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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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erinnere mich … ah, jetzt durchschaue ich Ihr Spielchen, Mr. Dalziel. Oder darf ich Andy sagen? Wenn ich mich recht entsinne, entsprach der Überfall auf Wanwood in vielem dem Überfall auf Redcar. Jede Menge sinnloser Wandalismus und Tiere, die einfach ins Freie gelassen wurden. Und Sie denken, daß dieselben Leute dahinterstecken. Deshalb, wenn Sie ANIMA mit dem zweiten Anschlag in Verbindung bringen können, haben Sie auch gleich die Verbindung zum ersten. Stimmt’s?«
    »Stimmt so genau wie ein Geständnis«, sagte Dalziel.
    »Was es aber nicht ist. Haben Sie das Datum für die beiden Anschläge?«
    »Können Sie sich nicht mehr daran erinnern? Das passiert mir auch«, sagte Dalziel. »28. Juni, 19. Mai.«
    Sie stand auf und ging ins Wohnzimmer, von wo sie mit einem in Leder gebundenen Kalender zurückkam.
    »So, da wären wir«, sagte sie. »Am 28. Juni habe ich mit meinem Sohn Piers zu Abend gegessen.«
    »Er wird für Sie eintreten, ja? In welcher Branche ist er? Städtischer Terrorismus?«
    »Sozusagen. Er ist Oberstleutnant Pitt-Evenlode MC der Yorkshire Fusiliers. Möchten Sie seine Telefonnummer?«
    »Sagen Sie mir nur noch, mit welchen Bischöfen Sie sich am 19. Mai herumgetrieben haben«, knurrte Dalziel.
    »Bedaure, kein Klerus. Ich war auf einer Hochzeit in Scarborough, aber es war eine standesamtliche und keine kirchliche Trauung. Ich bin über Nacht dort geblieben. Eigentlich bin ich einen Gutteil der Nacht aufgeblieben. Die Party dauerte bis zum Morgengrauen. Ich denke, daß man sich trotz der alkoholischen Benebelung ausreichend an mich erinnern wird.«
    Dalziel rülpste. Sie interpretierte es als Zweifel.
    »Sie glauben mir nicht? Ich habe nichts dagegen, wenn Sie es überprüfen.«
    »Genau das könnte ich tun. Und es hat nichts damit zu tun, daß ich Ihnen nicht glaube. Es ist nur einfach so, daß ich meinem Glück nicht traue, wenn die Leute freiwillig mit Alibis rausrücken, noch bevor ich sie darum gebeten habe.«
    »Das liegt vielleicht daran, daß die meisten Ihrer Kunden zu einer Intelligenzgruppe gehören, bei der vorausschauendes Denken in der Tat verdächtig wäre. Wenn unsere Bekanntschaft reifen sollte, werden Sie sich daran gewöhnen müssen, es mit einer Frau zu tun zu haben, deren Intelligenz der Ihren in nichts nachsteht. Und auch mit einer Frau, die sich keine Sorgen wegen Ihrer Drohung macht, daß Sie sie hinter schwedische Gardinen bringen können. Für mich wäre eine Haftstrafe ein echter Werbegag, deshalb werden Sie verstehen, daß Ihre Drohungen, selbst wenn Sie die Absicht hätten, sie in die Tat umzusetzen, in meinem Fall wenig Gewicht haben.«
    Sie bedachte ihn mit einem sehr sonnigen Lächeln, in dem sich an einem trüben Novembertag gut baden ließ. Er erwiderte es frohen Herzens. Sie hatte immerhin nicht unrecht, und er hatte nichts dagegen, wenn seine Gegner einen Punktevorsprung aufbauten. Je zuversichtlicher sie wurden, um so wahrscheinlicher war es, daß sie leichtsinnig wurden und sich eine tödliche Blöße gaben. Wie in diesem Fall. Jeder, der ernsthaft daran zweifelte, daß er jede Drohung, die er machte, auch ausführte, war total ungeschützt vor einem Tiefschlag, sobald es ihm beliebte, einen auszuführen. Aber keine Eile, nicht, wenn noch Bier und Chips und Eingelegtes auf dem Tisch standen und er die herrlichen Zuckerhüte belüsteln konnte.
    Er trank und knabberte und lüstelte und wartete darauf, wohin sie die Unterhaltung steuern würde.
    Sie sagte: »Für meine Kolleginnen kann ich natürlich keine Alibis liefern, wenngleich zwei von ihnen, Meg und Donna, ebenfalls auf der Hochzeit in Scarborough waren.«
    »Sind das Jenkins und Linsey? Die Lesben?«
    Als er in George Headingleys Aufzeichnungen auf die Angabe gestoßen war, hatte er mit einem: »Verdammte Scheiße, was hat das denn mit dem Fall zu tun?« reagiert. Aber nun paßte es ihm in den Kram, den Begriff zu verwenden, um sie möglicherweise zu provozieren.
    »Richtig«, sagte sie gelassen. »Die Lesben. Was die anderen anlangt, kann ich mich eigentlich nur dafür verbürgen, daß sie für friedlichen Protest sind. Wendy Walker vielleicht ausgenommen.«
    »Aber sie ist doch vermittelnd eingesprungen.«
    »Ziemlich ungewöhnlich von ihr, finde ich. Und wie steht es mit Ihnen? Ich hatte den Eindruck, daß Sie sich schon kannten.«
    »Ja. Wir sind uns schon begegnet.«
    »Und ich hatte den Eindruck, daß es Sie überrascht hat, sie in unserer Gesellschaft anzutreffen.«
    »Worüber

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