigetreten ist, sondern daß sie aufgenommen wurde. Wie kam es dazu?«
    Falls er gehofft hatte, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, indem er die Frage umkehrte, hatte er sich getäuscht. Sie lächelte ein wenig verschmitzt, was er seltsam erregend fand.
    Er schlug die Beine in der anderen Richtung übereinander und wartete auf eine Antwort.
    »Merkwürdigerweise war es sozusagen durch einen ihrer Kollegen, da Mann und Frau ein Fleisch sind. Eine gemeinsame Bekannte hat sie mir vorgestellt. Ich glaube, Sie kennen sie gut. Mrs. Ellie Pascoe.«
    »Sie wollen doch wohl nicht sagen, daß die zu Ihnen gehört?« stöhnte er.
    »Nicht wirklich. Sympathisantin, aber in Wahrheit zu sehr mit der leidenden Menschheit befaßt, um noch viel Energie für das Tierreich übrig zu haben, also kein Grund, verlegen zu werden.«
    Noch eine Schwäche, die Vorstellung, er könne verlegen werden.
    »Nun gut, aber einfach ist sie dennoch nicht, oder? Ich meine Wendy.«
    »Sie hat mit Sicherheit ihre eigenen Vorstellungen. Und ich bin mir nicht sicher, ob sie für immer bei uns bleibt. Zu viel Energie, zu viel Groll, vielleicht nicht genug Selbsterkenntnis. Ihre Ehe ist gescheitert, wie die meine, aber sie glaubt, die Ursache ist, daß ihr Mann ein Streikbrecher war, während ich den Verdacht habe, daß sie die Rolle, die sie im Streik gespielt hat, so genossen hat, daß sie auf keinen Fall wieder in die Knechtschaft zurückgegangen wäre, die die Ehe mit einem Bergmann bedeutet. Ich kann in diesem Punkt mit ihr fühlen. Der Unterschied ist nur, daß ich die Seiten gewechselt habe, wohingegen sie verloren hat, nicht nur eine Schlacht, sondern den ganzen verdammten Krieg. Deshalb war es vielleicht kein Wunder, daß sie nach einer neuen Rolle Ausschau gehalten hat, bei der es um klare Dinge geht, selbst wenn es bedeutet, daß sie für eine Weile an der Seite eines alten Klassenfeindes, wie ich es bin, arbeiten muß.«
    Sie lachte und auch Dalziel grinste. Dritte Schwäche. Bildete sich ein, sie würde Wendy Walker und ihresgleichen durchschauen. Einige Wochen Stütze und die jahrhundertealte Unterwürfigkeit des britischen Arbeiters war ausgemerzt, aber es bedurfte eines größeren operativen Eingriffs, um die eingebaute Selbstgefälligkeit der Mittelschicht auszurotten.
    Er saugte die letzten Tropfen aus der letzten Dose. Jeder Teller war leer. Zeit fürs Geschäftliche.
    Er sagte: »Gut, Missus …«
    »Cap«, drängte sie ihn.
    »In Ordnung, Cap. Warum also dieses Gespräch?«
    »Natürlich um eine Aussage zu machen. Gestern abend waren Sie sehr scharf darauf, daß wir aussagen sollten.«
    »Ach ja? Komisch, wie man sich eine Sache in den Kopf setzt und dann nichts mehr davon wissen will. Wie wenn man schwanger ist, hat man mir gesagt.«
    »Sie wollen also gar keine Aussage?« fragte sie, aus der Fassung gebracht.
    »Ich dachte, wir könnten verhandeln«, fuhr sie beruhigend fort. »Ich will sagen, Sie haben eine Leiche auf dem Gelände von Wanwood House gefunden. Ich wette, daß Sie da schon so Ihre Ideen haben. Wenn es also nützen würde, wenn ich sagte, ich hätte gesehen, wie der Suffkopp Batty schuldbewußt auffuhr, als er die Nachricht bekam, müssen Sie es mich nur wissen lassen. Oder dieser Nazi von TecSec, der Patten, falls Sie den auf dem Kieker haben und einen Vorwand brauchen, seine Bude unter die Lupe zu nehmen, vielleicht könnte ich Ihnen da behilflich sein.«
    Dalziel kratzte sich den Stiernacken und sagte: »Und was bringt Sie auf den Gedanken, daß ich darauf aus bin, jemandem was anzuhängen?«
    »Oh, ich weiß, daß Sie es nicht aus unredlichen Motiven tun würden«, versicherte sie ihm, ihr unschuldiger Blick tief in den seinen versenkt. »Nur, wenn Sie sich sicher wären, daß es der Gerechtigkeit dient. Ich meine,

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