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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Eine zu einer Million. Weniger. Sie hatte ihm Alibis vorgelegt, aber nach dem zu urteilen, wie er sie erlebt hatte, hatte sie kapiert, daß er nicht der Polizist war, der sich von einem bißchen Geschmuse davon abhalten lassen würde, ihre Angaben zu überprüfen. Warum suchte er also nach einem Vorwand, das abzulehnen, was sein ganzes Wesen ihn drängte, mit beiden Händen zu packen?
    Vielleicht hatte er ja Angst vor seinem eigenen Verlangen? Vielleicht war es, daß sie etwas hatte, was genau ins Schwarze traf, wie ein Single Malt, den man noch nicht probiert hatte, und der einem sagte, daß man ihn einfach probieren mußte, kaum daß man die Flasche geöffnet hatte.
    Sie sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an. Berechnend?
    »Woran denkst du?« fragte er unvermittelt.
    »An einen alten Freund mit dem gleichen Namen wie der Romanautor. Balzac«, sagte sie lächelnd.
    Verdammt unverständlich. Aber welche Frau war das nicht? Gehörte dazu. Wenigstens hatte er jetzt verstanden, warum er sie zu Hause aufsuchen mußte. Wie er in der vergangenen Stunde ihre Schwächen herausgefunden hatte, hatte sie seine gestern abend herausgefunden, und verdammt viel schneller.
    Die Frage, die seine verdammte Eitelkeit beantwortet haben wollte, war die. War Plan zwei der letzte Ausweg, oder war er in Wirklichkeit die Hauptsache, die als letzter Ausweg verkleidet war?
    Sie las die Frage in seinen Augen, mißinterpretierte sie jedoch.
    Sie sagte: »Ich habe nichts mit dem Überfall auf Redcar zu tun, Andy. Und ich bedaure, was dort passiert ist, sowohl persönlich als auch als Aktivistin.«
    Na ja, es war klar, daß sie das sagen würde. Wenn man schlau war, antwortete man als Bulle darauf, das glaube ich dir.
    »Das glaub ich dir«, erwiderte er. »Die Knochen, die da vergangene Nacht aufgetaucht sind, die sehen so aus, als wären sie schon einen Schlag älter.«
    »Ja?«
    »Ich will sagen, zu alt, um was mit ALBA zu tun zu haben. Mit ein bißchen Glück stellt sich vielleicht heraus, daß sie auch mit der Kripo nichts mehr zu schaffen haben!«
    »Das ist interessant.«
    »Ja. Es heißt, daß es nichts mehr zu ermitteln gibt. Es bedeutet mit Sicherheit, daß ANIMA und die Leute dort oben nicht Gegenstand einer Ermittlung sind. Ich habe übrigens meine Leute bei den Medien angerufen und ihnen gesagt, sie könnten loslegen.«
    So. Nun wollen wir mal sehen, ob das Huhn noch immer die Straße überquert hat.
    Das Telefon fing an zu läuten.
    »Könnte für mich sein«, sagte Dalziel. »Ich habe deine Nummer hinterlassen. Es könnten aber auch die Zehnuhrnachrichten sein.«
    »Soll ich drangehen?«
    »Das liegt ganz bei dir. Du bist deine eigene Frau.«
    »Ja, das bin ich«, sagte sie ernst. »Aber wie steht es mit dir, Andy? Wie steht es mit der Moral?«
    Ein bißchen durch die Blume machte ihm ja nichts aus, aber das klang ja schon fast wie … wie lautete das Wort, mit dem Peter Pascoe manchmal rauskam? … Sphinkteresk? Irgendwie so was. Auf jeden Fall, genug war genug.
    Er stand auf und legte seinen Schlips ab.
    »Moral?« sagte er. »Von der hast du mich kuriert.«

Elf
    D as ist hoffentlich der Sekretär, von dem du gesprochen hast, oder bist du etwa unter die Leichenbestatter gegangen?« sagte Ellie.
    Peter Pascoe, der sich nur höchst widerstrebend eingestehen wollte, daß die leidenschaftliche Begrüßungsumarmung vorbei war, folgte ihrem Blick zu der mit einer Plane verhüllten Last auf seinem Dachgepäckträger.
    »Fürchtet euch nicht« [16] , sagte er. »Ada ist, mit kleinen Abstrichen, wie von ihr gewünscht, sicher in alle Winde verstreut. War auf eine makabre Art ganz unterhaltsam. Hilfst du mir mal, ja? Wie geht es Rosie?«
    »Sie ist in der Schule. Die Erinnerung daran, daß ihre Freundin Sarah heute Geburtstag hat, fiel mit einer Wunderheilung zusammen.«
    »Ach«, sagte Peter.
    »Ach, was? Gestern war sie wirklich nicht in der Verfassung, sich ins Auto zu setzen.«
    »Das weiß ich doch«, sagte Peter Pascoe weich. Dennoch, bei einem Verdächtigen hätte er nun nachgehakt, bis die schwache Stelle nachgegeben hätte, überlegte er. »Hier. Hast du das andere Ende? Gut … senk es einfach ab. Prima.
Et voilà!
« Theatralisch zog er die Plane vom Sekretär. Ellie sah ihn schweigend an.
    »Vor Bewunderung sprachlos?« fragte er hoffnungsvoll. »Du hast Sheraton gesagt.«
    »Nach
Sheraton«, sagte Peter Pascoe.
    »Etwa achtzig lange harte Jahre später.«
    Peter konnte nicht viel erwidern. Der schmeichelnden Schatten in

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