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Der Wald ist schweigen

Der Wald ist schweigen

Titel: Der Wald ist schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Mustermann
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Das Bergische Land macht seinem Namen alle Ehre, die meisten Häuser sind in irgendeinen Hang gebaut. Er nimmt die nächste Eingangstreppe in Angriff. Er fühlt sich topfit. Die Krieger mit ihren ewigen Zigaretten, wenn sie sich für diese Routinearbeit überhaupt interessieren würde, hätte sicher schon längst schlappgemacht. Hoffentlich kümmert sie sich wenigstens um die bundesweiten Vermisstenanzeigen. Manni kontrolliert seine Liste. Gute Arbeit, Kollege. Noch zwei Straßen und ein Bauernhof, dann kann er Unterbach abhaken und hat aus seiner Hypothese, dass das Opfer nicht von hier stammt, eine Gewissheit gemacht. Nicht, dass er ernsthaft mit einem anderen Ergebnis gerechnet hätte. Schließlich hat der Bursche auf dem Hochsitz zwei Wochen vor sich hin gegammelt und absolut niemandem hier hat etwas gefehlt. Es kann sich also nicht um einen Einheimischen handeln. Man verschwindet nicht einfach unbemerkt aus einem 1000-Seelen-Kaff. Und somit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter aus dem Schnellbachtal stammt. Die meisten Morde sind schließlich Beziehungstaten.
    Noch ein Haus und noch eines. Und wieder kein Ergebnis. Ob die Krieger wohl etwas rausfindet? Sehr motiviert wirkt sie nicht, am Morgen ist sie schon wieder zu spät zum Meeting im Präsidium gekommen und trotzdem hat sie es irgendwie hingekriegt, dass es so wirkt, als leite sie die Ermittlungen. Einen Moment lang fühlt Manni sich frustriert. Ich mache hier den Laufburschenjob, denkt er, und was soll das schon bringen. Selbst wenn der Mörder hier in Unterbach leben würde – er wird Manni bestimmt nicht die Tür öffnen und sagen, hey, ja, jetzt, wo sie fragen – meine Frau vermisst ihren Liebhaber, und übrigens, ich war’s. Es ist nicht fair, dass Axel Millstätt die Krieger so protegiert. Es stinkt ihm, dass die Krieger sich nicht an die Regeln hält, da ist sich Manni sicher, und trotzdem lässt er sie gewähren. Früher, als Manni noch bei der Sitte in Essen Dienst schob, soll die Krieger ein echter Knaller gewesen sein, heißt es im Präsidium. Killerinstinkt und so. Jetzt kommt sie ihm die meiste Zeit abwesend vor, zu hochnäsig, mit ihm zu reden, und die ausgehungerte Art, mit der sie an ihren stinkenden, selbstgedrehten Zigaretten saugt, geht ihm auf die Nerven. Nach dem ersten gemeinsamen Tag mit ihr hat er Axel Millstätt darum gebeten, wieder in die Soko Jennifer versetzt zu werden. Aber Millstätt war unnachgiebig. Ich habe Rossmann gefragt, wen er entbehren kann, und er hat dich genannt. – Was soll das heißen, Rossmann kann mich entbehren? Ich habe doch wie der Teufel ermittelt, genauso wie alle anderen? – Reg dich ab, Manni, einer musste nun mal abgezogen werden und außerdem finde ich, dass du und die Krieger ein gutes Team abgebt. – Aber sie ist … -Es ist entschieden, Manni. Und außerdem: Die Ermittlungen zu zweit bieten dir eine Menge Bewegungsspielraum. Zeig, was du kannst, und das wird sich mit Sicherheit in deiner nächsten Beurteilung wiederfinden.
    Der Gedanke an eine baldige Beförderung gibt Manni neuen Elan. Bewegungsspielraum, ja, weiß Gott, den hat er. Denn mehr und mehr scheint sich die Krieger in die Überzeugung zu verrennen, dass das Opfer vom Sonnenhof stammt. Brütet kettenrauchend in ihrem Büro und telefoniert sich durch die Adresslisten, die sie im Sonnenhof einkassiert haben. Will einfach nicht einsehen, dass sie sich da in etwas verrennt. Soll sie doch. Manni trabt zum nächsten Haus, vergleicht den Namen auf seiner Liste mit dem auf dem Klingelschild und drückt auf den Messingknopf. Die Frau, die ihm öffnet, hat einen rosa geblümten Nylonkittel an und hält einen Staubwedel in der Hand.
    »Frau Petra Weißgerber?«
    »Ja?«
    »Kriminalpolizei. Korzilius mein Name. Entschuldigen Sie die Störung, aber wir benötigen Ihre Mithilfe. Kennen Sie einen jungen, blondhaarigen Mann, der seit etwa zwei Wochen verschwunden sein müsste?«
    »Der Tote im Wald?« Sie sieht ihn mit runden braunen Kuhaugen an, die nicht so recht zu ihren strohblonden Dauerwellen passen. Er nötigt sich ein ermunterndes Lächeln ab.
    »Blonde, lange Haare. Vermutlich um die 30 Jahre alt.«
    »Nein, ich wüsste nicht, wer das sein soll.« Sie lächelt nun ebenfalls, reflexartig höflich wie die meisten Frauen.
    »Ist Ihnen sonst irgendetwas aufgefallen, was mit dem Mord in Zusammenhang stehen könnte?«
    Sie kaut auf ihrer Unterlippe, was ihr Gesicht noch kuhäugiger aussehen lässt.
    »Ich weiß nicht, was sollte das

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