Der Wald des Vergessens
Patten skeptisch.
»Er hat schon den einen oder anderen Kiefer verdrahtet«, sagte Wield. »Waren Sie in der Armee?«
»Richtig. Haben Sie mich überprüft?« fragte Patten, wieder aggressiv.
»Nein, Leute im privaten Sicherheitssektor sind gewöhnlich entweder ehemalige Polizisten oder ehemalige Militärs, und Polizist sind Sie keiner.«
»Und wie wollen Sie das wissen?«
Wield zuckte mit den Schultern. »Sie spreizen beim Teetrinken nicht den kleinen Finger ab.«
»Was? Ah, verstehe. Witz.« Er klang überrascht.
Noch einer, der denkt, daß ich keine Witze machen sollte, und er kennt mich noch nicht einmal! dachte Wield.
Er sagte: »Und wo waren Sie?«
»York Fusiliers. Ich hab mir beim Manöver das Bein gebrochen, es ist bestens verheilt, aber die waren am rationalisieren, was Leute auf die Straße setzen bedeutet. Man hat mir ein Ausscheiden aus Gesundheitsgründen angeboten. Ich hab ihnen einen 80-Kilometer-Marsch übers Moor angeboten, meine Pension gegen ihre Jobs. Abgelehnt.«
Die Erinnerung löste eindeutig Bitterkeit aus.
»Und so sind Sie denn am Schreibtisch gelandet«, sagte Wield provokant mitleidig.
»Ja. Aber nicht die ganze Zeit, und was ich hier tue, ist jedenfalls nützlich.«
»Das hier zu bewachen ist nützlich?«
» ALBA leistet hier wichtige Arbeit und hat ein Recht darauf, sie ungestört zu tun.«
»Finden Sie? Der Kahlschlag da draußen ist aber wohl etwas übertrieben.«
»Finden Sie?« äffte Patten ihn nach. »Hören Sie, im letzten Sommer hatten die hier nur einen einsamen Wachmann, und ihre Schlösser konnte man auffurzen. Die durchgeknallten Ärsche sind hier einfach reinmarschiert, haben das Inventar kurz und klein gehauen und alles mitgehen lassen, einschließlich den sogenannten Wachhund des Wachmanns. Also hat man sich an uns gewandt. Ich hab nur einen Blick auf das Ganze geworfen und gleich gesagt, als erstes brauchen wir hier eine baumfreie Feuerzone, einen Geländestreifen, der gut einsehbar ist und in den man reinschießen kann, wenn sich dort was regt. Weit weg braucht er nicht zu sein. Je näher am Haus, desto besser, weil das den Kreis und somit die Kosten hübsch klein hält. Außerdem bleibt auch genug von dem äußeren Wald unberührt, und von der Straße sieht alles so aus wie immer. Wer nun gewaltsam auf das Gelände eindringt, muß den freien Raum durchqueren. Wir haben Scheinwerfer und Kameras, der Zaun löst einen Alarm aus, und er ist so dick, daß man mit einem gewöhnlichen Drahtschneider nicht durchkommt. Das Aufstellen kostet was, zugegeben, aber wenn er erst einmal steht, ist man für immer sicher, und für eine Firma wie ALBA ist das wichtiger als Knete.«
»Das leuchtet mir ein«, sagte Wield freundlich. »Haben die Leute von der Baufirma beim Roden des Waldes etwas davon gesagt, daß sie auf eine alte Mauer gestoßen sind, oder was Ähnliches? Es liegen so viele Granitblöcke rum.«
»Zu mir hat niemand was gesagt.«
»Und zu Dr. Batty?«
»Keine Ahnung. Aber wenn davon die Rede gewesen sein sollte, bin ich mir verdammt sicher, daß er die Anweisung gegeben hat, trotzdem weiterzumachen. Alte Steine können eine Menge bärtiger Kerle bedeuten, die dir eine Denkmalschutzverordnung unter die Nase halten, wenn du nicht aufpaßt.«
Er bedachte Wield mit einem kumpelhaften Grinsen, das auf seinem narbigen, wachsamen Gesicht verkrampft aussah.
Wield sagte: »Ich muß mit denjenigen Ihrer Leute reden, die Dienst hatten, als die Frauen gestern abend ins Haus geholt wurden, insbesondere mit denen, die bei der Verfolgungsjagd durch die Büros dabei waren.«
»Warum das?« sagte Patten, ohne jede Kumpelhaftigkeit.
»Falls ALBA auf die Idee kommt, Anzeige zu erstatten. Hausfriedensbruch kommt ja nicht in Frage, was das Haus selbst betrifft, da man sie ja technisch gesehen ins Haus geholt hat, deshalb müßte die Anzeige auf Sachbeschädigung oder sogar Körperverletzung lauten. Also brauchen wir Aussagen.«
»Die Mühe können Sie sich sparen«, sagte Patten und griff tief in eine Schublade seines Schreibtischs.
»Auch wir haben unser System. Ausführlicher Bericht über jeden Vorfall. Hier, sehen Sie, mit Unterschrift und Stempel.«
Er reichte Wield einen dünnen Ordner. Der sah hinein. Die Berichte waren komplett, mit den nötigen Angaben zu Zeit, Ort und Dauer.
»Alles in Ordnung?« fragte Patten. »Jimmy Howard sorgt dafür, daß wir uns an die Regeln der Beweisaufnahme halten. Nützlich, einen ehemaligen Polizisten zur Verfügung zu
Weitere Kostenlose Bücher