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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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haben.«
    »Mit Sicherheit«, sagte Wield. »Nach dem, was ich auf die Schnelle sehe, scheint es zu keinem richtigen Schaden gekommen zu sein, weder von Personen noch Eigentum.«
    »Mehr Glück als Verstand«, knurrte Patten. »Die fette Kuh, die Cap, hat einem meiner Jungs mit dem Drahtschneider einen Stoß in den Bauch versetzt, und sie sah ganz danach aus, als ob sie es auf meinen Kopf abgesehen hatte, als die Dünne sie festhielt.«
    »Wendy Walker?«
    »Ja. Die mit den Knochen. Ich hatte den Eindruck, Ihr dicker Chef kannte sie. War sie schon mal in Schwulitäten wegen so was?«
    »Nein. Nicht wegen Tierschutz. Sie war bei den Frauen, die während des Streiks gegen die Zechenschließungen demonstriert haben.«
    »Ach ja?« Patten zog an seiner Lippe und sagte: »Ich hab nicht gedacht, daß ihr, die Kripo mein ich, da mit von der Partie gewesen seid. Ich dachte, nur Uniformierte hätten auf die Streikposten eingedroschen.«
    »Dafür gesorgt, daß alles friedlich ablief«, verbesserte ihn Wield sanft. »Nein, wir waren mit dabei, weil es draußen in Burrthorpe zu einem Mord gekommen war, vielleicht haben Sie es in der Zeitung gelesen.«
    »Nein, daran erinnere ich mich nicht. 1984 wäre das gewesen? Da war ich noch jung, noch nicht lange bei der Armee, noch ’ne ziemliche Lilie.«
    »Eine was?«
    »Lilie. Das war die Bezeichnung für die Neulinge. Und die Walker hat sich plötzlich anders besonnen, was? Haben die Affen die Arbeiter abgelöst?«
    »Es gibt halt Leute, die müssen für etwas kämpfen«, sagte Wield. »Und wir behalten sie gern im Auge. Vielleicht sollte ich kurz mit Jimmy Howard sprechen, um sicherzugehen, daß ich ganz im Bilde bin.«
    »Tut mir leid, der hat jetzt frei«, sagte Patten.
    »Wann hat er wieder Dienst?«
    Patten drehte sich zur Wand, um einen Dienstplan zu studieren, der sich auch im Pentagon hätte sehen lassen können. Daneben hing ein Foto von drei Männern, die in die Kamera lächelten. Links sah man Patten in TecSec-Uniform. Der Mann zur Rechten – klein, rundes, lächelndes Gesicht unter dichten blonden Locken – war ähnlich gekleidet. Sein Namensschild war zu winzig, man erkannte nur das R am Anfang. In der Mitte stand, elegant in einem gutsitzenden dunklen Nadelstreifen, ein schlanker, gutaussehender Mann, der den Eindruck machte, als hätte er, was nicht völlig unberechtigt war, eine hohe Meinung von sich.
    »Er hätte eigentlich heute morgen um sechs Schluß gehabt«, fuhr Patten fort, »er hat aber noch eine weitere Wache geschoben, wegen der ganzen Aufregung. Ich würde ihn also in Ruhe lassen, bis er seinen Schönheitsschlaf nachgeholt hat.«
    »Stören ist nicht nötig«, sagte Wield lässig. »Die Berichte, die Sie mir gegeben haben, werden wohl ausreichen. TecSec scheint eine gutorganisierte Firma zu sein. Sie arbeiten wohl für die richtigen Leute, was?«
    »Ich arbeite nicht für sie, ich bin Teilhaber.«
    »Entschuldigung. Ich dachte, weil ich Sie da draußen in Uniform gesehen habe …«
    »Ganz wie bei der Armee. Die Jungs, auf die es wirklich ankommt, sind die draußen im Kugelhagel. Mein Teilhaber ist die meiste Zeit unterwegs und zieht Aufträge an Land, während ich unterwegs bin, um dafür zu sorgen, daß die Aufträge ordentlich erledigt werden. Wir haben ein Mädchen im Büro, die weiß, wo man uns findet.«
    »Klingt gut«, sagte Wield. »Wenn ich jemals Bedarf habe, weiß ich, an wen ich mich wende. Danke für den Tee.«
    »Mein Vergnügen.«
    An der Tür hielt Wield inne: »Der Sicherheitszaun, der innere, Sie sagen, da käme man mit einem Drahtschneider nicht durch. Und warum verwenden Sie dasselbe Zeug nicht für den äußeren Zaun?«
    »Kostenfrage«, sagte Patten. »Er kostet ein Vermögen, und man würde eine Menge mehr brauchen, weil der Umfang größer ist. Außerdem …«
    »Ja?« sagte Wield aufmunternd.
    »Man muß die Leute nahe genug heranlassen, damit man sie abknallen kann. Sonst braucht man sie gar nicht erst zu bekämpfen«, sagte Patten, ohne daß er sich diesmal die Mühe machte, ein Grinsen aufzusetzen.

Dreizehn
    D ie Atmosphäre im Hause Pascoe blieb eindeutig von einer gewissen Dichte bestimmt, bis Rosie nach der Schule wie der wilde Westwind hereinstürmte. Sie warf sich ihrem Vater in die Arme, als sei er ein Jahrzehnt und nicht nur einen Tag weggewesen, hielt ihn so fest umklammert, daß sie von einem Schläger stilistische Punkte bekommen hätte, und sprudelte dabei alles hervor, was ihr seit ihrer langen Trennung

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