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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Wellen geschlagen, denn für 13.30 Uhr hatte sich Dr. Tod bei Wield angemeldet.
    Tod war der Spitzname Arnold Gentrys, Leiter des forensischen Polizeilabors. Man munkelte, er sei mit den Rollen von Qumran am Toten Meer ausgebuddelt worden, und es war nicht daran zu rütteln, daß er einer der wenigen war, neben denen Troll Longbottom vor Gesundheit zu strotzen schien.
    Tod erwiderte Wields Begrüßung mit einem winzigen Kopfnicken, stand eine Weile gedankenverloren am Rand des Wasserlochs und sagte dann: »Herausschwemmen.«
    »Äh?« sagte Wield.
    »Nach dem zu urteilen, was Mr. Longbottom sagt, sind die Überreste in beträchtlichem Durcheinander, wahrscheinlich sowohl infolge natürlicher Ursachen als auch wegen des Einsatzes von mechanischen Geräten und Sprengkörpern beim Roden des Geländes vor einigen Monaten. Die genaue Lage der Knochen wird also schwerlich eine Rolle spielen. Deshalb macht es Sinn, sagen wir, fünfzig oder sechzig Kubikmeter Erde auf einen Lastwagen zu laden und sie zu meinem Labor zu bringen. Dort leite ich alles in die Wege, um die Erde durchspülen und sieben zu lassen, so daß Knochen und sonstiges Beweismaterial herausgeschwemmt werden. Ihnen erspart das eine Menge Zeit und dem Staat eine Menge Geld.«
    »Sie sprechen am besten mit Mr. Headingley, Sir«, sagte Wield, der seinen Vorgesetzten näherkommen sah. »O. K., wenn ich jetzt Mittag mache, Sir?«
    »Ja, warum nicht«, sagte Headingley, den sein voller Bauch in leutselige Stimmung versetzte.
    Wield entfernte sich rasch. Der Vorschlag Dr. Tods kam ihm gut vor, aber er wollte nicht, daß George Headingley mitkriegte, was er davon hielt. Im Laufe der Jahre hatte Headingley angefangen, sich immer mehr um die Verantwortung zu drücken, nur wenn es darum ging, die Lorbeeren einzuheimsen, hielt er stets die Hand auf. Deshalb war er ein Vorgesetzter geblieben, im Gegensatz zu Peter Pascoe, der zu einem Kumpel geworden war.
    Wield hatte gerade die Auffahrt zum Haus erreicht, da ertönte ein erstickter Schrei.
    Gentry hatte seinen Vorschlag mit dem Hinweis auf den aufgeweichten Zustand der Kraterwände untermauert, der eine manuelle Suche nicht nur sehr verlangsame, sondern auch sehr gefährlich mache. Headingley, darum bemüht, lebhaftes Interesse zu zeigen und gleichzeitig die Entscheidung hinauszuzögern, war zu nahe an den Kraterrand getreten und hatte unvermittelt Dr. Tods These bewiesen. Wield beobachtete, wie sein wenig gewinnender Vorgesetzter langsam wie ein Schiff, das vom Stapel läuft, in den mit Wasser gefüllten Krater hinabglitt.
    Einen kurzen Moment lang war Wield in Versuchung, umzukehren und die Leitung der Rettungsarbeiten zu übernehmen. Doch nur einen kurzen Moment lang. Gottes Gaben sollte man in Ruhe genießen, und davon ganz abgesehen, waren da genügend kräftige junge Polizisten in schenkelhohen Gummistiefeln, die den alten George aus der Tiefe fischen konnten. Er drehte sich um und schritt die Auffahrt hinauf.
    Oben angelangt, wandte er sich zum Haus hinunter und betrat es durch den ehemaligen Dienstboteneingang. Dieser führte nun direkt in den Bereich von TecSec, der sich aus einem Büro, einem Aufenthaltsraum mit ein paar Faltbetten und einer Küche zusammensetzte.
    Wield steckte den Kopf durch die Bürotür. Patten saß an seinem Schreibtisch und gab etwas in den Computer ein. An der Wand hing eine Reihe Bildschirme, die Ausschnitte verschiedener Stellen des Geländes und des Gebäudes von ALBA zeigten. Ganz schön hi-tech, dachte Wield. Muß ALBA eine saubere Stange kosten.
    »O. K., wenn ich mich hier wasche?« fragte er.
    »Es erstaunt mich, daß Sie überhaupt fragen. Sie beziehen Ihre Manieren also doch nicht alle von dem dicken Ekelpaket?«
    »Nein. Meine beziehe ich von Sainsbury. Wo kaufen Sie Ihre?«
    Der Wachmann sah betreten aus.
    »Entschuldigung. Natürlich können Sie sich saubermachen. Im Schrank müßte ein frisches Handtuch liegen.«
    Als Wield zurückkam, war Patten am Telefon.
    Er sagte: »Richtig. Setzen Sie auf alle.«
    Dann legte er den Hörer auf und wandte sich an Wield. »Ich habe gerade Tee aufgebrüht. Lust auf eine Tasse?«
    »Das wäre nett. Ohne Zucker.«
    »Gesund bleiben, was? Ich hab Sie unten im Freizeitzentrum gesehen, kann das sein? Kung-Fu, oder?«
    »Man muß fit bleiben.«
    »Ist wohl ein echter Ansporn, wenn man mit dem Fettsack arbeitet.«
    »Nichts dagegen zu sagen, wenn man stark ist, solange man entsprechend zuschlagen kann.«
    »Und das kann er?« fragte

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