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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Adas Wohnzimmer beraubt, hatte der Sekretär viel von seinem antiken Charme verloren und stand einsam und leicht schäbig im grausamen Licht der Novembersonne.
    »Er hat ein Geheimfach«, sagte er bittend.
    Er öffnete es und zeigte ihr das Foto. Sie musterte es mit Interesse.
    »Armer Teufel«, sagte sie. »Mann, sieht der nicht aus wie du?«
    Peter nahm das Bild und studierte es noch einmal. Er sah noch immer keine Ähnlichkeit, doch etwas in den Augen sprach ihn an.
    »Drinnen macht er mehr her«, sagte er, während er das Foto zurück in die Schublade legte. »Oder erwartest du heute die Fotografen von Schöner Wohnen?«
    Das war unter der Gürtellinie, aber nicht ganz unverdient. Ellies Spott über die Themen zum guten Geschmack, die den Leser der Hochglanzmagazine anstrahlen, war rabiat, doch das hinderte sie keineswegs daran, reichlich pingelig zu sein, wenn es darum ging, was auf ihren eigenen Fußböden stehen durfte und an ihren eigenen Wänden hing.
    Sie trugen den Sekretär ins Haus und stellten ihn im Flur ab.
    »Laß ihn hier erst einmal stehen«, sagte Ellie. »Mit ein bißchen Glück findet er seinen Platz von ganz allein. Trinken wir einen Kaffee, und dabei kannst du mir alles erzählen.«
    Sie hörte aufmerksam zu, lachte von Zeit zu Zeit laut auf und stellte die eine oder andere Frage zur Sache.
    »So hat Ada also ihr Ende in einem militärischen Tableau gefunden. Ihre Absicht war das vermutlich nicht.«
    »Stimmt. Alles in allem wäre sie wohl glücklicher darüber gewesen, sich auf einem der etwas ordentlicheren Ausstellungsstücke zu verewigen«, räumte Pascoe ein. »Sie war dir sehr ähnlich, sie wollte immer, daß man genau wußte, was sie denkt.«
    Ellie dachte über Peters Bemerkung nach. Sie sprach selten von Peters Familie, nicht, weil sie etwas gegen sie hatte (was im großen und ganzen zwar der Fall war), sondern weil Peter sie zur Sperrzone gemacht hatte. Oberflächlich gesehen waren sie und Ada einander am ähnlichsten gewesen, doch wenn ein starker Wille auf einen anderen starken Willen stößt, so kann sich gemeinsames Terrain leicht zu einem Schlachtfeld verwandeln. Weder sie noch Ada waren glücklich darüber gewesen, daß Peter zur Polizei gegangen war, aber Adas Einwände gingen tiefer. Ellie hatte Peter geheiratet, obwohl er bei der Polizei war, wohingegen Ada das Gefühl hatte, ihre ganze Liebe und Fürsorge und alle ihre Hoffnungen seien durch die Berufswahl ihres Enkels verraten worden. Sie war davon ausgegangen, daß Ellie, als die neue Frau in seinem Leben, daran eine Mitschuld treffe. Der Vorwurf war die reinste Ironie und hätte durch eine amüsierte Haltung Ellies seinen Stachel verloren, hätte sie nicht in sich einen ausgeprägten Widerwillen gegen Adas Einmischung verspürt, der letztendlich nichts weiter als Eifersucht war, daß jemand sich einzubilden wagte, das Recht zu haben, ihren Mann zu kritisieren! Selbsterkenntnis, wurde ihr da klar, verändert zwar etwas im Kopf, aber das Herz schert sich einen Teufel um die Psychologie.
    Die beiden Frauen hatten eine Position der höflichen Neutralität bezogen, die sich leicht aufrechterhalten ließ, da sie kaum etwas miteinander zu tun hatten. Dennoch hatte Ellie Peter ermutigt, wieder die Nähe seiner Großmutter zu suchen, da sie spürte, daß Peter Ada einen Großteil der Nestwärme verdankte, die ihm in der Kindheit zuteil geworden war. Doch mit der Reaktion der alten Dame auf Rosies Geburt war die Hoffnung auf eine echte Annäherung endgültig erloschen.
    »Ein Mädchen«, hatte sie gesagt. »Plant ihr noch weitere Kinder?«
    »Das bleibt abzuwarten«, sagte Peter.
    »Macht nichts. Vielleicht ist es ja sogar gut, daß du der letzte Pascoe bist. Ich frage mich manchmal, ob Mutter nicht doch recht hatte.«
    Die letzte Bemerkung war etwas rätselhaft gewesen, aber die grundsätzliche Gleichgültigkeit gegenüber der Geburt ihrer Urenkelin war unübersehbar, und in Peter Pascoes stolzen Vateraugen unverzeihlich. Danach war der Kontakt sporadisch und förmlich gewesen, und doch wallte in Peter ein schreckliches Schuldgefühl auf, als er die Nachricht ihres Todes erhielt und ihm klar wurde, daß er sie fast zwei Jahre nicht gesehen hatte. Ellie hatte weder Empörung noch Schuld empfunden. Und wäre Rosie nicht erkältet gewesen, wäre sie definitiv zur Beerdigung gekommen.
    Oder vielleicht, fügte sie mit der instinktiven Ehrlichkeit hinzu, die dazu beitrug, daß sie trotz ihrer festen Überzeugungen nicht zur Fanatikerin

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