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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sein?« fragte er fest.
    »Keine Rede davon«, sagte Studholme, der ihn mit einem besorgten Blick musterte.
    »Und was dann? Das kann einfach nicht stimmen. Meine Großmutter war Ada Clark, die einen Pascoe heiratete, wie kann das hier also ihr Vater sein? Einen Moment. Haben Sie nicht gesagt, daß es bei den Wyfies in der dritten Schlacht bei Ypern einen Pascoe gab? Mit Sicherheit handelt es sich hier nur um eine Namensvertauschung.«
    »Das war der Soldat Stephen Pascoe. Er wurde verwundet und fiel. Dieser Stabsgefreite und spätere Feldwebel ist jemand anderes.«
    Ellie kam zurück.
    »Sie wird wohl jetzt schlafen, aber laß dir nicht von ihr auf der Nase herumtanzen, Peter. Ich muß los. Peter, alles in Ordnung?«
    Er lächelte gezwungen.
    »Ja. Prima. Ich geh später mal nachsehen. Viel Spaß.«
    »Ich tu mein Bestes. Major Studholme, schön, Sie kennengelernt zu haben. Tut mir leid, aber ich muß los. Tschüs.«
    Weg war sie. Sie war gut in Abgängen, dachte Peter neiderfüllt bei dem Gedanken an den verlegenen Bückling, den er zu machen pflegte.
    Studholme stand auf.
    »Ich mache mich besser ebenfalls auf den Weg«, sagte er. »Unhöflich, zu spät zu kommen.«
    Pascoe stand nicht auf, sondern musterte den Major im Sitzen. Wenn man seit Jahren Dalziel im Nacken hatte, wurde einem eines zur zweiten Gewohnheit, nämlich genau zu beobachten. Er musterte Studholme vom Kopf bis zur Sohle. Etwas wie Ärger, oder etwas mit einer starken Beimischung von Ärger, stieg in ihm hoch.
    »Zu spät wofür?« fragte er. »Wenn ich raten müßte, Herr Major, dann würde ich sagen, daß Sie nirgendwo hingehen. Was Sie mir da aufgebunden haben, von wegen Essen mit Freunden, ist ein Bär.«
    Studholme fuhr sich mit dem Zeigefinger über den Schnauzer und fragte in einem Ton, der mehr Interesse denn Neugier enthielt: »Und wie würden Sie eine so ungehörige Vermutung begründen?«
    »Seit ich Sie heute morgen gesehen habe, haben Sie sich nicht umgezogen. Dasselbe Hemd, derselbe Schlips, dieselbe Jacke, dieselbe Hose. Sie haben noch nicht einmal Ihre Schuhe geputzt. Sie sehen durchaus ordentlich aus, mißverstehen Sie mich nicht, aber ich bin mir sicher, daß ein Mann wie Sie nicht mit Freunden zum Essen gehen würde, ohne nicht mindestens das Hemd zu wechseln.«
    »Mann wie ich? Ein bißchen anmaßend nach so kurzer Bekanntschaft, wie?«
    Wieder lächelte er, eher leicht neugierig denn empört.
    »Sie kennen mich keine Minute länger«, sagte Peter, der dieses Spielchen spielen konnte, bis die Kühe heimkamen und wieder auf die Weide gingen. »Und doch bilden Sie sich ein, mich gut genug zu kennen, um das, was Sie eigentlich sagen wollten, ungesagt zu lassen. Wie ist das als Anmaßung?«
    »Eher extrem«, gab der Major mit dem Anflug eines Lächelns zu. »Gut. Vielleicht habe ich mich ja getäuscht. Ich weiß es noch immer nicht.«
    »Es gibt nur eine Methode, das herauszufinden«, sagte Peter Pascoe. »Wollen Sie noch etwas trinken?«
    Studholme schüttelte den Kopf.
    »Danke, aber ich warte lieber, bis ich daheim bin und mir einen richtigen Schluck genehmigen kann. Bitte nicht übelnehmen, ausgezeichneter Orangensaft.«
    Er setzte sich wieder hin und streckte behutsam sein rechtes Bein vor sich aus. Hatte er eine Prothese oder nur einen Muskelschaden, fragte sich Pascoe. Er verspürte ein mitfühlendes Zucken in seinem Bein, das verletzt worden war, als er unten im Hauptschacht von Burrthorpe festsaß. Theoretisch hatte er sich von dem traumatischen Erlebnis vollständig erholt. Sein Kopf war da ganz anderer Meinung.
    Er sagte: »Und wie lautet nun das große Geheimnis, Herr Major?«
    Studholme sagte: »Erzählen Sie mir erst einmal folgendes. Ihre Großmutter, warum hat sie Ihrer Meinung nach gewollt, daß ihre Asche im Hauptquartier des Regiments verstreut wurde?«
    Es war an der Zeit, ehrlich zu sein.
    »Nicht aus Achtung, das steht fest«, sagte Peter. »Sie haßte alles, was mit dem Militär zu tun hatte, und allem voran die Wyfies. Wenn ich raten müßte, so würde ich sagen, es war das nächste, was sie tun konnte, um jemandem ins Gesicht zu spucken.«
    »Haben Sie eine Vermutung, warum ihre Gefühle so heftig waren?«
    »Sie hatte ihren Vater im Krieg verloren.«
    »Das haben Millionen.«
    »Wir suchen uns alle unseren eigenen Weg, mit den Dingen fertig zu werden.«
    »In der Tat«, sagte der Major. »Aber das war extrem.«
    »Aber Sie denken, Sie wissen warum.«
    »Nicht absolut sicher –«
    »Ich glaube doch«,

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