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Der Wald ist schweigen

Der Wald ist schweigen

Titel: Der Wald ist schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Mustermann
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langen Gesprächen mit den Wengerts entschied die Mutter, dass es die beste Lösung in Lauras Interesse war, keinen Skandal zu verursachen, sondern ihre Tochter von der Schule zu nehmen. Zumal Laura selbst immer wieder betonte, dass sie die Lernerei für das Abitur sinnlos fand, und lieber eine Schreinerlehre machen wollte. Hannah Nungessers beste Freundin hat dann als Zwischenlösung ein freiwilliges soziales Jahr im Sonnenhof vorgeschlagen, wo ihr Bruder Vedanja, arbeitete. Danach wollten sie entscheiden, ob Laura doch noch das Abitur machen oder eine Lehre beginnen werde. Laura war einverstanden gewesen.
    »Ich konnte ja nicht ahnen, dass diese unselige Affäre noch weitergeht«, schließt Hannah Nungesser ihren Bericht. »Und dass Herr Wengert dann auch noch ums Leben kommt.«
    »Er wurde erschossen«, präzisiert Manni. Die meisten Menschen neigen dazu, vor dem Tod die Augen zu verschließen oder ihn sich zumindest schönzureden, und wenn er etwas im KK II gelernt hat, dann ist es, dass Zeugen weitaus williger aussagen, wenn man ihnen diese kleinen Fluchten vermiest.
    »Wir suchen übrigens immer noch nach der Tatwaffe«, fährt er fort. Was durchaus wörtlich gemeint ist, den ganzen Tag haben die Ks das Forsthaus auf den Kopf gestellt. Sicher ist sicher, auch wenn Diana Westermann ihre Aufmerksamkeit freiwillig auf die Flinte gelenkt hat und offenbar keinerlei Motiv für den Mord an Andreas Wengert hat.
    »Es könnte sein, dass die Tatwaffe aus dem Forsthaus stammt«, sagt Manni und sieht Laura an.
    »Diana hat bestimmt nichts damit zu tun!«
    »Aber sie sagt, dass ihre alte Hahndoppelflinte fehlt. Und du bist die Einzige, die wusste, wo sie die verwahrt.«
    Neue Tränenströme kullern. »Aber ich hab sie nicht weggenommen und nie, nie, nie hätte ich Andi umgebracht!«
    Und dabei bleibt Laura, sosehr sie auch bohren und fragen. Ja, sie hat Andi geliebt. Nein, niemand hat von ihren Treffen im Wald gewusst, nein, Andi ist nie im Sonnenhof gewesen, eine Darshan kennt sie nicht und ein Gewehr hat sie nicht gestohlen – Punkt. Um 23.14 Uhr bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Vernehmung zu beenden und Laura, die sich weigert, mit ihrer Mutter zu sprechen, in die Obhut des Rothaarigen zu geben, der sie zurück zum Sonnenhof fährt.
    »Ich hab unseren Staco-Kollegen nicht mehr erwischt«, sagt der Anfänger und tütet Lauras Zigarettenkippen ein. Manni schiebt das Protokoll der Vernehmung in seine Aktentasche.
    »Also kümmern wir uns morgen drum. Bringst du Frau Nungesser nach Hause?«
    Manni wartet, bis die Schlusslichter des Autos verschwunden sind, bevor er seinen Wagen startet und in Richtung »Rosi’s« lenkt. Hoffentlich wartet die Krieger wie verabredet auf ihn. Die Erkenntnis, dass ein Durchbruch immer noch in weiter Ferne liegt und dass das Verhör mit Laura Nungesser ohne die illegale Mitarbeit der Krieger noch viel unergiebiger gewesen wäre, stimmt ihn nicht froh.
     
    ***
    Als die Lichtkegel des VW-Busses die vertrauten Schemen des Sonnenhofs erfassen, kommt es Laura so vor, als seien sie eine Ewigkeit unterwegs gewesen. Die Fingerkuppe ihres linken Zeigefingers blutet, so heftig hat sie an der Nagelhaut gerissen. Geschieht ihr recht. Sie ist eine Null. Wieder einmal hat sie versagt. Sie hat ihr Versprechen nicht gehalten und Andi verraten. Vedanja stellt den Motor ab und dreht sich zu ihr um.
    »Deine Mutter hat ein Recht auf ein eigenes Leben, Laura. Aber ganz bestimmt will sie dich nicht verletzen. Sie liebt dich.«
    Laura bringt ein Geräusch hervor, das verächtlich klingen soll. Vedanja versucht den Arm um sie zu legen. Sie muss hier raus, möglichst unauffällig tastet sie im Dunkeln nach dem Türgriff. Zu spät erinnert sie sich, dass der kaputt ist, dass man die Beifahrertür des Busses nur von außen öffnen kann.
    Sie ertastet den Griff, zieht trotzdem daran. Nichts. Ihr Herz beginnt zu rasen.
    »Laura, Laura, Laura – warum machst du es uns so schwer?« Vedanja rückt noch ein Stückchen näher an sie heran. Sein Atem riecht sauer. Will er sie etwa küssen? Vergewaltigen? Oder einfach nur dazu zwingen, ihm zu erzählen, was sie der Polizei gesagt hat? Kaum hatten sie die Polizeiwache verlassen, hat er versucht, sie auszuhorchen, angeblich, weil das für den Aschram wichtig sei. Wen die Polizei verdächtige, was sie über Darshan gesagt hätten und so weiter und so fort. Die ganze Fahrt ging das so. Als ob sie das wüsste.
    »Lass mich los.« Sie hört selbst, wie schlapp das

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