Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
mir. Daß Sie verhindert haben, daß ich dem Arsch in die Eier getreten habe. Wunder über Wunder, das hat ihn zum Lachen gebracht, und danach habe ich langsam meine Meinung über ihn geändert. Und er wohl auch über mich, denn ich hab meinen ersten Streifen gekriegt, und das geschah nicht ohne Feldwebel Jamesons Zustimmung. Aber erst in Frankreich wurden wir richtige Freunde. Nichts bringt die Leute einander näher, als die Überreste des alten Zugs zusammenzulesen.
    Das Bataillon lag noch im Reservegebiet außerhalb von Arras, als ich aus dem Urlaub zurückkam, aber wir wußten wegen der Bombardierungen im Norden, daß was Dickes in der Luft lag. Deshalb haben wir nicht damit gerechnet, noch lange dort zu bleiben. Und nun das, gegen drei Uhr in der Früh. Der Boden wackelte wie Vanillepudding, und der Himmel im Norden war so feuerrot, als ob die Teufel einen Tunnel aus der Hölle in den Himmel gebaut hätten.
    Wir waren schon am Frühstücken, als wir endlich erfuhren, daß unsere Pioniere auf der Erhebung bei Messines eine riesige Mine gezündet hatten. In der Erde war ein Loch so groß wie Bradford, sagte ein Funker, und die Deutschen ergaben sich zu Tausenden. Die meisten splitterfasernackt, weil die Explosion ihre Uniform weggeblasen hatte. Unsere Jungs sind einfach durch die Lücke in der deutschen Linie spaziert und brauchten sich noch nicht einmal um die Geschütze zu kümmern, denn die Explosion hatte alle entweder blockiert oder zerstört.
    Einige unserer Neuen waren scharf darauf, den Befehl zu kriegen, da hinzugehen, unter anderem Archie Doyle. Ich war nicht gerade begeistert gewesen, ihn ausgerechnet in unserem Zug anzutreffen, als ich aus dem Urlaub an die Front zurückkam. Aber blöd ist er nicht, und er hatte bald raus, daß es besser war, so zu tun, als sei man ein alter Kumpel seines Unteroffiziers als ein alter Feind. Er war also am Labern, wie wir unsere Chance verpaßten, uns auf leichte Weise mit Ruhm zu bekleckern, als Jammy sagte: Doyle, du bist noch nicht lange genug hier, um so geschwätzig zu werden. Es gibt ein paar hier, die haben das alles schon mal gehört. Ja, piepst Chuffy Chandler, aber so einen Knall haben wir noch nie gehört, was Jammy bestätigte.
    Dann kam Leutnant Hurley, den alten Hurly Burly nannten wir ihn, und sagte, wir würden verlegt. Wir glaubten alle, es geht rauf nach Messines, aber langsam merkten wir, daß wir dazu zu sehr nach Norden hielten, und schließlich bestätigte Hurley es, wir waren auf dem Weg zum Ypernbogen.
    Alle, die schon mal dort gewesen waren, brauchten nicht lange, um kein Wort mehr zu sagen. Auf der ganzen stinkenden, eitrigen Frontlinie wölbt sich der Bogen wie eine verdammte große Beule dem Feind entgegen. Hurley sagte, es wäre alles in Ordnung. Die Mine in Messines hätte die Südecke des Salient entfernt und man könne damit rechnen, daß innerhalb von wenigen Tagen, wenn nicht Stunden, ein Angriff folgen würde. Bis wir dort ankämen, wären die Hunnen wahrscheinlich schon voll dabei, sich zurückzuziehen. Und ich bin die Maienkönigin, sagte Jammy laut. Der Leutnant lachte. Er ist ein anständiger Kerl, und wir haben uns alle an seine kleinen Macken gewöhnt, z.B., daß er immer alles positiv sehen muß.
    Unser Lager war anfangs in der Nähe von Pop [20] , was prima war. Eier und Fritten im Café des Alliés mit einer schönen Runde Singen danach, wenn es einem gelang, sich um den Dienst zu drücken. Gluthitze, viele Fußballspiele, und ob man es glaubt oder nicht, Klein Gertie, der den Job gelandet hatte, dem Adjutanten Hauptmann Evenlode zu helfen, hatte sogar seine Cricketmannschaft auf die Beine gestellt, bis Jammy den einzigen Ball, den wir hatten, in den Fluß geschlagen hat. Das war das Ende. Schade, daß die Franzosen nicht spielen, sagte Gertie. Und die Jerries auch nicht, sagte ich. Wir hätten sie zu einem Spiel fordern können. Stimmt, sagte er, aber wenn die Jerries spielen würden, gäb’s diesen Krieg nicht.
    Vielleicht hat er ja einen Witz gemacht, aber ich glaube es nicht.
    Es mußte passieren. Gestern kam der Befehl, in den Bogen hineinzumarschieren. Erst mit der Bahn nach Ypern, dann sind wir nach Zillebeke, wo wir auf die Dunkelheit gewartet haben, bis wir weiter an die Front marschiert sind. Wir saßen am See und genossen den Sonnenschein, als Jammy plötzlich schreit: Koffer von links! Wo, zum Teufel, er herkam, weiß nur der liebe Gott. Wir hätten eigentlich gar nicht in Reichweite sein sollen. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher