geschrieben!«
Ungerührt spricht er weiter. »Samstagabend, das war der 10. Oktober. Der Tag, an dem dein Lehrer auf dem Hochsitz im Wald erschossen wurde. Dieser Hochsitz am Erlengrund war doch euer geheimer Treffpunkt, nicht wahr? Jedenfalls haben wir dort Zigarettenkippen gefunden und ich bin sehr sicher, dass es die gleichen sind wie die, die du gerade hier im Aschenbecher ausgedrückt hast. Unser Labor kann natürlich einen DNA-Test machen und der lügt nicht.«
Der Anfänger reagiert prompt und schiebt den Aschenbecher außer Reichweite des Mädchens, was dies mit flackernden Augen beobachtet.
»Wir haben auf dem Hochsitz auch die Splitter einer CD-Hülle gefunden, Laura«, sagt Manni. »Wenn wir deine Fingerabdrücke nehmen und deine CDs durchsuchen, was meinst du wohl, finden wir dann eine Übereinstimmung?«
Die CD-Hülle hat ihm die Krieger auch noch besorgt, aber das muss er ja im Moment nicht sagen. Er ist ziemlich stolz, wie es ihm gelingt, Judith Kriegers illegale Schnüffelei zu verbergen und sich dabei dennoch das von ihr erworbene Wissen zu Nutze zu machen, und ganz offensichtlich erfüllt seine Finte ihren Zweck. Das Entsetzen in den schönen Bernsteinaugen des Mädchens ist echt, und prompt beginnt sie zu weinen. Manni unterdrückt einen Seufzer. Müssen denn in diesem verdammten Fall wirklich alle dauernd flennen?
»Sie glauben doch nicht, dass meine Tochter …? Es ist vielleicht doch besser, wenn wir einen Anwalt kontaktieren«, sagt Hannah Nungesser, sichtlich bemüht, Haltung zu bewahren. Sie versucht, ihrer Tochter ein Päckchen Tempotaschentücher in die Hand zu drücken, doch die wedelt mit ihrer Hand, als gelte es eine Schmeißfliege zu vertreiben.
»Selbstverständlich ist es Ihr Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen«, sagt Manni. »Allerdings würde dies doch eine erhebliche Verzögerung mit sich bringen, die ich gern vermeiden würde. Wir betrachten Ihre Tochter ja nicht als Verdächtige, sondern als Zeugin. Es geht uns also lediglich darum, zu erfahren, was sie weiß, damit wir den Täter möglichst schnell überführen können.«
Während Hannah Nungesser offenbar noch nicht sicher ist, wie sie reagieren soll, zieht ihre Tochter plötzlich ausgiebig die Nase hoch und beginnt zu sprechen.
»Ja, ich hab Andi ein paarmal auf dem Hochsitz getroffen. Aber nicht am 10. Oktober, ganz ehrlich nicht. Und dieser letzte Brief, den Sie vorgelesen haben, der ist auch nicht von mir.«
»Dein Name steht aber drunter.«
»Eben.« Wieder zieht sie geräuschvoll die Nase hoch und ignoriert die Taschentücher, die ihre Mutter ihr erneut hinhält. »Ich hab meine Mails an Andi immer nur mit ›L‹ unterschrieben, wegen seiner Frau.«
Ein toller Trick, denkt Manni, blättert aber gottergeben durch die Mails. Sie hat Recht. Er vergleicht die Absender und unterdrückt einen Fluch. Warum hat das bis jetzt noch niemand gemerkt? Die letzte E-Mail hat sogar einen anderen Absender:
[email protected] statt
[email protected] wie die anderen, die wirklich alle nur mit »L« unterzeichnet sind. Er tippt mit dem Finger auf die letzte E-Mail und sieht den Anfänger an.
»Schau zu, dass du Staco-Steff erreichst. Der soll ermitteln, wo und auf wen diese gmx-Adresse registriert ist. Und lass dich bloß nicht abwimmeln, droh ihm mit Millstätt. Und bring Laura vorher einen neuen Aschenbecher, ja.«
Er sieht das Mädchen an. »Also gut, Laura. Du hattest also eine Affäre mit deinem Lehrer. Seit wann?«
»3. April.« Sie starrt auf ihre zerbissenen Fingerkuppen. »Seit unserer Klassenfahrt ins Allgäu.«
Manni nickt, das kann hinkommen, die erste Mail, die sie auf Andreas Wengerts Computer gefunden haben, stammt vom 16. April. Das, was Laura Nungesser stockend von ihrem Verhältnis erzählt, klingt beinahe wie eine Wiederholung des Berichts von Tanja Palm, mit dem Unterschied, dass Andreas Wengert den Kontakt mit Laura offenbar leichtsinniger organisierte. Jedenfalls, berichtet Laura Nungesser nach einem schnellen Seitenblick zu ihrer Mutter, sei sie oft bei ihm zu Hause gewesen, auch über Nacht, wenn seine Frau auf Reisen war. Überhaupt sei Juliane Wengert an allem schuld. Eines Tages ist sie früher von einer ihrer Dienstreisen heimgekommen und hat Laura und Andreas erwischt und danach ist alles den Bach runtergegangen.
»Frau Wengert war verständlicherweise außer sich«, schaltet sich Hannah Nungesser ein. »Und ich war gleichermaßen entsetzt. Er war schließlich Lauras Lehrer, eine Vertrauensperson.«
Nach