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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wurde, vielleicht hätte ich einen anderen Grund gefunden, wie zum Beispiel, daß ich einen alten Tennisschuh reinigen müsse.
    »Es hat sie wirklich getroffen, nicht wahr?« sagte sie. »Daß sie ihren Vater im Krieg verloren hat. Es hat ihr ganzes Leben beherrscht. Ich hoffe, daß ich nicht so obsessiv bin?«
    »Da fragen wir am besten Rosie, in zwanzig Jahren oder so«, sagte Peter leichthin. »Irgendwelche Anrufe für mich?«
    »Von hoch oben, meinst du? Ja, natürlich. Seine Fettschaft rief gleich heute in der Frühe an und wollte wissen, ob du schon wieder im Lande bist. Dabei ließ er durchblicken, daß du eine überqualifizierte Ratte bist, die ein überladenes Schiff verläßt. Irgendwas von Tierschutz und Knochen im Walde?«
    »Wanwood House, ALBA Pharmaceuticals, ich war im Sommer dort, erinnerst du dich? Ich habe in den Nachrichten gehört, daß Tierschützer auf das Gelände eingedrungen und dabei auf menschliche Überreste gestoßen sind. Ich fehle ihm also? Gut! Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gesagt, daß deine familiären und treuhänderischen Pflichten dich wahrscheinlich bis spät in den heutigen Abend in Warwickshire festhalten würden, so daß vorher nicht mit deiner Heimkehr zu rechnen sei.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Peter. »Vielen Dank.«
    »Wofür?«
    »Daß du mit mir unter einer Decke steckst.«
    »Ist es nicht die Pflicht einer Ehefrau, mit ihrem Mann unter einer Decke zu stecken?«
    »Ja, natürlich«, sagte Peter Pascoe. »Und was macht dein Pflichtgefühl in diesem Augenblick?«
    Bevor Ellie antworten konnte, ging die Klingel.
    »Schiete«, sagte Peter Pascoe. »Wenn
er
es ist, sag ihm, ich sei noch am Treuhändern.«
    »Und dein Auto ist alleine zurückgekommen? Raffiniert.«
    Durch den mattierten Glaseinsatz in der Haustür erkannte Ellie sofort, daß nicht Dalziel vor der Tür stand. Mit ein wenig Glück würde es nur ein Zeuge Jehovas sein, den sie umgehend zur Hölle schicken konnte. Sie fühlte sich angenehm animiert, und es war noch eine gute Stunde Zeit, bevor sie daran denken mußte, Rosie aus der Schule abzuholen.
    Es war kein Zeuge Jehovas, es war Wendy Walker, die wie eine gelungene Reklame für das Leben nach dem Tode aussah.
    »Hallo, Ellie«, sagte sie. »Haste ’ne Minute?«
    »Aber ja doch«, sagte Ellie strahlend. »Komm rein.«
    Wendy ging an ihr vorbei und blieb beim Sekretär stehen.
    »Schön«, sagte sie.
    »Mach mir ein Angebot«, sagte Ellie. »Komm in die Küche.«
    Sie setzten sich einander gegenüber an den abgebeizten Kieferntisch.
    »Kaffee?« sagte Ellie.
    »Nein danke. Aber ist es O. K., wenn ich eine rauche?«
    Es war aus mehreren Gründen nicht O. K., und eigentlich ließ keiner eine Ausnahme zu.
    Andererseits, wenn jemand um Erlaubnis fragte, der sich in Buck House eine angesteckt hätte, ohne die Königin zur Kenntnis zu nehmen, war das so schmeichelhaft, daß sie ein Rüpel gewesen wäre, wenn sie es Wendy abgeschlagen hätte.
    Nachgiebig sagte sie: »In Ordnung, aber ich mach ein Fenster auf.«
    Es brachte gar nichts, außer vielleicht, daß das Risiko des sekundären Lungenkrebses um das einer primären Lungenentzündung erweitert wurde.
    Ellie zog den Vorhang vor und fragte: »Bist du sicher, daß du keinen Kaffee willst?«
    »Um mich auszunüchtern?« fragte Wendy aggressiv.
    »Nein, eigentlich nicht. Aber hast du es nötig?«
    »Nein, entschuldige die bissige Bemerkung. Ich hab mir zu Mittag zwei Glas genehmigt, aber von betrunken kann nicht die Rede sein.«
    »Nein, natürlich nicht. Gibt es was Spezielles …?«
    »Wir haben gestern abend einen Anschlag verübt.«
    »Wanwood House? Wart ihr das?«
    »Du weißt Bescheid?«
    »Nur, was ich in den Nachrichten gehört habe, und das war nicht viel.«
    »Ja, ich glaub, das dicke Ekelpaket hat den Dämpfer draufgesetzt.«
    »Davon wird Cap nicht begeistert sein.«
    »Cap würden selbst Gänsefedern im Arsch nicht begeistern.«
    »Auf die könnte ich wohl auch verzichten«, sagte Ellie.
    Wendy berichtete schnell, tat aber so, als ob alles nicht weiter wichtig wäre, und verteilte dabei mehr Asche im Zimmer als der Ätna.
    Ellie sagte: »Gütiger Gott, Wendy, kein Wunder, daß du erschüttert bist.«
    »Wer sagt denn, daß ich erschüttert bin?« wollte die kleine Frau wissen.
    »Also, wenn du es nicht bist, dann solltest du schleunigst andere Schminke auflegen«, sagte Ellie temperamentvoll.
    »Was? O ja.« Wendy gelang ein schwaches Lächeln, dann fuhr sie fort: »Nein, das war’s nicht, es

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